Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)
authentischer für einen, der tut, als wär er von der Credit Suisse . Er hat gesagt, er wartet oben am Ortsausgang auf uns.«
Wir starten und fahren Kolonne Richtung Norden, vorn der Porsche mit zwei Klosterschwestern in Gestalt von mir und Kati, gefolgt vom behäbig gleitenden Krankenwagen mit Dieter hinterm Steuer, der immer wieder nervös seine Mütze lupft und sich die blanke Kopfhaut kratzt und Klosterschwester Helga, neben sich sitzen hat. An der Schulbushaltestelle gegenüber vom Ortsschild wartet ein schickes schwarzes Auto. Es blinkt auf und reiht sich zwischen mir und Dieter ein.
Ich hebe die Hand, um David zu begrüßen, und verstelle den Rückspiegel ein paar Millimeter, um ihn besser sehen zu können.
»Aber«, meine ich dann perplex zu Kati, deren Sommersprossen noch mehr zur Geltung kommen, wenn ihr die roten Locken nicht ins Gesicht hängen, »der ist ja nicht allein!«
»Ja, er hat gemeint, die Credit Suisse tritt immer zu zweit beim Kunden auf, wegen eventueller späterer Zeugenaussagen vor den Finanzbehörden.«
Ich betrachte den ziemlich athletisch aussehenden Mann neben David. Sehr kurze Haare, Hemd, Krawatte, Sakko. Ein Banker, zweifelsohne.
»Okay«, entgegne ich zweifelnd, »aber war es denn so schlau, noch jemanden einzuweihen?«
»Wieso einweihen?«, meint die Kati. »Das ist der Basti.«
Der Schweizer Saab verfehlt den Porsche nur um ein paar Millimeter, und Dieter muss ins Feld ausweichen, um einen Auffahrunfall zu vermeiden.
»Bist du total beknackt, so zu bremsen?«, schreit er. »Weißt du, was die alte Mühle wert ist?«
Ich habe aber keine Zeit, mich um die Sorgen eines Oldtimerfans zu kümmern, sondern springe aus dem Porsche und sehe mir fassungslos Davids Beifahrer an, der dem jungen Mann auf dem Foto neben Tante Caro verdammt ähnlich sieht. Wie viel schmäler er wirkt, wenn die Wolle weg ist. Und wie viel jünger, nur die zwei Falten zwischen Mundwinkeln und Nase geben ihm etwas Entschiedenes.
»Basti, warum, ich meine, äh?«, stottere ich.
»Die Federlein tät mich doch sonst erkennen«, erklärt er und grinst, als hätte er nie Sorgenfalten gehabt. Wenn er lacht, sieht er aus wie ein Lausbub.
»Aber ich – ich hatte mir gerade angewöhnt, deinen Bart zu mögen!«
»Mei, dann gewöhnst es dir halt wieder ab«, meint der Lausbub ungerührt und gibt David ein Zeichen, weiterzufahren.
Den kompletten Weg bis zur Salzburger Autobahn hänge ich mit den Augen so sehr im Rückspiegel, dass der Saab sich irgendwann vor uns setzt.
»Stopp!«, schreit Kati, als ich David und Basti beinahe auf die Auffahrt nach Heiligenruh folge. »Wir hatten doch fünf Minuten Vorsprung für die Jungs ausgemacht! Herrgott, Basti hat sich die Haare abgeschnitten, na und? Kannst du dich bitte konzentrieren?«
Sie hat recht, und ich setze mich aufrecht hin und schalte die Stoppuhr meines Handys ein. Dieter bleibt mit dem Notarzt-Chevrolet an der Auffahrt stehen, aber Helga, Kati und ich fahren nach fünf Minuten hinterher, stellen den Porsche auf den Besucherparkplatz und warten. Die SMS von David kommt wie geplant. »SIND IM BÜRO. TRICK MIT STEUERSÜNDERKARTEI KLAPPT!!!!«
Geschlossen betreten wir Nonnen als schwarze Woge das Foyer von Heiligenruh .
Besucher und Bewohner heben kurz den Kopf, es ist viel mehr los als das letzte Mal, als ich mit Basti und der Lechner-Oma spätabends hier war, aber niemand spricht uns an. Ich mache die Probe aufs Exempel und gehe um einen gigantischen Adventskranz herum zur Rezeptionistin.
»Grüß Gott. Wir kommen im Auftrag des heiligen Antonius, ist Frau von Federlein zu sprechen?«
»Nein, die ist gerade in einer dringenden Besprechung!«, wimmelt mich die korpulente Dame ab, aber ich nicke zufrieden, denn David und Basti eröffnen Frau von Federlein in einem diskreten und dringenden Beratungsgespräch wahrscheinlich gerade, dass Schweizer Banken sehr bald gezwungen sein werden, pikante Kontodetails von Bergmann und ihr an die deutschen Behörden durchzugeben.
»Wir möchten hier in der Kapelle kurz eine Kerze zur Ehre des heiligen Antonius aufstellen, damit hier im Haus ab sofort nichts mehr verloren geht.« Ich halte unseren ersten Umschlag vor das Bulldoggengesicht hinter der Glasscheibe.
»Wie dieser Umschlag zum Beispiel. Den haben wir gerade vor Ihrem Tisch gefunden. Der gehört doch sicher Ihnen? Sehen Sie! Das Seelenheil der Bewohner von Heiligenruh liegt Ihnen doch sicher genauso am Herzen wie uns, nicht wahr!«
Die Backen der
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