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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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funktionieren, dann wäre es natürlich nur eine Zeitfrage, bis dem einheimischen Pöbel das nicht verbrauchte SojSynth einfiel, das sich noch irgendwo hinter dem Fließband befinden mußte. Billy mußte noch andere Vorratslager haben. In den Wäldern? Möglicherweise.
    »Wird euch irgend jemand behelligen, dich und Annie und Lizzie, weil ich euch so oft besucht habe? Auch wenn ich jetzt nicht mehr komme?«
    Er schüttelte den Kopf. »So sin’ die Leute nich’.«
    Was ich bezweifelte. »Wäre es nicht besser, Lizzie hierherzubringen?«
    Sein faltiges Gesicht wurde störrisch. »Nur wenn’s nich’ anders geht. Is’ besser, ich hole nur Essen un’ was wir sonst noch brauchen von hier.«
    »Dann sollte sie wenigstens das Terminal und die Kristallbibliothek, die sie von mir bekommen hat, verstecken.«
    Er nickte und stand auf. Seine Knie zitterten nicht mehr. Er griff nach seinem Baseballschläger, und ich umarmte ihn – so lang und fest, daß er vor Verblüffung ein wenig schwankte. Oder vielleicht kam das nur davon, weil ich ihn ein bißchen aus dem Gleichgewicht brachte.
    »Vielen Dank, Billy.«
    »Gern geschehen, Frau Doktor Turner.«
    Er gab mir noch den Code für den Lieferanteneingang und krabbelte dann vorsichtig hinaus. Ich machte mir ein Nest aus Decken auf dem Boden, setzte mich hin und zog den Handmonitor aus dem Overall. Der Peilsender, den ich tief in seine tiefste Tasche gesteckt und dort festgedrückt hatte, als er schwankte, zeigte Billy auf dem Weg zurück zu Annies Wohnung. Heute würde er nirgendwohin sonst gehen. Und in den nächsten Tagen. Aber wenn er es tat, dann wollte ich es wissen.
    Rex, der vor Paul und nach Eugene kam, hatte einst eine interessante Ansicht über Organisationen zum besten gegeben. Grundsätzlich gäbe es auf der ganzen Welt nur zwei Arten von Organisationen, hatte Rex gesagt. Wenn beim ersten Typus von Organisation die Leute die Regeln nicht befolgen oder sonstwie stören, dann können sie hinausgeschmissen werden. In der Folge hören sie auf, Teil der Organisation zu sein. Unter diesen Typus fallen Fußballmannschaften, Firmen, Privatschulen, Sportclubs, Religionen, genossenschaftlich betriebene Enklaven, Ehen und die Börse.
    Wenn die Leute hingegen beim zweiten Typus von Organisationen die Regeln nicht befolgen, dann können sie nicht hinausgeschmissen werden, weil es keinen Ort gibt, wohin man sie hinausschmeißen könnte. Wie nutzlos, unangenehm oder gefährlich die ungeliebten Mitglieder auch sind, die Organisation hat sie für alle Zeiten am Hals. Unter diesen Typus fallen Hochsicherheitsgefängnisse, Familien mit unerträglichen Neunjährigen, Pflegeheime für aufgegebene Fälle und Länder.
    Hatte ich gerade miterlebt, wie mein Land eine ganze ungewollte, unangenehme Stadt von Wählern, die brav die Regeln befolgten, hinausschmiß?
    Die meisten Macher waren nicht herzlos. Doch bei verzweifelten Menschen – und ganz besonders bei verzweifelten Politikern – soll es schon vorgekommen sein, daß sie Dinge taten, die sie ansonsten nie getan hätten.
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und sah zu, wie die vollautomatisierte Küche SojSynth in Schokoladekekse verwandelte.

 
    11
    Billy Washington:
    East Oleanta
     
    Schon am Tag, nachdem halb East Oleanta das Lagerhaus zerlegt hatte, fingen sie an, Futter mit’m Flugzeug reinzubringen.
    Genau wie ich’s der Frau Doktor gesagt hatte, es sin’ hier nich’ alle so. Bloß ‘n paar von den kleinen Taugenichtsen un’ Leute wie Celie Kane, wo so un’ so immer am Überkochen sin’. Un’ auch ‘n paar gute Leute, denen’s einfach mal reichte, un’ da kriegten sie eben zeitweilig ‘nen Rappel. Als das Flugzeug anfing, tagtäglich aufzutauchen, beruhigten sich alle wieder; brachte zwar keine anderen Sachen als Lebensmittel, das Flugzeug, aber immerhin. Die Tech, wo die LieferRobs unter sich hatte, die grinste freundlich un’ sagte: »Mit besten Empfehlungen von Kongreßabgeordneter Janet Carol Land.« Aber sie hatte drei SicherheitsRobs bei sich, un’ dazu ‘n bläulichen Schimmer, wo Frau Doktor Turner sagte, es wär’‘n persönlicher Schild in Militärausführung.
    Kaum ‘ne Stunde, nachdem die Frau Doktor aus der Speisekammer hinter der Küche ausgezogen war, marschierten die LieferRobs rein. Grade, daß keiner sie dort erwischte. »Ganz Rom trifft sich auf dem Forum«, sagte sie; damit konnte ich rein gar nichts anfangen. Zog wieder zurück ins Staatsrepräsentantin-Anita-Clara-Taguchi-Hotel,

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