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Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition)

Titel: Betthupferl: Roman (Fraueninsel-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Bahre in die Schienen des Innenraums zu schieben, »die Räder haben blockiert! Die Bahre hättest du ruhig mal überprüfen können!«
    »Jetzt bleib du mal im Slip, Joe«, brüllt Dieter und knallt die linke Hälfte der Ladeluke zu, »ich bin Autoschrauber und kein Sanni! Schau lieber hinter dich!«
    »So redet man nicht mit einer Klosterschwester«, schreie ich, drehe mich aber um und kann gerade noch mein Köpergewicht auf den linken Turnschuh verlagern, um mit dem rechten Bein im Spagat nach oben zu gehen. Das muss ich tun, um den berühmten Atakan-Move ausführen zu können, den von unten nach oben geführten Halbkreis mit dem rechten Fuß, der der Federlein die Dose mit dem CS-Gas in dem Moment aus der Hand schlägt, als sie abdrücken will. Nur hat Atakan mir nie verraten, was man mit ein paar Quadratmeter Klostertracht macht, die sich einem um die Beine wickeln, und ich komme nicht so glatt auf die Füße, wie ich das gelernt habe. Die Federlein hat Zeit, sich nach dem Spray zu bücken, aber ich stehe jetzt wieder sicher und packe sie von hinten mit beiden Händen, nicht am Hals, sondern an der dreireihigen Perlenkette, die über ihrem Chanel-Blazer liegt. Ein Ruck, und tatsächlich, als die kostbaren Kugeln nur so um uns herumspringen, geht meine Rechnung auf.
    »Meine Tahitiperlen!«
    Huberta geht auf alle viere, um den Boden nach ihren Schätzen abzutasten. Und während sich Pfleger-Arnie, vom Schmied in die Buchsbaumhecke befördert wie eine leere Bierdose, aus dem sperrigen Grün zu befreien versucht, werfe ich im Laufen Basti den Porscheschlüssel zu und springe neben Helga auf die rot bezogene Arztbank neben der Bahre, und verriegle die rechte Tür von innen. Unsere Karawane setzt sich in Bewegung. Aber am Ende der Ausfahrt hat sich ein ferngesteuertes Tor in Bewegung gesetzt, es schiebt sich hinter dem Saab und vor uns über die Straße.
    »Gib Gas!«, schreie ich. »Die wollen uns einsperren!«
    Dieter schafft es, uns durch die kleiner werdende Lücke zu manövrieren, und dicht hinter uns schlägt Basti mit dem Porsche einen sensationellen Haken, bevor das Tor einen Millimeter hinter ihm in die Verankerung kracht.
    Ich vollführe im Krankenwagen einen Eins-a-Freudentanz, soweit das zwischen Bahre und Arztbank möglich ist: Tante Caro lebt, und wir sind unterwegs nach Hause.

Der alte Chevrolet schlingert ein bisschen in den Kurven, Helga steckt das Blutdruckmessgerät wieder weg und legt die Sauerstoffflasche mit der Atemmaske neben sich.
    »Geht’s?«, fragt sie vorsichtig, und Tante Caro schlägt die durchscheinenden Lider auf, ihre Augen wandern von mir zu Helga und zurück, und ich habe den Eindruck, dass sie von einer Minute zur anderen klarer werden.
    »Wenn sie Probleme beim Atmen hat«, weist Helga mich an, »dann sagst du mir sofort Bescheid!«
    Sie kraxelt über die Sitzlehne nach vorn zu Dieter, was ihr wegen ihrer beachtlichen Oberweite und der vielen Meter Walla-Walla-Ordenstracht nicht besonders leichtfällt. Tante Caro, immer noch eingemummelt in der Heiligenruh -Bettdecke, ist an den Füßen und über der Brust mit zwei Gurten fixiert, aber ihre Hand gleitet suchend über die Bettdecke, bis ich sie nehme und festhalte.
    »Da bist du ja«, haucht sie. »Es tut mir leid.«
    Ich schaue kurz aus dem Fenster, unsere Route führt über die Landstraße statt über die Autobahn. Wir fahren gerade durch irgendeinen adventlich geschmückten Ort, es wimmelt von Menschen in Wintermänteln und bunten Einkaufstaschen.
    »Mir auch«, meine ich dann und wende mich meiner wiedergefundenen Patentante zu. »Mir tut es auch leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe.«
    »Das ist schon okay, du bist jung. Aber ich sollte besser wissen, was ich tue. Aber dann …« Tante Caro schluckt trocken, und ich lege den Finger an die Lippen, aber sie flüstert weiter. »… dann bin ich dagestanden mit meiner Minirente und den laufenden Kosten. Und darum hab ich beim Bergmann unterschrieben, denn der hat gesagt, dass er mich versorgt, bis ich sterbe. Eigentlich wollte ich dir das Haus vererben. Aber du hättest nur Schulden bekommen …«
    »Mach dir keine Sorgen, ich weiß Bescheid«, flüstere ich beruhigend und beuge mich ganz nah zu Tante Caros Gesicht. »Der Bergmann ist ein Schuft. Der hat dir den Hochrisikofonds vorsätzlich angedreht, um dich finanziell zu ruinieren. Damit er dich danach in der Hand hat.«
    »O Gott, Spatzl! Der kommt mich sicher wieder holen!«
    »Pscht«, mache ich, weil ich sehe,

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