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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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geistigen Kapazitäten, rasch genug einen gegenwirkenden Mikroorganismus zu entwerfen, um zu verhindern, daß ein ganzes Land zu wandelnden Idioten wurde.
    Aber würden sie es auch tun?
    War Huevos Verdes der Feind meines Landes oder sein heimlicher Freund?
    Das gehörte nicht zu jenen Fragen, die einer Agentin im Einsatz gestattet waren. Eine Agentin im Einsatz hatte das zu tun, was ihr aufgetragen war, und über alle signifikanten neuen Entwicklungen Bericht zu erstatten, wobei sie sich selbstverständlich streng an den Dienstweg zu halten hatte. Eine Agentin im Einsatz, die sich in meiner Situation befand, sollte augenblicklich die AEGS kontaktieren. Noch einmal.
    Aber wenn ich das tat, dann würden die Fragen nie beantwortet werden. Weil Colin Kowalski die Antwort bereits zu kennen glaubte: Bombardiere alles, was aus dem gewohnten Rahmen fällt.
    Ich mußte an die fünfzehn Minuten vor der Anna-Naomi-Coldwell-Volksbibliothek gestanden haben. Nutzer liefen vorbei, in Eile, um ihre Züge zu erreichen. Ein PutzRob zuckelte durch die Halle und schrubbte den Boden. Ein Sonnenschein-Dealer streifte mich mit einem Blick und sah wieder weg. Ein Tech mit dem blendenden Aussehen, das nur GenMods verliehen, sprach in sein Terminal, während er auf dem Bahnsteig auf und ab ging.
    Noch nie hatte ich mich so allein gefühlt.
    Ich stieg wieder in die Gravbahn und fuhr zurück nach East Oleanta.

 
     
     
    Buch IV
    OKTOBER DEZEMBER 2114
     
     
     
     
     
     
     
     
    »Das Persönliche ist politisch, und das Politische ist immer auch persönlich.«
    Amerikanische Volksweisheit

 
    13
    Drew Arlen:
    Florida
     
    Zwei Monate, September und Oktober, verbrachte ich bei den Francis-Marion-Freiheitswächtern unter der Erde.
    Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß man sich tagelang, wochenlang, monatelang vor der AEGS verstecken kann. Die Freiheitswächter waren ein Haufen Spinner; was für eine Chance konnten sie sich denn ausrechnen, den Behörden zu entgehen, nachdem sie drei AEGS-Agenten umgebracht, Leisha Camden ermordet und ein Rettungsflugzeug der AEGS abgeschossen hatten? Keine. Nada. Es war nicht möglich. Das war es, was ich geglaubt hätte.
    Genausowenig hätte ich es für möglich gehalten, daß man sich vor Huevos Verdes verstecken konnte. Täglich, stündlich erwartete ich, daß sie mich holen kamen.
    Die Formen in meinem Kopf waren dünn und zart wie die Membran von Nervenfasern. Verletzlich. Schemenhaft. Diese Formen schwammen um das bewegungslose Gitterwerk wie verschreckte Fische. Manchmal hatten sie Gesichter – oder zumindest den Anflug eines Gesichts. Manchmal war das Gesicht das meine.
     
    An meinem zweiten Tag unter der Erde, um fünf Uhr morgens, ertönte ein Alarmsignal. Mein Herz machte einen Satz: die Verteidigungslinien waren durchbrochen! Aber es war nur das Signal zum Wecken.
    Peg schlurfte zur Tür herein. Dumpf schob sie mich zu einem Gemeinschaftsbad, ließ mich hineinfallen, zog mich wieder raus. Ich verriet ihr nicht, daß ich das alles ganz leicht auch allein hätte erledigen können. Sie schob mich zum Aufenthaltsraum, der bereits gesteckt voll war mit Leuten, die hastig ihr Essen hinunterschlangen. Es waren so viele, daß manche im Stehen frühstückten.
    Peg zog ein Stück Papier aus der Tasche und hielt es mir ärgerlich unter die Nase. »Hier. Für dich.«
    Es war der Ausdruck eines Zeitplans mit der Überschrift: ARLEN DREW, PROVISORISCHE ZUTEILUNG KOMPANIE 5. »Aha, ich bin also der Kompanie 5 zugeteilt. Ist das deine Gruppe, Peg?«
    Sie schnaubte verächtlich und schob mich so wild durch die Gegend, daß ich fast aus dem Rollstuhl fiel.
    Kompanie 5 versammelte sich in einem riesigen, kahlen Raum unter der Erde – einem Paradeplatz. Ich sah weder Joncey noch Abigail oder sonst jemand, den ich bereits kannte. Zwei Stunden lang wurden Freiübungen gemacht. Ich saß in meinem Rollstuhl und bemühte mich um möglichst kraftlose, halbherzige Imitationen ihrer Gymnastik. Peg grunzte und schwitzte.
    Dann kamen zwei Stunden Holoinstruktionen über Waffen – Treibladungen, Laser, Grav, biologische Waffen. Im ersten Moment erstaunte es mich, daß Hubbley mich das alles sehen ließ, aber dann legte sich mein Erstaunen; er rechnete nicht damit, daß ich noch irgendwann die Chance haben würde, es weiterzusagen.
    Während das Holo das Laden, die Benutzung und die Pflege der Waffen erklärte, übten die zwanzig Mitglieder der Kompanie 5 mit dem Original. Drei Meter trennten mich von der

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