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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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herausfinden, was.«
    »Si, Señor«, sagte ich. Er fand es nicht lustig.
    Wir waren fast an der Außengrenze der Sicherheitskuppel angelangt. Durch ihren schwachen Schimmer hindurch sah ich, daß weit draußen eine Leichenkapsel für den toten Rollerrennfahrer angekommen war. Am äußersten Limit meiner GenMod-gesteigerten Sehkraft konnte ich verfolgen, wie ein paar Nutzer ihn in die Kapsel schoben. Die Nutzer weinten. Als der Tote eingeladen war, setzte sich die Kapsel auf der Bahn in Bewegung, doch nach fünf Metern ließ sie ein ohrenbetäubend knirschendes Geräusch vernehmen und blieb stehen. Die Nutzer schoben an, aber die Kapsel bewegte sich nicht von der Stelle. Die Bestattungsgeräte waren anscheinend zu Bruch gegangen – wie so vieles andere auch.
    Die Nutzer standen da und starrten die Kapsel an, bestürzt und hilflos.
    Ich kehrte mit Colin wieder ins Gebäude G-14 zurück und sah ein wenig benommen drein, wie es einem Opfer des Gravison-Syndroms zukam.

 
    2
    Billy Washington:
    East Oleanta, New York
     
    Gleich wie ich draufkam auf die Sache mit den tollwütigen Waschbären, rannte ich erstmal runter zur Cafeteria, um es Annie Francy zu sagen. Rannte den ganzen Weg. Is’ nich’ mehr so einfach, für mich nämlich. Hatte bloß ‘nen einzigen Gedanken: daß Lizzie hoffentlich bei Annie in der Küche war un’ nich’ im Wald. Hoffentlich.
    »Renn, Alter! Nich’ nachlassen, alter Furz!« brüllte ein Junge aus dem Gäßchen zwischen Hotel un’ Lagerhaus. Dort lungern sie immer rum, die Rangen von der Straßengang, wenn gutes Wetter ist. Es war gut, das Wetter. Hatte ganz vergessen, daß die Horde dort sein mußte. Hätte sonst ‘nen Umweg gemacht, den Fluß lang. Aber heute waren sie zu faul, die Jungs, oder aufm Kriegsfuß miteinander, um mir nachzusetzen. Denen sagte ich kein Wort nich’ von den Waschbären.
    Am Hintereingang der Cafeteria, dem, wo bloß die Robs benutzen dürfen, hämmerte ich gegen das Türchen, so laut es ging, un’ zur Hölle mit allen, die es hören konnten. »Annie Francy! Laß mich rein!«
    Im Gebüsch rechts von der Tür raschelte es, un’ ich kippte fast um; die Waschbären holen sich immer das Zeug, wo die LieferRobs fallenlassen. Aber ‘s war bloß ‘ne Schlange. »Annie! Ich bin’s – Billy! Laß mich rein!«
    Die niedrige Tür klappte auf. Ich kroch auf allen vieren durch. Es war Lizzie gewesen, wo rausgefunden hatte, wie man den Liefereingang ohne Robotsignal aufkriegte. Annie, die wär’ nie draufgekommen, die schaffte so was nie im Leben.
    Sie waren beide da. Annie schälte Apfel, un’ Lizzie bastelte an dem Rob rum, der zum Äpfelschälen da war. Der seit ‘nem Monat nich’ mehr funktionierte. Nich’ etwa, daß Lizzie ihn hätte richten können; hatte zwar ‘n helles Köppchen, Lizzie, aber sie war ja doch erst elf.
    »Billy Washington!« sagte Annie. »Du zitterst ja! Was is’n passiert?«
    »Tollwütige Waschbären!« japste ich. Mein Herz ging wie ‘n Preßlufthammer. »Vier Stück. Meldet der Gebietsmonitor. Beim Fluß, wo Lizzie… Lizzie immer spielt…«
    »Schhhhh«, sagte Annie. »Schschhhh, Schätzchen. Lizzie is’ ja hier. Kann ihr nichts passieren.«
    Ich hockte aufm Boden un’ keuchte wie ‘n angeschossener Bär, un’ Annie legte die Arme um mich. Lizzie, die sah uns an, uns beide nämlich, un’ riß ihre großen schwarzen Augen auf. Dachte wahrscheinlich, daß ‘n tollwütiger Waschbär was Interessantes wäre. Hat noch nie so was gesehen, Lizzie. Ich schon.
    Annie war dick un’ weich, ‘n schokoladefarbenes Frauenzimmer mit Brüsten, groß wie Kissen. Wollte mir nie sagen, Annie, wie alt sie war, aber ich brauchte ja bloß die Terminals in der Cafeteria oder im Hotel zu fragen, un’ dann wußte ich’s. Fünfunddreißig war sie. Aber Lizzie, die kam gar nich’ nach ihrer Mutter. Die hatte helle Haut un’ war ganz dürr, Lizzie nämlich, und hatte rötliche Haare, die zu festen Zöpfen geflochten waren. Hatte noch keine Hüften un’ keinen Busen. Was sie hatte, war ‘n helles Köpfchen. Un’ das machte Annie jede Menge Sorgen. Konnte sich nich’ mehr dran erinnern, Annie nämlich, daß es mal ‘ne Zeit gab, wie wir alle bloß Leute waren, keine Nutzer. Ich erinnere mich dran, ja, tu ich. Ich erinnere mich an ‘ne Zeit, da wär’ Annie stolz gewesen auf Lizzies helles Köpfchen.
    Un’ außerdem konnte mich an ‘ne Zeit erinnern, da wär’ ich nich’ bloß wegen meinem schwachen Herzen ins Keuchen gekommen, wenn

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