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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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–, und daß ich der Meinung war, daß der Duragem-Spalter von dort seinen Ausgang genommen hatte. Daß ich etlichen Einheimischen bei ihren Waldwanderungen gefolgt war, in der Hoffnung, auf Eden zu stoßen, jedoch nie einen Hinweis darauf entdeckt hatte, und daß ich jetzt davon überzeugt war, daß niemand wußte, wo und ob überhaupt dieser geheimnisvolle Ort existierte.
    Das letztere entsprach nicht ganz der Wahrheit. Ich hatte Billy Washington immer noch im Verdacht, etwas zu wissen. Aber das wollte ich Colin Kowalski, dem ich halbwegs über den Weg traute, direkt sagen und nicht Charlotte Prescott, der ich absolut nicht über den Weg traute. Sie erinnerte mich an Stephanie Brunell. Und Billy war zwar ein ungebildeter, nervtötender alter Mann, aber er war kein rosa Hund mit vier Ohren und übertrieben großen Augen, und ich würde nicht zusehen, wie er von einem metaphorischen Balkon stürzte.
    »Warum haben Sie nicht«, fragte Prescott, »über Ihren Aufenthaltsort und über Miranda Sharifis mutmaßlichen Aufenthaltsort Bericht erstattet, sobald Sie in East Oleanta eingetroffen waren? Oder sogar noch von unterwegs?«
    »Ich war ziemlich sicher, daß der SuperSchlaflosen-Außenposten jegliche Technik, derer ich mich bediente, abhören konnte.«
    Das hatte Hand und Fuß; nicht einmal die AEGS selbst bildete sich ein, den SuperS bei irgendeiner Erfindung auch nur eine Nasenlänge voraus zu sein. Prescott zeigte keine Reaktion.
    »Sie handelten damit gegen jede von der Behörde vorgeschriebene Vorgangsweise.«
    »Ich bin keine ständige Agentin. Ich bin Sonderbeauftragte von Colin Kowalski, mit dem Status Informantin. Sie hätten keine Ahnung von meiner Existenz, wenn er Sie nicht davon in Kenntnis gesetzt hätte.«
    Immer noch keine Reaktion. Sie hatte die Fähigkeit, wie manche Reptilienaugen eine schützende Membran zwischen sich und gerade vorbeiwehenden Sand zu ziehen. Ich durchschaute sie – ihre Begrenztheit, die geistige Starre, die aus der automatischen Annahme eigener Überlegenheit entsprang. Und doch konnte ich nicht umhin, mich neben ihr wertlos zu fühlen, auf eine Weise wertlos, wie ich mich seit Monaten nicht gefühlt hatte: ich mit meinem zerknautschten türkisfarbenen Overall und den verwilderten Haaren – und sie mit dem Flair einer Holovid-Werbung für die Enklave Central Park Ost! Sogar ihre Fingernägel waren perfekt: GenMod-Rosa, so daß sie nie lackiert werden mußten!
    Die Fragen gingen weiter. Von Billy abgesehen, beantwortete ich sie so ehrlich wie nur möglich. Meine Stimmung, die ziemlich lausig war, hob das nicht. Ich tat für mein Land, was ich tun mußte, was getan werden mußte, was richtig war und patriotisch – dreimal hip-hip-hurra! Nein, ich meine das gar nicht zynisch – es war richtig! Warum fühlte ich mich dann so beschissen?
    Colin Kowalski traf um etwa neun Uhr abends ein. Ich stand immer noch unter Hausarrest oder was immer, aber Charlotte Prescott waren anscheinend die Fragen ausgegangen. Das Transportband in der Cafeteria war jetzt wieder in Betrieb und versorgte eine unersättliche Schlange von Hungrigen, die neugierig den Y-Schild anstarrten, der sie in der Hälfte ihrer Cafeteria zusammendrängte, aber nichts sehen konnten, weil man die äußere Schicht des Schirmes nach innen zu undurchsichtig gemacht hatte.
    »Colin! Bin ich froh, daß du hier bist!«
    Er war wütend, verbarg es nicht, hielt es aber unter Kontrolle. Ich gab ihm je einen Gutpunkt, für alle drei.
    »Du hättest mich schon im August kontaktieren sollen, Diana! Möglicherweise hätten wir die Freisetzung des Duragem-Spalters schon früher verhindern können!«
    »Könnt ihr sie jetzt verhindern?« fragte ich, aber er antwortete nicht. Damit ließ ich mich nicht abspeisen. Ich packte ihn an den Rockaufschlägen – oder was sich bei der neuesten Herbstmode eben so nennt – und sagte langsam und mit größtmöglicher Deutlichkeit: »Ihr habt also etwas gefunden. Schon jetzt. Colin, du mußt mir sagen, was ihr bis jetzt gefunden habt! Du mußt einfach! Ich habe euch so weit gebracht, und es gibt keinen vernünftigen Grund, es mir nicht zu sagen! Du weißt genau, daß in diesem Moment da draußen schon jede Menge Reporter herumschwirren!«
    Er machte einen Schritt zurück und befreite seine Rockaufschläge aus meinem Griff. Billy und Doug Kane und Jack Sawicki und Annie und Krystal Mandor hatten einander andauernd betatscht, und jetzt stellte ich erschrocken fest, wie rasch ich den Widerwillen von

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