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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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da, die vor dem Transportband Schlange standen, und muntere Töne kamen vom Holoterminal her, wo ein Macher-Nachrichtenkanal lief. Nutzer-Kanäle sendeten fast nie Nachrichten, wenn also East Oleanta sich selbst in den Medien bewundern wollte, dann mußte es wohl auf einem Macher-Kanal sein.
    Ich verzog mich unauffällig in eine Ecke und sah zu. Schließlich kam die Explosion ins Bild und der Bericht über das sensationelle Aufspüren der Quelle des Duragem-Spalters, der das Land so gepeinigt hatte; es folgten Großaufnahmen von Charlotte Prescott und Kenneth Emile Koehler, Leiter der AEGS in Washington. Und dann wiederum die Explosion. Ich hätte das HT gern auf Standbild geschaltet, wagte es aber nicht. Und so hörte ich nur aufmerksam zu.
    Um sieben Uhr früh fuhr eine Gravbahn von East Oleanta ab. Um acht war ich in Albany. Im Bahnhof befand sich ein frei zugängliches Bibliotheks-Terminal, in erster Linie gedacht für Nutzer, die nur eine verschwommene Vorstellung von ihrem Bestimmungsort hatten, und die es daher nach so lebenswichtigen Informationen wie der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge, der Lage der dortigen Rollerrennbahnen oder der geographische Länge und Breite dürstete. Auf dem zugehörigen Schild stand: ANNA-NAOMI-COLDWELL-VOLKSBIBLIOTHEK. Spinnweben hingen vom Schild herab. Offenbar gab es nur wenige Nutzer, die eine verschwommene Vorstellung von ihrem Bestimmungsort hatten – oder zumindest von dem, was sie über ihn wissen wollten.
    Ich schob den Chip einer jener Kreditkarten ein, von der die AEGS nichts wußte. Möglicherweise nichts wußte. Das Terminal sagte: »Betriebsbereit. Bitte nennen Sie Ort, Stadt, Gebiet oder Staat für gewünschte Informationen.«
    »Das Gebiet von Collins County, New York.« Meine Stimme klang etwas unsicher.
    »Bitte nennen Sie die Art der gewünschten Information.«
    »Eine Landkarte des gesamten Gebietes, einschließlich der landschaftlichen Gegebenheiten und der politischen Einteilung.«
    Als die Karte erschien, bat ich um Vergrößerung einzelner Teile und ließ diese noch einmal vergrößern. Ich bekam, was ich wollte; auf der Karte war auch das Netz der Längen- und Breitengrade zu erkennen.
    Die Explosion, durch die das Untergrundlabor zerstört worden war, hatte weder am Fuß eines Berges noch in der Nähe eines Flusses stattgefunden.
    Un’ jetz’ is’ alles hin. Eden gibt’s einfach nich’ mehr. Un’ ich, ich werd’ nie wieder den steilen Waldweg runtersteigen un’ durch’n Fluß waten un’ zusehen, wie das Tor im Hang aufklappt, un’ mit ihr reingehen…
    Ich war davon überzeugt, daß die AEGS ein illegales GenMod-Labor zerstört hatte. Ich war auch überzeugt davon, daß es sich dabei um jenes Labor gehandelt hatte, von dem aus der Duragem-Spalter freigesetzt worden war. Aber was dieses Labor auch immer dargestellt, wem immer es gehört hatte, es war nicht Billy Washingtons Eden. Nicht jenes Eden am unteren Ende eines steilen Weges und am Ufer eines Flusses, das Billy gestattet hatte zuzusehen, wie sich sein Tor öffnete – das Eden der großköpfigen Erretterin alter Männer, die im Wald zusammenklappen. Dieses Eden war immer noch dort.
    Wer auch immer den Duragem-Spalter freigesetzt hatte, von Huevos Verdes war er nicht ausgegangen.
    Wer also war es gewesen? Und hatte Huevos Verdes mit diesen Leuten etwas zu tun oder nicht?
    Andererseits hatte die Duragem-Zerstörung tatsächlich von East Oleanta ihren Ausgang genommen – gleich um die Ecke von Eden. Zufall? Ich bezweifelte es. Und doch hatte Miranda Sharifi nichts unternommen, um die Freisetzung des Spalters zu stoppen.
    Wenn jedoch die SuperS an der Zerstörung interessiert waren, warum hatte dann einer von ihnen Billy Washington erlaubt, den Eingang zu ihrer Adirondacks-Außenstelle zu sehen und mit diesem Wissen ausgerüstet hinzugehen, wo immer es ihm beliebte? Warum hatten sie ihn nicht umgebracht? Und warum hatte Miranda Sharifi versucht, die gesetzliche Erlaubnis für den Zellreiniger zu bekommen, der wohl ein wahrer Segen für uns gewöhnlich Sterbliche gewesen wäre? Die Schlaflosen hatten diesen biologischen Schutz bereits, und das Geld brauchten sie ganz gewiß auch nicht.
    Und dann war da noch eine Tatsache – und Billy hatte hierbei ganz recht: Wenn aus irgendeinem illegalen Labor tatsächlich etwas Schlimmeres als der Duragem-Spalter auftauchte – ein Retrovirus beispielsweise, das uns alle zu Trotteln macht –, dann verfügte nur Huevos Verdes über die

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