Bettler 02 - Bettler und Sucher
mir kein Sterbenswort davon gesagt, daß sie überhaupt gehen wollte. Seit ‘nem Jahr wird das immer schlimmer; wird immer selbständiger, die. Ich war fuchsteufelswild.
»Annie Francy! Ich such schon den ganzen Wald ab nach dir!«
»Also ich, ich hab mich nich’ von der Stelle gerührt«, sagte Annie un’ setzte sich auf. Hatte in ‘ner flachen Mulde in den Blättern aufm Rücken gelegen, un’ sowie sie sich aufsetzt, vergeß’ ich auf meinen Ärger. Hatte grade Nahrung aufgenommen, sie. Die nackten Schokoladebrüste hüpften, daß es eine Freude war, un’ in den Haaren hatte sie ‘n paar dürre Blätter hängen. Konnte genau sehen, ich, wo sich ihr Hintern in den weichen Untergrund gegraben hatte. Das Rohr schwoll mir an, un’ in zwei Sätzen war ich bei ihr.
Aber sie schob mich weg. Ich hatte vielleicht vergessen, daß ich eigentlich böse war, aber Annie, die vergißt nie drauf, wenn sie es is’. »Nich’ jetz’, Billy. Hör mal, ich mein’ es ernst!«
Also hörte ich auf. Fiel mir aber schwer. Sie schmeckte so süß, die Annie, un’ ich konnte einfach nich’ genug kriegen von ihr. Nich’ in dem einen Jahr, seit wir nach Eden runtergestiegen waren. Un’ nich’ in den nächsten zehn Jahren. Oder in hundert. Mein altes Rohr war wieder so hart wie Eisen.
Annie, die stand auf, so richtiggehend langsam, un’ wischte sich die Blätter vom Arsch und von den Schenkeln. Wußte haargenau, die, wie ich ihr zusah dabei. Un’ sie hatte sogar ‘n winzigkleines Lächeln in den Augen. Aber wütend war sie immer noch.
»Billy, also ich, ich will immer noch nich’, daß wir nach West Virginia gehen. Bringt keinem von uns was.«
Schob mir die Hosen ein wenig zurecht, ich. »Aber Lizzie, die will doch. Die geht. Mit uns oder ohne uns.«
Annie sah finster drein. Sie un’ Lizzie, die streiten noch mehr, jetz’, wo Lizzie dreizehn geworden is’. Annie will, daß Lizzie ewig ‘n kleines Gör bleibt, denk ich mir. Genauso wie sie wollte, daß ich ewig ‘n alter Mann bleibe. Wie alte Männer eben so waren. Vorher. Annie, die mag keine Veränderungen nich’. Drum will sie auch nich’ nach West Virginia.
»Lizzie hat das ehrlich gesagt? Daß sie ohne mich gehen würd’?«
Ich nickte. Lizzie, die würd’ gehen, sogar, wenn Vicky nich’ mitkommt. Lizzie, bei der gibt’s dieser Tage kein Aufhalten nich’. Man möchte glauben, daß sich die Alten un’ Kranken seit vorher am meisten verändert hätten, aber in Wahrheit sind’s die Jungen. Gibt kein Aufhalten nich’ für die, vor rein gar nichts. Früher mal, da mußte man sich kümmern um ‘n Mädelchen mit dreizehn oder zwölf oder zehn. Dem mußte man zu essen geben, man mußte es durch ‘ne Reihe Krankheiten bringen, vor ‘nem tollwütigen Waschbären schützen oder vor ‘nem scharfen Messer oder vor verdorbenem Essen. Damit is’ es vorbei. Die brauchen uns jetz’ nich’ mehr.
Genauso wie wir keine Macher mehr brauchen.
Annie zog ihr Kleid über un’ sah mir beim Zusehen zu, tat aber so, als würd’ sie’s nich’ merken. Das Kleid, das war länger, als wie’s das junge Weibervolk jetz’ trägt. Obwohl wir doch Sommer hatten. Aber Annie, die kann vom Gewohnten einfach nich’ lassen, auch wenn’s jetz’ keine endlosen Lieferungen von Overalls, Parkas un’ Schuhwerk mehr gab. Ihr Kleid, das war aus irgend so ‘ner Pflanze gewebt, aber Baumwolle war’s nich’. Aufm WebRob. Vor zwei Wochen erst. Hatte gar keine Farbe, das Kleid, so wie alle Kleider heutzutage. Die Leute mögen jetz’, daß ihre Sachen natürlich aussehen. Is’ aber sinnlos, weil Annies Kleid, das war schon beinah durchgewetzt, dort, wo ihr Busen un’ die Hüften un’ der Hintern angefangen hatten, es aufzufressen. Hatte schon kleine Löcher an den interessantesten Stellen, das Kleid. Bei meinen Hosen war’s genauso. Aber ich werd’ kein Kleid anziehen, so wie’s die jüngeren Männer machen. Weil’s einfacher is’ beim Futtern. Aber ich bin eben kein junger Mann nich’ mehr – nich’ in meinem Kopf, auch wenn der alte Adam jetz’ gewisse Sachen wiederum schafft…
Annie Francys prachtvoller Arsch verschwand unter dem runterfallenden Kleid.
Band sich die Sandalen zu, Annie. Die hatte sie noch von vorher, un’ jetz’ waren sie schon beinah durchgelaufen. Schuhe un’ Stiefel, die wollten wir bei der Bürgerversammlung am Abend besprechen, aber dann kam diese andere Sache auf, so plötzlich un’ unversehens, un’ so wird’s heut’ abend keine
Weitere Kostenlose Bücher