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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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zusammenfallen. So ein unverschämter Lackl, so ein unverschämter!«
    Ich gehe zu dem kleinen Kiosk neben dem Eingang und kaufe der Haslinger einen Schokokäfer auf einem Glückspfennig, damit sie ihn sich auf den Computer kleben kann.
    »Passt schon«, nickt sie mir zum Abschied zu, »wir Chiemgauerinnen müssen zusammenhalten.«
    Der Dampfer von Prien mahlt sich um kurz vor vier ungerührt durch den Sturm zurück auf die Insel, und ich komme gerade rechtzeitig, um Schwester Sebastianas Laptop aufzuklappen. Meine Hände zittern, als ich in den Computer winke.
    »Oliver, endlich!«
    Sogar in dem zeitverzögerten Bild der Webcam sieht er mit seiner David-Beckham-Frisur und dem Siegergrinsen absolut phänomenal aus.
    »Oliver! Du glaubst nicht, was hier los ist. Ich kann heute Abend leider noch nicht zurück nach München!«
    »Was ist passiert?« Oliver stützt sich mit beiden Händen auf, von Grinsen keine Spur mehr. »Ist was mit dem Auto?«
    »Nein, nein, dein Porsche ist in Sicherheit«, berichte ich absolut wahrheitsgemäß, denn so eine Kfz-Verwahrstelle ist bestimmt einbruchsicher. »Wir wissen nur immer noch nicht, wo Tante Caro ist, in der Reha oder im Urlaub oder sonst wo. Aber ich glaube, dass so ein Finanzheini versucht …«
    »Muss das denn sein?«, unterbricht mich Oliver. »Du bist doch sonst so auf Zack – was dauert da so lang? Bist du krank?«
    »Mir geht es gut«, versichere ich und schiele auf das kleine Fenster rechts unten, das mich selbst zeigt.
    »Du siehst aber nicht danach aus«, meint Oliver wenig charmant. Er hat leider recht, ich sehe in der Tat aus wie aus dem Putzeimer gezogen: das Gesicht fahl, die Nase rot und die Haare nicht gelockt, sondern struppig. Ich rutsche ein bisschen weiter von der Webcam weg, ins Halbdunkel. Um die Sprache auf Erfreulicheres zu bringen, frage ich höflich: »Und, wie lief Lilas Vorsprechen am Freitag?«
    »Öhm«, macht Oliver, »geht so. Sie, äh, sie hatte einen kleinen accident vor dem Casting und ist nicht genommen worden.«
    »Aber hast du mit ihr geredet? Wegen uns, meine ich?«
    »Natürlich nicht! Ich sag doch, sie hatte einen Unfall!«
    »Oh.« Diesmal muss ich nicht nachsehen, ich merke auch so, wie mein Gesicht noch ein Stück blasser wird.
    »Klar, dass du sie da schonen willst«, lüge ich und zwinge mich zu einem tapferen Lächeln. »Was ist ihr denn passiert?«
    »Ich glaube nicht, dass es Lila recht ist, wenn ich dir das erzähle.«
    Zu wem hält der eigentlich – zu mir oder zu seiner Frau? Meine Mundwinkel sacken nach unten, und ich schaffe es beim besten Willen nicht, sie noch einmal nach oben zu ziehen. Ich wickle mir eine Haarsträhne um den Finger und ziehe daran, bis es wehtut. Soll ich es aussprechen und Oliver unterstellen, dass er mich einfach nur hinhalten will? Aber wenn Lila wirklich einen Unfall hatte, dann stehe ich als rücksichtlose Person da, die sich außerdem einfach so Urlaub nimmt …
    »Aber – warum ist sie eigentlich immer noch in Los Angeles, wenn sie die Rolle nicht bekommen hat und es ihr nicht gut geht?«, frage ich deshalb nur vorsichtig nach. »Soll ich vielleicht sofort kommen, und wir sagen ihr zusammen, dass du dich von ihr trennen willst?«
    Ich merke sofort an Olivers Gesichtsausdruck, dass er sich heute nicht von mir unter Druck setzen lassen wird.
    » No way. Lila braucht Ruhe, sie kann jetzt nicht nach Hause. Wir werden sehen, ob es überhaupt Sinn macht, dass du nach L.A. kommst.«
    Ich hole scharf Luft, als hätte mich Oliver gerade in eiskaltes Wasser geschubst. Er muss mir ansehen, dass ich kurz davor bin, meinen größten Trumpf aus dem Ärmel zu ziehen, denn so eine Verkaufsleitung wie mich wird er auf die Schnelle nicht noch einmal finden. Er lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Du kannst dich übrigens gerne bei Auto Wagner in Grünwald bewerben. Die werden sich wundern, wenn in deinem Zeugnis steht, dass dir gerne mal am Sonntag einfällt, den nächsten Tag freizumachen.«
    Ich atme tief und langsam aus und beschließe, dass jetzt nicht der richtige Moment ist, eine Szene zu machen, schließlich kann ich mich jetzt schlecht auf Olivers Schoß setzen und ihn mit den üblichen Argumenten zur Vernunft bringen. Also schlucke ich einfach so oft, bis ich keinen bitteren Geschmack mehr im Mund habe, fahre mit den Händen übers Gesicht und trompete so munter wie möglich: »Bei Wagner bewerben? Ach Oliver, das würde ich nie tun, du weißt, wie gerne ich bei dir arbeite! Schade übrigens,

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