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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Annie verblüfft an. Dachte, jetzt käm’‘ne scharfe Bemerkung darüber, wer den Nutzern ihr tägliches Brot gab, wie ich’s von anderen Machern schon gehört hatte. Weil Macher, die sin’ nich’ religiös.
    Aber sie, die Frau Doktor, sagte bloß: »Wie weit noch, Billy?«
    »Gleich sin’ wir da.«
    »Das sagen Sie seit zwei Stunden!«
    »Gleich sin’ wir da.«
    Un’ wir brachen wieder auf.
    Als wir auf der anderen Seite waren un’ den Pfad zu dem kleinen Fluß runterstiegen, da dachte ich ‘ne fürchterliche Minute lang, daß es der falsche Platz wäre. Sah überhaupt nich’ mehr so aus wie letztes Mal. Der Pfad war bloß ‘ne glitschige Spur, un’ der Bach schoß dahin, obwohl er voller gestauter Eisbrocken un’ abgebrochener Äste war. Jetz’ sah er viel breiter aus, als wie in meiner Erinnerung. Wir schlitterten den steilen Pfad runter, un’ die Frau Doktor hatte sich Lizzie halb über die Schulter gelegt, damit sie ‘ne Hand freikriegte, um sich damit von einem Stamm zum nächsten festzuhalten. Dann wateten wir vorsichtig durch den Fluß. Drüben war ein Stück flaches Ufer, auf dem ‘ne Birke stand, bloß eine, un’ nich’ weit davon ‘ne Eiche; die hatte noch dürre Blätter un’ ließ sie im Wind rascheln. Waren meine Merkzeichen, die beiden Bäume. Wir waren am Ziel angelangt, un’ es war gar nichts da.
    Nichts zu sehen. Alles so wie früher. Bach, Ufermatsch, Felsplatte, Steilhang. Nichts sonst.
    »Billy?« sagte Annie so leise, daß ich sie fast nich’ gehört hätte. »Billy?«
    »Und was jetzt?« fragte die Frau Doktor Turner. Sie ließ sich auf’n Boden sinken, un’ dabei schleiften Lizzies Decken ein wenig im Morast, aber die Frau Doktor war so müde, daß sie es gar nich’ bemerkte.
    Ich sah mich um. Bach, Ufermatsch, Felsplatte, Steilhang. Nichts.
    Warum, um alles in der Welt, sollten die Super-Schlaflosen bloß zwei verdreckte Nutzer, ‘ne abtrünnige Macherin un’ ein sterbenskrankes Kind einlassen? Warum bloß?
    Un’ das war der Moment, als ich wußte, was Annie meinte, wenn sie mir die Hölle an die Wand malte.
    »Billy?«
    Ließ mich auf ‘nen Felsbrocken fallen, ich. Konnte einfach nich’ mehr auf den Füßen stehen. Genau hier war das Tor gewesen. Genau da. Bach, Ufer, Felsplatte, der Hang. Nichts.
    Die Frau Doktor Turner drückte Lizzie ihrer Mutter in die Arme. Dann sprang sie auf un’ fing an zu brüllen wie ‘ne Verrückte, wie ‘n Wilder, der nich’ grade ‘n schweres Kind Stunden un’ Stunden durch den Schnee geschleppt hatte. »Miranda Sharifi! Hören Sie mich? Hier draußen stirbt ein Kind – an einem GenMod-Virus, das von Wildtieren übertragen wird! Es stammt aus irgendeinem illegalen Labor, von geistesgestörten Schweinen, die in Tagen ganze Landstriche entvölkern könnten und es vielleicht auch vorhaben! Hören Sie mich, Miranda? Es ist ein GenMod-Virus, und es ist tödlich! Ihr Leute seid verantwortlich dafür, ihr seid ja angeblich die großen Experten auf dem Gebiet maßgeschneiderter Genmodifizierungen, und nicht wir! Ihr seid dafür verantwortlich, ihr Schlaflosenpack, ob ihr es nun selber gemacht habt oder nicht! Weil ihr die einzigen seid, die damit fertigwerden! Ihr seid ja die klugen Köpfe, vor denen wir uns alle ehrfürchtig verneigen, ihr seid diejenigen, zu denen wir aufschauen sollen! Miranda Sharifi! Wir brauchen diesen Zellreiniger, auf dem man in Washington herumgetrampelt ist! Wir brauchen ihn jetzt! Wenn du ihn uns schon unter die Nase hältst, dann gib ihn auch raus, du Miststück! Das bist du uns, verdammt noch mal, schuldig!«
    Konnte es einfach nich’ glauben, ich! Die klang wie Celie Kane, wenn die sich über die Macher aufregt un’ zu kreischen anfängt. Ich flüsterte ihr zu: »Sie können doch nich’ so umspringen mit ‘ner Super-Schlaflosen!«
    Aber die hörte nich’ auf mich. Tat so, als wär’ ich gar nich’ da. »Miranda Sharifi! Hörst du mich, du Schlampe? Im Namen unserer gemeinsamen Menschheit… Was, zum Teufel, mach ich denn da eigentlich?« Stand da, als würde sie sich im Leben nich’ mehr rühren, un’ blickte sich benommen um. Un’ dann fing die Frau Doktor an zu heulen.
    Die Frau Doktor Turner. Sie fing an zu heulen!
    Wußte nich’, was ich tun sollte. Is’ eine Sache, wenn Annie plärrt – Annie, die is’‘ne normale Frau. Aber ‘ne Macherin, wo weint, wo schluchzt un’ sich aufführt, als wär’ sie der Boden vom Kohlfaß un’ nich’ der Deckel… da wußte ich nich’, was ich

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