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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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aufgehört, blinde Zerstörungswut, wie beispielsweise den Duragem-Spalter, zu verbreiten. Trotz der unveränderten wirtschaftlichen Schwierigkeiten bekam das Land jetzt wenigstens die Chance, sich wieder zu erholen – nachdem der Zeitmechanismus bei allen bereits freigesetzten Spaltern die vorher festgelegte Anzahl von Reproduktionen abgewickelt hatte. Zwölfjährige Mädchen konnten wieder essen; alte Männer würden sich nicht mehr durch den Tiefschnee entlang unbefahrener Bahntrassen kämpfen müssen, um letzten Endes ihrer Lebensmittel wegen überfallen zu werden. Ich hatte doch bekommen, was ich wollte!
    Irgend etwas stimmte ganz und gar nicht.
    Die Wachen verließen gerade Annies Wohnung. Ich ging auf dem Flur an ihnen vorbei, und keinem von ihnen war ich einen zweiten Blick wert. Billy lag auf dem Sofa, und Annie saß auf einem Stuhl neben seinem Kopf, die Lippen so fest zusammengepreßt, als wollte sie damit ein Vakuum erzeugen. Lizzie hockte auf dem Boden und nagte an etwas, das vermutlich ein Hühnerbein sein sollte.
    »Sie. Hauen Sie ab«, sagte Annie.
    Ich ignorierte sie und zog mir einen zweiten Stuhl zu Billy ans Sofa. Es war der gleiche PlastiSynth-Stuhl, auf dem ich Charlotte Prescott mit den perfekten Nägeln gegenübergesessen hatte – und zugleich das einzige Modell von Stuhl, auf dem ich in East Oleanta je gesessen hatte. Bloß war dieser hier giftgrün. »Billy. Sie wissen, was passiert ist?«
    Er sagte so leise, daß ich mich vorbeugen mußte, um ihn zu verstehen: »Hab’s gehört, vorhin. Die haben Eden in die Luft gejagt.«
    Annie sagte: »Un’ wie haben die erfahren, daß es hier was zum In-die-Luft-Jagen gibt? Sie, Sie haben’s ihnen gesagt, Doktor Turner! Sie, Sie haben die Regierungstypen nach East Oleanta geholt!«
    »Und hätte ich es nicht getan, würdet ihr immer noch hungern«, fuhr ich sie an. Annie brachte es immerzu fertig, die schlechtesten Charakterzüge in mir ans Licht zu bringen. Und sie wurde niemals von Selbstzweifeln geplagt.
    Kochend vor Wut hielt sie den Mund.
    Billy sagte: »Is’ wahrhaftig nich’ mehr da, Eden? Die haben’s wahrhaftig in die Luft gejagt?«
    »Ja.« Es schnürte mir die Kehle zusammen, und ich wußte nicht, weshalb. »Billy, dort wurde der Duragem-Spalter hergestellt! Das, was so viele Ausfälle verursacht hat! Bei allen Arten von technischen Geräten!«
    Er sagte lange nichts, und ich dachte schon, er wäre eingeschlafen; seine runzligen Lider waren auf Halbmast, und beim Anblick seiner schlaffen Halsfalten tat mir das Herz weh.
    Schließlich sagte er beinahe flüsternd: »Hat Doug Kane das Leben gerettet, die Kleine… un’ unseres hätten sie wohl auch gerettet…«
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte ich scharf.
    Er antwortete mit einer Ehrlichkeit, die so verschieden war von der Colin Kowalskis, daß ich zögere, dasselbe Wort zu verwenden. »Weiß nich’. Aber ich hab sie gesehen, un’ sie war so freundlich zu uns, die Kleine, auch wenn sie wohl nich’ mehr mit uns gemeinsam hatte als mit… mit Wanzen. Die hatten was drauf, die Leute. Un’ wenn Sie sagen, die machen den Duragem-Spalter, nu, so machen sie ihn eben. Kann ich mir aber nich’ vorstellen. Un’ auch wenn sie ihn gemacht haben, die Leute dort, vielleicht war’s bloß ‘n Mißgeschick…«
    »Ja? Ja, Billy?«
    »Wenn die Typen Eden in die Luft gesprengt haben, wie wollen sie dann draufkommen, wie man den Spalter unschädlich macht?«
    »Ich weiß es nicht. Aber da waren noch andere gefährliche nanotechnische Projekte in Arbeit dort… in Eden, Billy. Zeug, das noch mehr Unheil angerichtet hätte, wenn es ihnen ausgekommen wäre.«
    Er überlegte das. »Aber, Frau Doktor…«
    »Ich bin keine Frau Doktor, Billy«, unterbrach ich ihn müde, »ich bin gar nichts.«
    »Wenn die Regierung einfach rundum geht un’ alle illegalen Edens zerbombt, gehen dann nich’ auch die guten Dinge verloren un’ nich bloß die schlechten? Wir hatten da diese tollwütigen Waschbären…«
    »Es muß eine lückenlose Kontrolle über alle gentechnischen und nanotechnischen Forschungstätigkeiten geben, Billy«, sagte ich ungeduldig. »Oder es kann jeder Verrückte ans Werk gehen und Dinge wie den Duragem-Spalter entwickeln!«
    »Schaut so aus, als wär’ der Verrückte schon am Werk gewesen«, sagte er, mit beißenderer Ironie, als ich je von ihm erwartet hätte. »Un’ sehen Sie mal, was passiert is’. Die echten Wissenschafter, die können nichts erfinden, was den Spalter aufhält, weil

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