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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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mir was aufm Herzen lag.
    »Was ist es, Billy? Was stimmt nicht mit diesem Hasen?«
    Ich sagte, langsamer, als ich vorgehabt hatte: »Er is’ braun.«
    »Und? Es gibt jede Menge braune Hasen! Lizzie erzählte mir sogar, sie hätte letzten Sommer ein zahmes braunes Häschen gehabt.«
    »Is’ aber nich’ Sommer.«
    Sie starrte mich weiter an, un’ da merkte ich, sie verstand ehrlich nich’, worum’s ging. Die Macher wissen oft über die einfachsten Dinge nich’ Bescheid.
    »Der Hase da is’‘n Schneehase. Sollte längst das Fell gewechselt haben, der. Is’ rotbraun im Sommer un’ weiß im Winter, un’ jetz’ haben wir November. Sollte längst die Farbe geändert haben.«
    »Und das machen sie immer, Billy?«
    »Immer.«
    »GenMod.« Die Frau Doktor kniete sich rein in den Schnee un’ sah sich den Hasen genau an. War aber nichts zu sehen, bloß das rotbraune Fell. Hatte fast die gleiche Farbe wie die kurzen Härchen, die der Frau Doktor hinten am Nacken unter der Haube rauskrochen un’ die ich genau sehen konnte, weil sie da vor mir kniete. Hätte sie ganz leicht umbringen können, ich, hätte ihr mit dem Stock eins überziehen und ihr das Genick brechen können. Aber ich gehör’ nich’ zu der Sorte, wo andere Leute umbringen, ich nich’. Außerdem hätte es keinem was genützt.
    »Billy, sind Sie absolut sicher, daß das Fell nicht doch noch braun sein sollte?«
    Ich gab ihr nich’ mal ‘ne Antwort drauf.
    Sie richtete sich ein wenig auf un’ hockte sich auf die Fersen. Überlegte, sie. Dann hob sie den Kopf un’ sah mich mit so ‘nem verdammten Blick an, daß ich nich’ wußte, was der zu bedeuten hatte. Erinnerte mich an Jack Sawicki, wenn er Schach spielte. Als er noch lebendig war un’ Schach spielen konnte. Die Leute kicherten hinter seinem Rücken, weil er so gern Schach spielte. Is’ ja kein Spiel nich’ für ‘nen Nutzer.
    Dann lächelte die Turner un’ sagte: »Ach, Meister Lampe, es wird spät!«, womit ich nichts anfangen konnte. »Billy, Sie müssen mich nach Eden führen.«
    Ich hielt mich an meinem Stock fest. Das untere Ende war ganz blutverschmiert vom Herumstochern an dem Hasen. »Gibt kein Eden nich’ mehr, Frau Doktor. Der Regierungstrupp, der hat’s doch gesprengt.«
    »Also dann gibt es auch keinen Schneehasen!« sagte sie un’ lächelte. Hatte keine Ahnung, was sie meinte. »Sie und ich, wir wissen beide, daß sie Eden nicht gesprengt haben. Sie haben danebengetroffen.«
    Ich sah wieder auf den toten Hasen. Der Fuchs hatte ganze Arbeit geleistet, wirklich wahr. »Wie kommen Sie drauf, daß sie danebengetroffen haben?«
    »Das ist doch nicht wichtig. Wichtig ist, daß sie danebengetroffen haben, und daß es Dinge gibt, die ich wissen muß. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß mir nur mehr ein Weg bleibt, sie zu erfahren, und zwar nach Eden zu gehen und danach zu fragen. Immer hübsch direkt, finden Sie nicht, Billy? Werden Sie mich hinführen?«
    Ich suchte mir ‘ne Stelle im Fluß, un’ dort starrte ich dann hin. Un’ dann starrte ich noch ‘n Weilchen hin. Ich, ich werd’ mir doch mit ‘nem Macher keinen Streit anfangen, dachte ich. Dabei kann man einfach nich’ gewinnen. Aber sie nach Eden führen, das hatte ich auch nich’ vor. Hatte schon mal den Regierungstrupp gerufen, die, damit der Eden in die Luft jagen sollte. Un’ das konnte sie wieder tun. Ich, ich würd’ ihr nichts auf die Nase binden, gar nichts.
    Nach ‘n paar Minuten stand die Frau Doktor auf un’ wischte sich den Dreck von den Knien. Dann sagte sie mit ernster Miene: »Also gut, Billy. Noch nicht. Aber Sie werden mich hinbringen, wenn etwas passiert, das weiß ich. Und es wird etwas passieren. Die SuperSchlaflosen lassen nicht ohne jeden Grund GenMod-Hasen frei, bei denen jeder sehen kann, daß es sich um GenMod-Hasen handelt. Das ist eine Botschaft. Sehr bald wird uns klar werden, welche Bedeutung die Botschaft hat, und dann werden wir das noch einmal durchbesprechen.«
    »Gibt nichts zu besprechen«, sagte ich, un’ das meinte ich auch. Nich’ mit ihr. Egal, wie viele GenMod-Hasen noch auftauchten.
    Die Sonne stand jetz’ schon tiefer, un’ es wurde kalt. Un’ mein Spaziergang, der war mir so un’ so schon ruiniert. Also kletterte ich die Uferböschung rauf, immer schön langsam. Die Frau Doktor hatte soviel Verstand, daß sie nich’ versuchte, mir zu helfen.
    Lizzie, die war frisch gewaschen un’ sauber. Tanzte durch die ganze Wohnung un’ wedelte mit dem

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