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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Rezeptionistin legen sich in erfreute Speckfalten, und wir gleiten tatsächlich unbehelligt durch das Haus. Bis am Ende eines langen Ganges eine Glastür auf unseren Druck hin nicht nachgibt.
    »Hier ist es«, sagt Helga. »In dieser Abteilung liegt sie.«
    Wir bleiben in unverfänglicher Andacht stehen, bis uns ein Pfleger mit Wahnsinnsbizeps und blauem Kittel entgegenkommt und mit einer Karte durch ein Lesegerät neben der Glastür ratscht.
    »Gott mit Ihnen, junger Mann. Wir hätten eine Frage«, verneige ich mich.
    »Jo?« Der vierschrötige Kerl bleibt misstrauisch stehen. Der Sprache und der Figur nach kommt er eindeutig aus dem gleichen Stall wie Arnold Schwarzenegger.
    »Sie haben im Haus doch sicher eine Kapelle.«
    »Woll, woll«, grunzt er.
    »Können Sie mal gucken, ob da frische Blumen drin stehen?«
    »Wos?«
    »Das ist sehr wichtig. Für den heiligen Antonius. Wenn nicht, dann besorgen Sie bitte davon welche, der Rest ist dann für Sie.«
    Der Pfleger schaut in den Umschlag, und wir Nonnen stehen im Halbkreis um ihn herum und blicken ihn hochheilig an. Aber er lässt nur die Muskeln an seinen Oberarmen spielen und rührt sich ansonsten nicht von der Stelle. Kati wirft mir mit halb gesenkten Lidern einen Blick zu und nickt kaum merklich.
    »In Ihrem Dorf gibt’s doch bestimmt auch eine Kapelle«, mache ich einen weiteren Versuch.
    »Scho.«
    »Dann besorgen Sie hierfür doch bitte auch ein paar Blümchen. Und es wäre gut, wenn Sie das sofort erledigen könnten. Kann ruhig dauern, Ihre Patienten sind sicher allesamt wunderbar ruhiggestellt.«
    »Scho«, murmelt der Pfleger und guckt abwartend in die Runde.
    Ich ziehe den letzten Umschlag aus meiner Nonnentasche und lächle verbindlich. Tatsächlich, Pfleger-Arnie versenkt die zwei Umschläge in seiner Hose und entfernt sich mit schweren Schritten. Aber Helga will ihm hinterher.
    »Die Tür! Er muss uns die Tür öffnen!«
    »Nein, muss er nicht, lass ihn gehen!« Kati hält sie am Ärmel fest. »Ich habe seine Karte.«
    »Wie bitte?«
    »Seine Zugangskarte. Die war in seiner Hosentasche.« Die Fischerin hebt engelsgleich die Hände. »Da ranzukommen war auch nicht schwerer, als einen Knoten aus dem Netz zu machen.«
    Tante Caros Zimmer ist das letzte am Gang. Meine Hand zittert leicht, als ich sie auf die Türklinke lege, und Kati krallt ihre Hände ängstlich in meine Klosterschwestermontur.
    »Macht schon«, flüstert Helga, und ich bin sehr froh, dass wir die Ärztin dabeihaben. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Das Zimmer wirkt noch gespenstischer als der leere Korridor. Schließlich liegt ein Mensch darin, von dem nichts zu hören und kaum etwas zu sehen ist, und das monotone pscht-pscht-pscht des Sauerstoffgeräts ist noch gruseliger als die Stille von vorhin.
    »Tante Caro? Hörst du mich?«
    Ich trete ans Bett und halte mich an den Metallstreben fest, die mehr nach Käfig als nach Schutz aussehen, und das weißhaarige Vogelköpfchen, das auf dem Kopfkissen liegt und nach oben zur Decke schaut, bewegt sich ein kleines bisschen in meine Richtung. Allerdings muss Tante Caro beim Anblick der drei Klosterschwestern, die sich über ihr Bett beugen, wohl annehmen, das wir gekommen sind, um sie ins Jenseits abzuholen, denn sie flüstert ein kaum hörbares »Amen« und schließt die Augen.
    »Nein«, rüttle ich sie zart und fühle Tränen in meine Augen steigen, »ich bin es, die Josepha, deine Nichte! Wir sind gekommen, um dich nach Hause zu holen. Auf die Fraueninsel!«
    »Tramal! Also Morphium«, grunzt Helga gerade verächtlich, »ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das wirklich braucht.« Sie entfernt kurzerhand das Röhrchen der Infusion aus dem Zugang auf Tante Caros Handrücken und legt eine energische Betriebsamkeit an den Tag. Sie zieht eine Spritze auf, »zum Blutdruckstabilisieren«, und entkoppelt beherzt den Zugang für den Sauerstoff. Als sie die zwei Schläuche aus Tante Caros Nase zieht, halten Kati und ich den Atem an, als würden auch wir uns schwertun, aus eigener Kraft Luft zu holen, und Tante Caro greift sich an den Hals und öffnet erschrocken den Mund.
    »Super«, brüllt Helga, »und jetzt weiteratmen, alle miteinander.« Und Tante Caro läuft nicht blau an, sie japst nur kurz wie ein Fisch auf dem Trockenen und holt dann tatsächlich Luft, einmal, zweimal, es rasselt ein bisschen, aber jetzt lächelt sie leicht, und ich merke, wie auch mir die Lungen weit werden vor Erleichterung. Ich fasse die kalte, trockene Hand

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