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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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war das gar nich’ recht. Wurde immer schwieriger, auf sie aufzupassen.
    »Aber die Leute könnten auch von den tollwütigen Waschbären sterben«, sagte Lizzie. »Wie kommt’s dann, daß du sagst, Distriktsleiter Samuelson wird keinen nich’ schicken, wo den AufseherRob repariert, aber die Abgeordnete Land wird bestimmt wen schicken, wo den AmbulanzRob repariert?«
    Ich lachte. Konnte mir nich’ helfen, sie war so ‘n helles Gör. Annie, die starrte mich böse an, un’ da tat’s mir gleich leid, daß ich gelacht hatte. »Na, dann hab ich mich vielleicht geirrt«, schnauzte sie Lizzie an. »Vielleicht kommt doch wer un’ bringt den AufseherRob wieder in Ordnung! Vielleicht hab ich auch überhaupt keine Ahnung von irgendwas, klar?«
    »Aber Billy meint auch«, sagte Lizzie friedlich, »daß keiner ihn in Ordnung bringen wird. Billy, wieso…«
    Ich sagte: »Weil auch die Macher nich’ mehr das Geld haben, mit dem sie früher locker alle Steuern zahlten. Geht einfach zuviel zu Bruch, heutzutage. Un’ dann müssen sie sich eben entscheiden, was in Ordnung gebracht wird un’ was nich’.«
    »Aber wieso haben die Macher-Politiker jetz’ weniger Geld für die Steuern, wieso?« fragte Lizzie. »Un’ wieso geht immer mehr Zeug zu Bruch?«
    Annie kippte ihre geschälten Äpfel in ‘ne Schüssel am Transportband und schmiß den Teig drauf, als wär’s Straßendreck.
    »Weil jetz’ auch die anderen Länder billige Y-Energie machen können. Is’ zwanzig Jahre her, da waren wir die einzigen, wir nämlich, wo sie machen konnten, un’ jetz’ eben nich’ mehr. Aber das Zeug, was zu Bruch geht…«
    »Schluckst wohl alles, was die verlogenen Politiker im InfoNetz loslassen, wie?« platzte Annie drein. »Die Land un’ der Samuelson un’ der Drinkwater? Ha – Pißwater! Alles Lügen, jedesmal wenn einer von denen ‘s Maul aufmacht! Wollen sich bloß drücken vorm rechtmäßigen Steuerzahlen, das isses! Steuern, die wo wir uns redlich verdient haben mit unseren Wählerstimmen! Un’ ich sag’ dir noch mal, Billy Washington, blas dem Kind nich’ das Hirn voll mit all den ausgelutschten Macher-Lügen, ich sag’s dir!«
    »Sin’ keine Lügen nich’«, sagte ich, aber mir tat’s noch mehr weh, wenn Annie auf mich böse war, als auf Lizzie. Tat mir im Herzen weh. Alter Trottel.
    Lizzie merkte es. So war sie, Lizzie: in einer Minute, da drängelte un’ piesackte sie, un’ in der nächsten war sie die Sanftmut in Person. Legte die Arme um mich, Lizzie, un’ sagte: »Is’ ja gut, Billy. Sie is’ doch nich’ böse auf dich. Auf dich is’ keiner böse! Wir haben dich doch lieb, wir beide!«
    Ich hielt sie fest. War, als würd’ man ‘n Vögelchen halten – dünne Knöchelchen und’n flatterndes Herz. Sie roch nach Äpfeln.
    Meine arme Frau, Gott hab sie selig, un’ ich, wir wollten nie keine Kinder nich’ haben. Hab keine Ahnung, was wir uns dabei dachten.
    Aber was ich laut sagte, war: »Du gehst mir nich’ nach draußen, hörst du, eh’ diese tollwütigen Viecher nich’ beiseite geschafft sind.«
    Annie schoß mir ‘n Blick zu, un’ ich brauchte ‘n Moment, bis mir dämmerte, daß sie Angst hatte, Lizzie würd’ wieder von vorne anfangen: beiseite geschafft von wem, Billy? Aber Lizzie fing nich’ wieder an. Sagte, Lizzie, süß wie schwarze Kirschen: »Is’ klar, Billy. Ich bleib schön drinnen.«
    Aber jetz’ wiederum konnte Annie nich’ Ruhe geben. Werd’ nie kapieren, was in so ‘ner Mutter vorgeht. Annie sagte: »Un’ von der Schule bleibst du auch ‘n Weilchen weg, Lizzie«, sagte sie. »Bist doch keine Macherin, du.«
    Lizzie sagte nichts drauf.
    Annie, die wollte bloß das Beste für Lizzie, das wußte ich doch. Lizzie mußte hier in East Oleanta leben, mußte später mal der Ortsgruppe beitreten, zu Rollerrennen gehen, in der Cafeteria rumhocken, mußte sich hier ihre Liebhaber suchen un’ hier ihre Kinder kriegen. Annie wollte einfach, daß Lizzie dazugehörte. Wie ‘n richtiger Aggresso-Nutzer, nich’ wie irgend so ‘ne halbe Macher-Type, wo keiner haben will. Jede Mutter würde das wollen. Annie, die schlich sich zwar in die Küche von der Kongreßabgeordnete-Janet-Carol-Land-Cafeteria, um dort ‘n bißchen zu kochen, aber deswegen war sie trotzdem ‘ne Nutzerin, durch un’ durch.
    Und Lizzie nich’.
    Vor langer Zeit, als ich selber noch zur Schule ging un’ alles ganz anders war als heutzutage, da hab ich was gelernt. Jetz’ isses schon ‘n klein wenig

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