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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Weile, da gehen dann die Nutzer un’ die Macher wieder zusammen un’ helfen einander beim Überleben.«
    Vicky lachte. War ‘n häßliches Geräusch. »Gott segne die Kinder und die Tiere«, sagte sie, un’ da fand ich keinen Sinn drin. Wir waren doch keins von beidem!
    Sie sah mich an. »O doch, das sind wir«, sagte sie. »Beides.«
     
    Die Woche drauf machten wir uns auf’n Weg, wir alle, zum Hochsicherheitsgefängnis Oak Mountain in West Virginia.
    Wir waren aber nich’ die einzigen. Die Idee stammte ja ursprünglich nich’ von der Bürgerversammlung von East Oleanta. Die Versammlung hatte sie von ‘nem Mann mitten in der langen Menschenschlange, die wo auf der alten Gravbahn-Trasse ununterbrochen langsam Richtung Süden marschierte. Am Nachmittag lagen sie alle in den Wiesen un’ Feldern rum un’ ernährten sich von der weichen, warmen Sommererde, sobald sie sich einig geworden waren, wo die Latrinen sein sollten. Un’ sie machten sich Ketten aus Löwenzahn, die wo sie sich um den Hals hängten, damit sie davon futtern konnten, bis der Löwenzahn verschwunden war. Genauso wie’s mit dem Stoff vom WebRob geschieht. Vicky, die sagt, früher oder später werden wir alle einfach nackt gehen. Aber ich, ich sage: nich’, solange Annie Francy noch Leben in ihrem prächtigen Körper hat.
    Am zweiten Tag unterwegs, da kam ich mit ‘nem anderen alten Knacker ins Reden, der wo auf der Gravbahn-Trasse von weit oben bei Kanada runterkam. Seine Enkelsöhne, die waren bei ihm; hatten beide tragbare Terminals bei sich, wie alle jungen Leute heutzutage. Die wollten von da oben nach Süden aufbrechen, bevor’s wieder kälter wird. Der Alte, der hieß Dean. Erzählte mir, daß er vorher morsche, kaputte Knochen hatte, so schlimm, daß ihm das Heulen kam, jedesmal, wenn er sich in ‘nen Sessel setzte. Die Spritzen, die wurden über seiner Stadt aus der Luft abgeworfen, sagte er, in der Nacht, so, wie sie viele Städte kriegten. Sagte, das Flugzeug, das hörte kein Mensch nich’. Wollte ihn nich’ fragen, ich, wieso er überhaupt wußte, daß es ‘n Flugzeug war.
    Fragte ihn lieber, ob er weiß, wie die Macher von der Regierung gegen die vielen Nutzer vorgehen wollen, die wo alle nach Oak Mountain unterwegs sin’.
    Dean spuckte aus. »Wen kümmert das schon? Hab keine Macher nich’ zu Gesicht bekommen, un’ so soll’s bleiben. Die sin’ Abnormitäten.«
    »Die sin’ was?«
    »Abnormitäten. Gegen die Natur. Hab mit ‘n paar Nutzern aus New York City geredet, ich, un’ die haben mir’s klipp un’ klar erklärt. Die Macher, die sin’ nich’ Teil der Vereinigten Staaten.«
    Starrte ihn bloß an, ich.
    »Das is’ wahr! Die Vereinigten Staaten sin’ bloß für Nutzer. Das war’s, was Präsident Washington un’ Präsident Lincoln un’ unsere anderen großen Helden im Sinn hatten. ‘ne Regierung für das Volk un’ durch das Volk. Un’ das echte Volk, das normale Volk, das sin’ wir.«
    »Aber die Macher…«
    »Sin’ abnormal. Sin’ nich’ das Volk.«
    »Aber man kann doch nich’…«
    »Wir haben ein Ideal un’ wir haben den Willen, es zu verwirklichen. Wir können das ganze Land sauber machen, das können wir! Alle Abnormitäten ausmerzen!«
    Ich sagte: »Aber Miranda Sharifi is’ keine Nutzerin nich’.«
    »Du glaubst, Mann, daß die Spritzen von Huevos Verdes kamen? Bloß wegen der verlogenen Sendung? Die Spritzen, sage ich dir, die kamen von Gott!«
    Ich starrte ihn an.
    »Was is’n los mit dir? Bist du am Ende ‘n Abnormitätenfreund, du? Gibst du vielleicht irgend so ‘nem Macher Unterschlupf?«
    Hob den Kopf, ich, ganz langsam, un’ sah ihn von oben herab an.
    »Weil nämlich schon ‘n paar Macher-Freunde versucht haben, sich bei den anständigen Nutzern einzuschleichen! Aber wir hier, wir wissen, wie man mit solchen Leuten umgeht!«
    »Vielen Dank für die Information«, sagte ich.
    Aufm ganzen Weg zurück zu Vicky, da fiel mir’s Atmen so komisch schwer. In der Brust hämmerte es mir beinah genauso, wie’s vorher immer passiert is’. Aber bei Vicky, bei der war alles in Ordnung. Die saß neben der Gravbahn-Trasse im Schatten von irgend ‘ner alten leerstehenden Hütte auf ‘nem windschiefen Stuhl un’ brütete vor sich hin. Die Leute aus East Oleanta liefen um sie herum un’ machten das, was sie immer machen, un’ beachteten sie nich’. Waren ja gewöhnt an sie.
    »Vicky«, sagte ich, »Sie müssen vorsichtig sein, hören Sie? Bleiben Sie immer schön in der Nähe von

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