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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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dem eroberten Labor gesehen. Haben keine blasse Ahnung davon, was für Waffen wir jetzt zum Einsatz bringen können. Könnten denken, diese Revolution ist hoffnungslos, weil sie eben keine Ahnung haben. Aber wir, wir wissen’s besser. Und so haben wir die Verpflichtung, an ihrer Stelle die notwendigen Entscheidungen zu treffen und zum Besten aller unserer amerikanischen Mitbürger zu handeln.«
    Alle nickten. Ich konnte deutlich sehen, wie auserwählt sie sich fühlten, wie einzigartig – Ida und Bobby und Peg –, weil sie so selbstlos und nur im Interesse ihrer amerikanischen Mitbürger ihre Entscheidungen trafen. Genau wie einst Francis Marion.
    Ich hörte Mirandas Stimme in meinem Kopf: Sie können einfach nicht die biologischen und gesellschaftlichen Konsequenzen des Projekts erfassen, Drew, genausowenig wie Kenzo Yagais Zeitgenossen die gesellschaftlichen Konsequenzen billiger, allgegenwärtiger Energie vorhersehen konnten. Er mußte auf der Grundlage bestmöglicher Einschätzungen an ihre Entwicklung herangehen. Und das gleiche gilt für uns. Sie können es einfach nicht verstehen, bevor es nicht passiert.
    Weil sie Normalos waren. Wie Drew Arlen.
    Ein langes Schweigen folgte. Die Leute verlagerten ihr Gewicht von einer Backe zur anderen oder saßen unnatürlich still da. Pfeilschnelle Blicke trafen und trennten sich. Ich spürte, wie mein Rücken sich anspannte. Diese ganze Nervosität kam nicht von einem Holo, das sie ›beinah’ jeden verdammten Tag‹ sahen.
    Hubbley fuhr fort: »Ich sagte, sie wissen nicht, was wir alles haben, und genau das meinte ich auch. Sie wissen nicht, was wir haben. Aber sie werden’s, verdammt noch mal, rausfinden. Campbell, bring ihn rein.«
    Campbell tauchte aus einem der zahlreichen Gänge auf und zerrte einen nackten Nutzer mit gefesselten Händen hinter sich her. Der Mann war ein jämmerlicher Anblick, keine einssiebzig groß neben Campbeils zwei Metern, und noch kleiner wirkend, weil er sich vornübergebeugt vergeblich gegen das Herumgezerrtwerden wehrte. Seine nackten Füße schleiften über den Boden. Er gab keinen Ton von sich.
    »Ist die RoboKamera bereit?« fragte Hubbley.
    Jemand hinter ihm sagte: »Hab sie grade eingeschaltet, Jimmy.«
    »Gut. Also, ihr wißt alle, daß dieser Film einer von der Sorte ist, die sich selbst zerstören, wenn man versucht, sie zu schneiden. Und ihr Zuschauer da draußen, ihr wißt es auch. Junge, sieh mich an, wenn ich rede.«
    Der Gefangene hob den Kopf. Er machte keine Anstalten, seine Genitalien zu bedecken. Ich sah mit Entsetzen, daß nicht schlechte Nutzer-Gene an seiner geringen Körpergröße Schuld trugen: er war noch ein halbes Kind. Dreizehn, vielleicht vierzehn – und ein GenMod. Es sprach aus seinen strahlend grünen Augen und der festen, wohlgeformten Linie des Kinns. Aber er war kein Macher. Er war einer von den Techs, ein Kind jener Nutzer-Familien, die sich als Grenzfälle betrachten und die sich für ihren Nachwuchs zwar nicht die ganze Palette gentechnischer Modifikationen – inklusive der teuren IQ-Anhebung – leisten konnten, die aber dennoch danach strebten, mehr als Nutzer zu sein. Diese Leute kaufen ihren Kindern nur die GenMods für besseres Aussehen, und die Kinder wachsen sehr früh in die Ausführung jener Dienstleistungen hinein, die auf halbem Weg zwischen Robotern und Macher-Hirnen liegen. Meine Tourneemannschaft bestand aus Techs. Anderseits konnte man sagen, daß auf Huevos Verdes Kevin Bakers Urenkel Jason, ein Schlafloser, auch nicht mehr war als ein Tech.
    Der Junge hier hatte Todesangst.
    Hubbley sagte, aber nicht zu ihm: »Wie nannte Francis Marions junger Leutnant seinen General doch?«
    »Einen häßlichen, mieselsüchtigen, X-beinigen, hakennasigen Teufelskerl«, antwortete Peg glutvoll.
    »Du siehst also, mein Sohn«, erklärte Hubbley dem Jungen in freundlichem Tonfall, »General Marion, der hatte keine GenMods. Der war einfach so, wie sein Herrgott ihn gemacht hatte. Und trotzdem wurde er der größte Held, den dieses Land jemals hervorbrachte. Curtis, wie, sagte General Marion, war er vorgegangen, als der Feind an Zahl allzu überlegen war, um ihn direkt attackieren zu können?«
    Zu meiner Linken ertönte die prompte Antwort: »›Doch ich bedrängte sie so unbarmherzig, daß ich wie im Sturm ihren Widerstand brach. ‹«
    »Genau richtig! ›Bedrängte sie so unbarmherzig, daß ich ihren Widerstand brach. ‹ Und genau das ist es, ihr Zuschauer da draußen, was auch wir tun! Wir

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