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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ordnete Atome, die überall zu finden waren, in neue Muster.
    Unter meinen Kleidern spürte ich den Schlick, der an der Rückseite meiner Oberschenkel trocknete. Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, wie diese Öffnungen hießen, durch die Pflanzen Luft aufnahmen, diese winzigen Münder in der Haut von Blättern und Stengeln. Das Wort fiel mir nicht ein. Mein Hirn verwässerte.
    Mein Körper war gesättigt.
    Ich ging vorsichtig, setzte einen Fuß behutsam vor den anderen und verlagerte mein Gewicht langsam von Seite zu Seite. Die Arme hatte ich für alle Fälle zwei Handbreit zur Seite abgewinkelt, um mich rechtzeitig abstützen zu können, falls ich hinfiel. Ich hielt Hals und Kopf gerade. Es ging sehr langsam die Uferböschung hinauf, und das Vorwärtskommen war eine Qual. Es schien mir jedoch, als hätte ich keine andere Wahl. Ich bewegte mich, als wäre ich etwas Kostbares, Zerbrechliches, das es zu transportieren galt, als dürfte ich mich keiner Erschütterung aussetzen. Nichts durfte meinem Körper zustoßen. Ich war die Antwort auf die hungernde Welt.
    Nein. Huevos Verdes war die Antwort.
    Sobald mir dieser Gedanke in aller Klarheit gekommen war, konnte ich wieder normal gehen. Ich kämpfte mich über die Anhöhe hinauf zur Stadt.
    Ich war nicht allein. Zu diesem Zeitpunkt mußte es bereits Hunderte, Tausende von uns geben. Eden existierte in einem Gravbahnhof in Albany, neben dem Sonnenschein-Automaten. Die ganze Stadt Timonsville in Pennsylvania war verschwunden. Miranda Sharifi war vor mehr als drei Monaten mit dem Zellreiniger, dem verständlichsten Teil ihres Projekts, an die Öffentlichkeit gegangen. Und im letzten Monat konnte Huevos Verdes ein Meer von Serum in Wäldern aus schlanken schwarzen Injektionsspritzen eingelagert haben. Das war es, was sie im ganzen Land machten, an all den Orten, wo die Seuche die Menschen nicht umbrachte! Ich war nicht allein. Ich war nur die erste.
    Außer den Schlaflosen selbst.
    Mein Körper fühlte sich gut an, was heißen soll, er fühlte sich nach überhaupt nichts an. So gesund und satt, wie ein Körper nur sein konnte, war er aus meinem aktiven Bewußtsein entschwunden – er war einfach nur da, bereit zu klettern, zu laufen, zu arbeiten oder zu vögeln, ohne dazu von der Kongreßabgeordnete-Janet-Carol-Land-Cafeteria abhängig zu sein. Ohne abhängig zu sein von den AgroRobs der CanCo-Lizenzbetriebe, der politischen Verteilungssysteme für Nahrungsmittel, von der Bundesbehörde für Nahrungs- und Genußmittel, von der Kontrolle der Produktionsgeräte, von Erntemaschinen und Mähdreschern und den Banken, von denen sie finanziert wurden, von sechzig Morgen Land und einem Maultier, vom Dreschboden, von den Feldarbeitern, vom Regen, der heuer kommt, und den Heuschrecken, die heuer wegbleiben, von Demeter und Indra und den aztekischen Maisgöttern. Siebentausend Jahre Zivilisation – gegründet auf das Bedürfnis des Menschen nach Nahrung.
    Noch etwas in der Spritze.
    Ich konnte immer noch normal essen – ich hatte ja in der Klinik in Albany Brathuhn mit Reis und Erbsen zu mir genommen. Aber ich mußte nicht. Von jetzt an konnte mein Körper Erde ›essen‹.
    Hektisch dachte ich an all das Essen, das ich in meinem einen, einzelnen Leben bereits konsumiert hatte. Filet Wellington, mit der Butterteighülle rund um das saftige, innen leicht rosa gebratene Roastbeef. Makronen mit frisch geriebener Kokosnuß. Annakartoffeln, knusprig und duftend. Bittersüße Schweizer Schokolade. Cassoulet. Alaskakrabben, wie sie im Fruits de la Mer in Seattle zubereitet wurden. Napfkuchen mit Äpfeln…
    Das Wasser lief mir im Mund zusammen. Und dann hörte es auf. Eine vorprogrammierte biologische Gegenreaktion? Ich würde es wahrscheinlich nie erfahren.
    Weiche Brötchen, von denen die Butter tropfte. Aber ich konnte sie ja weiterhin haben! Lamm Gaston. Frische Arugula. Falls es sie gerade gab. Erdbeeren mit Schlagsahne. Aber würde denn irgend jemand die Zutaten auch produzieren, wenn kein übermäßiger Bedarf mehr vorhanden war?
    Eine plötzliche Welle von Schwindel überkam mich. Ich hatte mich wohl in einem Schockzustand befunden, in einer Art stiller Hysterie. In einer wirren Kopflosigkeit angesichts der schieren Größe dieser Sache, der Kühnheit, die dazu gehörte. Miranda Sharifi und ihre sechsundzwanzig nichtmenschlichen Supergenies, deren Denken so grundlegend anders als das unsere funktionierte, unterstützt von Techniken, die sie selbst ins Leben gerufen hatten,

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