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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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so daß jeder Schritt vorwärts sechs neue Pfade eröffnete – und zu diesen verästelten Möglichkeiten kamen siebenundzwanzig Supergehirne… Miranda Sharifi und Jonathan Markowitz und Terry Mwakambe und die anderen, deren Namen mir längst entfallen waren, seit ich sie damals, in den alten Sendungen, gehört hatte. Die ich nie kennenlernen würde, die nicht wie wir waren und nie so gewesen waren und die doch vorausgesehen hatten, welchen Weg eine Gesellschaft gehen würde, der sie nicht angehörten; und so hatten sie eine Gegenmaßnahme geplant. Vielleicht schon seit Jahren. Und dann hatten sie die unvorstellbar komplexen Pläne, die alles für alle ändern würden, in die Tat umgesetzt.
    Und ich hatte einmal gedacht, daß Macher permanent unzufrieden waren und nie fanden, daß es irgendwann einmal genug war.
    »Wie konnte sie nur?« fragte ich laut.
    Benommen wanderte ich am Bahnhof vorbei. Soeben blieb ein Zug stehen, und Annie, Billy und Lizzie sprangen aus der ansonsten leeren Gravbahn. Sie trugen Bündel in den Händen. Lizzie erblickte mich, jauchzte auf und rannte auf mich zu. Ich stand nur da, sah ihnen entgegen und fühlte mich leichter und leichter im Kopf, als würde mein Schädel anschwellen wie ein Ballon.
    Lizzie warf sich in meine Arme. Sie war größer geworden, stärker, ein wenig fülliger – und alles in einem Monat. Billys Gesicht verzog sich zu einem riesigen Grinsen. Er lief in langen Sätzen auf mich zu wie ein Mann, der halb so alt war wie er, Annie im Schlepptau.
    »Billy«, sagte ich, »Billy…«
    Er fuhr fort zu grinsen.
    »Sind jetz’ alle daheim, wir«, sagte er. »Sind jetz’ alle zu Haus.«
    Annie schniefte. Lizzie quetschte mich so an sich, daß ich dachte, alle Rippen würden mir brechen. Unter meinem Overall platzte die getrocknete Schlammschicht von meinem Hintern.
    »Macht schon«, sagte Annie. »Will in die Cafeteria, ich. Eh’ die Sendung beginnt.«
    »Was für eine Sendung?« fragte ich.
    Alle drei sahen mich entgeistert an. Lizzie sagte: »Die Sendung, Vicky! Von Huevos Verdes! Die Sendung! Seit Tagen reden die Nutzer-Kanäle von nichts anderem! Alle werden zuschauen!«
    »Ich hatte nur Macher-Kanäle eingeschaltet.« Aber wenn die Übertragung tatsächlich von Huevos Verdes kam, dann würden sie alle Kanäle zugleich benutzen, Nutzer- und Macher-Kanäle. Das hatten sie schon einmal getan, vor dreizehn Jahren.
    »Aber Vicky, es ist doch die Huevos-Verdes-Sendung!« wiederholte Lizzie.
    »Keine Ahnung«, sagte ich kleinlaut.
    »Macher«, kommentierte Annie. »Nie keine Ahnung von gar nix.«

 
    19
    Miranda Sharifi:
    Aufgezeichnete Übertragung
    aus Huevos Verdes
    via Sanctuary ,
    simultan gesendet auf allen
    FCC-InfoNetz-Kanälen
     
    Mein Name ist Miranda Serena Sharifi, und ich spreche zu Ihnen über ein ungekürztes Originalholo, das vor sechs Wochen aufgenommen wurde.
    Sie alle werden wissen wollen, was man mit Ihnen gemacht hat.
    Ich werde es Ihnen erklären, so einfach und klar, wie es mir möglich ist. Falls Ihnen die Erklärung nicht verständlich genug ist, haben Sie bitte Geduld. Diese Sendung wird auf Kanal 35 noch wochenlang ununterbrochen wiederholt werden, und vielleicht klärt sich so manches auf, wenn Sie es öfter hören. Vielleicht wird es Ihnen aber auch von technisch versierteren Menschen – von Machern – in leichter faßlichen Worten begreiflich gemacht, sobald diese die Injektionsspritzen benutzen, die wir allerorts zur Verfügung stellen. Bis dahin sind die folgenden Worte die einfachsten, mit denen ich dieses Konzept beschreiben kann, ohne an wissenschaftlicher Exaktheit einzubüßen.
    Ihr Körper ist aus Zellen aufgebaut. Eine Zelle – jede Zelle – ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Komplex von Systemen zur Transformierung von Energie. Ebenso wie ein ganzer Organismus, der Mensch eingeschlossen.
    Der Mensch erhält das Ausgangsmaterial für diese Energie von Pflanzennahrung, entweder direkt oder indirekt durch einen Vorgang, den wir oxidative Phosphorylierung nennen. Der Körper löst die Bindungen kohlenstoffhaltiger Moleküle auf, und ein beträchtlicher Teil der potentiellen Energie der Nahrung wird in den Phosphatbindungen von Adenosintriphosphat (ATP) gespeichert. Wenn menschliche Zellen Energie brauchen, dann bekommen sie sie von ATP.
    Pflanzen bekommen das Ausgangsmaterial für ihren Energiebedarf vom Sonnenlicht. Sie verwenden Wasser aus dem Erdreich und Kohlendioxid aus der Luft, um Glukose zu bilden. Glukose kann dann

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