Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
Machern gegen Berührungen vergessen hatte.
    Aber ich gab nicht auf. Vielleicht würde es nicht nötig sein, Billy noch mehr in die Sache zu verwickeln, als er es ohnehin schon war, weil er mich einen Monat lang in Annies Wohnung aufgenommen hatte. »Was haben deine Agenten herausgefunden, Colin?«
    »Diana…«
    »Was?«
    Er sagte es mir, aber nicht meiner Hartnäckigkeit wegen, sondern weil es tatsächlich keinen Grund gab, es mir nicht zu sagen. Er nannte mir sogar Längen- und Breitengrad, inklusive Minuten und Sekunden. Stolz auf sich. Und doch auch wieder nicht. Ich horchte konzentrierter auf das, was kam.
    »Genau das, worauf du getippt hast, Diana. Ein unterirdisches Labor. Abgeschirmt. Vor einer halben Stunde haben wir den Schirm eliminiert, als wir wußten, wo etwa wir suchen mußten. Die SuperS waren bereits geflohen, aber der Duragem-Spalter stammt von dort. Die Schweine haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, das Beweismaterial zu vernichten. Das brandgefährliche rekombinante und nanotechnische Zeug in diesem Labor…«
    Noch nie zuvor hatte ich gesehen, daß Colin Kowalski die Stimme versagte. Er stotterte nicht, er zuckte nicht. Sein Mund klappte nach dem letzten Wort einfach mit einem kleinen hörbaren Plop zu, als hätte das Aussprechen dieser Worte seine Lippen verletzt, und nun schützte er sie, indem er sie zusammenpreßte. Mir wurde ein wenig übel. Das brandgefährliche rekombinante und nanotechnische Zeug in diesem Labor… »Was haben sie denn noch zusammengebraut für uns?«
    »Nichts, was je von dort rauskommen wird«, versicherte er und blickte mich voll an. Zu voll. Ich wußte nicht, was der Blick zu bedeuten hatte.
    Und dann wußte ich es doch.
    »Colin, nein! Wenn ihr nicht alles genau unter die Lupe nehmt…«
    Die Explosion brachte die Cafeteria zum Wanken, obwohl wir vermutlich kilometerweit davon entfernt waren und die AEGS gewiß zuvor einen Sprengschild über die Stelle gestülpt hatte. Aber ein Sprengschild hält nur herumfliegende Trümmer zurück; und es gibt ohnehin nichts, was eine Atomexplosion wirklich dämpfen kann. Die Leute am Transportband schrien auf und drückten ihre Schüsseln mit SojSynth-Suppe und SojSynth-Steak an sich. Das Holoterminal, das sich drüben in der allgemein zugänglichen Hälfte der Cafeteria befand, flackerte kurz auf.
    »Es war zu gefährlich, alles eingehend zu überprüfen«, sagte Colin steif. »Alles mögliche hätte von dort entweichen können. Alles, woran sie gerade arbeiteten.«
    Ich stand unsicher auf. Es gab keinen Grund für die Unsicherheit, und so achtete ich darauf, daß meine Stimme fest blieb: »Colin, war wirklich niemand mehr in dem Labor? Waren Miranda Sharifi und die anderen SuperS tatsächlich schon weg, als ihr hinkamt?« Bevor ihr es hochgejagt habt, wollte ich sagen.
    »Ja, sie waren alle schon weg«, sagte Colin und sah mir so unverwandt, so ehrlich in die Augen, daß ich sofort wußte, er log.
    »Colin…«
    »Dein Dienstverhältnis bei der AEGS ist hiermit beendet, Diana. Wir danken dir für deine Mitarbeit. Der Lohn für sechs Monate wird auf dein Konto überwiesen, und du erhältst ein zurückhaltend formuliertes, allgemein gehaltenes Empfehlungsschreiben, falls du je eines benötigen solltest. Selbstverständlich ist es dir nicht gestattet, deine Geschichte – in welcher Form auch immer – an die Medien zu verkaufen. Bei einem Verstoß gegen dieses Verbot ist mit strengen Strafen hin bis zu Gefängnis zu rechnen. Das Ministerium spricht dir seinen herzlichsten Dank für deine Unterstützung aus.«
    »Colin…!«
    Eine kurze Sekunde lang zuckte ein menschlicher Ausdruck über sein Gesicht. »Du bist fertig, Diana. Es ist vorbei.«
    Aber natürlich war es das nicht.
     
    Ich schlängelte mich durch den allgemeinen Massenauflauf in den Straßen – Reporter, Einheimische, Agenten, ja sogar die ersten Neugierigen, die mit der frisch reparierten Gravbahn gekommen waren –, ohne von irgend jemandem erkannt zu werden. Mit meiner zerknitterten Winterkluft, dem Schal, der die untere Hälfte meines Gesichts bedeckte, und meinem Haar, das ebenso schmutzig war wie das der übrigen Bewohner von East Oleanta, sah ich aus wie der nächstbeste aufgeregte Nutzer. Das hätte mir gefallen, wäre ich in der Lage gewesen, in diesem Augenblick an irgend etwas Gefallen zu finden. Meinem Gefühl nach stimmte etwas nicht, ganz und gar nicht! Und ich wußte nicht, was es war. Ich hatte doch bekommen, was ich wollte: Huevos Verdes hatte

Weitere Kostenlose Bücher