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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Lizzie einfach nich’ anlügen. Un’ so sagte ich: »Ne, Lizzie. Die meisten Leute würden mit niemandem teilen. Würden sie nich’.«
    Lizzie fixierte mich mit ihren funkelnden schwarzen Augen. »Un’ warum nich’?«
    »Weil die Leute nich’ mehr dran gewöhnt sin’, anderen was abzugeben«, sagte ich. »Verlangen, daß sie das Zeug kriegen. Haben ‘n Anrecht auf alles. Deswegen wählen sie ja die Politiker. Die Macher-Politiker zahlen Steuern, un’ die Steuern, das sin’ die Cafeterias un’ Lagerhäuser un’ Bäder un’ Ambulanzen, damit alle Nutzer auch gehörig was zum Nutzen haben.«
    »Un’ wie du jung warst, Billy«, fragte Lizzie, »da gaben die Leute den anderen eher was ab? Billy? Da teilten sie lieber mit den anderen?«
    »Schon, ja. Aber in erster Linie schufteten sie, um das zu kriegen, was sie haben wollten, ja, so war das.«
    »Jetz’ reicht’s aber!« fuhr Annie dazwischen. »Blas ihr nich’ die Ohren voll mit dem, was aus is’ und vorbei, Billy Washington! Sie is’‘ne Nutzerin! Fang nich’ ewig an zu reden wie ‘n Macher, du! Un’ du, Lizzie, laß es jetz’ gut sein, hörst du?«
    Aber keiner kann Lizzie aufhalten, wenn sie mal in Fahrt is’. Die nich’. Die is’ wie ‘ne Gravbahn. Wie ‘ne Gravbahn gewesen is’, vor dem letzten Jahr nämlich. »In der Schule hören wir andauernd, was für’n Glück wir haben, weil wir Nutzer sin’. Weil wir ‘n Leben führen wie Aristos, wir nämlich, un’ die Macher haben die ganze Arbeit am Hals. Die Macher dienen den Nutzern, un’ die Nutzer üben ihre Macht in Form von Wählerstimmen aus. Genauso haben sie’s uns in der Schule erzählt. Aber wenn wir die Macht haben in Form von Wählerstimmen, warum schaffen wir’s dann nich’, den PutzRob un’ den SchälerRob un’ den AufseherRob richten zu lassen?«
    »Seit wann gehst’n du zur Schule?« zog ich Lizzie auf. Wollte, daß sie den Faden verliert, damit Annie sich nich’ noch mehr aufregt. »Dachte, du würdest bloß immer spielen, du, mit Susie Mastro und Carlena Terrell, unten am Fluß. Bist doch ‘n Aggresso-Nutzer, du!«
    Lizzie, die sah mich an, als wär’ ich plötzlich auch ‘n kaputter Rob.
    »Du hast auch ‘n Glück, daß du ‘n Nutzer bist«, sagte Annie kurzangebunden. »Un’ wenn dich wer fragt, dann sagst du das. Verstanden, du?«
    »Un’ wer?«
    »Egal, wer! Solltest sowieso nich’ soviel zur Schule gehen, du. Kommst sonst nie mit den anderen Kindern zusammen. Willst wohl unbedingt, daß die anderen denken, du bist ‘n komischer Vogel!« Sie machte ‘n finsteres Gesicht.
    Lizzie sah mich an. »Billy, wer unternimmt dann was gegen die tollwütigen Waschbären, wenn keiner den AufseherRob in Ordnung bringt?«
    Nach ‘nem Seitenblick auf Annie rappelte ich mich schnaufend hoch. »Was weiß ich, Lizzie. Bleib bloß im Haus, okay?«
    »Aber was is’, wenn so ‘n Waschbär jemanden beißt?« fragte sie.
    Ich hatte genug Verstand, das Maul zu halten. Un’ da sagte Annie: »Der MedRob funktioniert noch.«
    »Un’ wenn der auch kaputtgeht?«
    »Wird er nich’.«
    »Aber was is’, wenn doch?«
    »Wird er nich’!«
    »Wie willst du das wissen?« Sie ließ nich’ locker. Da merkte ich, das hier war ‘n privates Rollerrennen zwischen Mutter un’ Tochter. Hab’s zwar nich’ ganz kapiert, aber man konnte deutlich sehen, daß Lizzie vorn lag. Sie sagte noch mal: »Wie willst du wissen, daß der MedRob nich’ auch kaputtgeht?«
    »Wenn der kaputtgeht, schickt die Kongreßabgeordnete Land sofort ‘n Tech, wo ihn wieder in Ordnung bringt. Die Ambulanz is ‘n Teil ihrer Steuern.«
    »Sie hat auch keinen geschickt, wo den PutzRob in Ordnung bringt. Oder den SchälerRob. Oder den…«
    »Die Ambulanz is’ was anderes!« fuhr Annie ihr über’n Mund. Sie hackte so fest auf ‘nem Apfel rum, daß der Matsch vom Tisch in die Gegend spritzte. Den Tisch hatte ich ihr mal aus der Cafeteria draußen organisiert.
    »Wieso soll die Ambulanz was anderes sein?« erkundigte sich Lizzie.
    »Weil es eben so is’! Wenn der AmbulanzRob kaputtgeht, könnten Leute sterben, könnten sie. Kein Politiker läßt ‘n Nutzer sterben. Würd’ ihn doch keiner nich’ mehr wählen.«
    Lizzie kaute ‘n Weilchen daran herum. Ich dachte bei mir, daß das Rollerrennen jetz’ wohl vorbei war, un’ da kriegte ich gleich wieder besser Luft. In letzter Zeit kommt’s mir vor, als würden sich die beiden andauernd in den Haaren liegen. Lizzie, die wurde langsam erwachsen, un’ mir

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