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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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können sie ja auch benutzen, wenn sie wollen. Das hat Miranda gesagt. Solange sie bloß hinter ihren Schutzschilden bleiben un’ uns in Ruhe lassen.«
    »Aber als sie euch mit allem versorgten, was ihr nötig hattet, da sollten sie euch nicht in Ruhe lassen, wie?« schnauzte Vicky sie an. »Sie selbst waren diejenige, die den meisten Respekt vor der Autorität hatte! ›Gib uns heute unser täglich’ Brot… ‹«
    »Lästern Sie nich’!«
    »Komm, Annie«, sagte ich, »Vicky, die meint es doch nich’ so. Die will bloß…«
    »Die will bloß, daß Sie aufhören, sich für sie zu entschuldigen, Billy«, sagte Vicky kalt. »Für meine überlebte Kaste kann ich mich selbst entschuldigen.« Stand auf, sie, un’ stapfte in die Finsternis davon.
    »Kannst du ihr nicht endlich Ruhe geben?« sagte Lizzie wütend zu ihrer Mutter. »Nach allem, was sie für uns getan hat!« Sie sprang auf un’ lief hinter Vicky her.
    Brad, der sah ihr nach un’ wußte nich’, was er tun sollte. Stand auf, setzte sich hin, stand wieder auf. Da erbarmte ich mich un’ sagte: »Laß es sein, Junge. Is’ besser, wir lassen die beiden ‘n Weilchen allein.«
    Der Junge sah mich dankbar an un’ beschäftigte sich wieder mit seinem ewigen Terminal.
    »Annie…«, sagte ich, so sachte, wie’s nur ging.
    »Irgendwas stimmt nich’ mit dem Weib! Is’‘n echtes Nervenbündel, die!«
    Un’ Annie war’s auch. Aber das sagte ich ihr nich’. War auch nich’ aus’m selben Grund. Annie, die dachte immerzu über Lizzie nach, so, wie’s mit ihr immer schon war. Aber Vicky, die dachte ans ganze Land. So, wie’s mit den Machern immer schon war.
    Aber wenn die’s nich’ taten, wer sollte es sonst tun?
    Ich, ich dachte über die Nutzer nach, die wo keine Macher nich’ mehr brauchten, un’ über die Macher, wo sich hinter ihren Schutzschilden vor den Nutzern versteckten. Dachte über die bitteren Kämpfe un’ das allgemeine Umbringen nach, wo wir damals im Info-Netz gesehen hatten. Un’ ich dachte über den Mann nach, der wo Macher ›Abnormitäten‹ genannt hatte un’ meinte, daß die Spritzen von Gott kamen. Der Mann, wo sagte, daß er Ideale hatte un’ den Willen dazu.
    Stand auf, ich, un’ machte mich auf die Suche nach Vicky, damit ihr auch nichts zustieß.

 
    21
    Victoria Turner:
    West Virginia
     
    Sie begreifen es nicht. Keiner begreift es. Nutzer bleiben eben Nutzer, trotz der überwältigenden Dinge, die vorgefallen sind; es gibt eine Grenze für das, was man erwarten kann.
    Strotzend vor Gesundheit und in Weltuntergangsstimmung marschierte ich nach West Virginia; ich trug einen neuen Namen und ein rasch dahinschwindendes Kleid und fragte mich, wo sich Huevos Verdes in all das einfügte. Unter den spektakulärsten Sicherheitsmaßnahmen, von denen man je gehört hatte, war Miranda Sharifi der Prozeß gemacht worden, und die Presse aus vierunddreißig Ländern hatte atemlos darauf gewartet, daß die Rettung in Form eines edlen Ritters der HighTech nahte. Doch niemand hatte sie auf sein Pferd gehoben und war mit ihr aus dem Trommelfeuer der Justiz hinweggebraust.
    Miranda selbst hatte während des Prozesses kein Wort gesprochen. Nicht ein einziges Wort, nicht einmal im Zeugenstand, unter Eid. Natürlich erhielt sie eine Strafe wegen Mißachtung des Gerichts, und durch die Nutzer-Massen draußen auf der Straße – alle hatten ihre Spritzen erhalten – war ein so Nutzer-untypischer Aufschrei gegangen, daß er das Schweigen von zehn Opferlämmern kompensiert hätte. Nicht jedoch das Schweigen von Huevos Verdes. Keine Rettung. Keine Verteidigung, die der Rede wert gewesen wäre. Nada, wenn man nicht die Spritzen einrechnete, die vom Himmel regneten, aus der Erde sprossen und wie von Zauberhand aus den Steinen, Feldern und Straßen jenes Landes auftauchten, das die SuperS so tiefgreifend, so lautlos, so unsichtbar verwandelten.
    Drew Arlen hatte ausgesagt. Er hatte die illegalen GenMod-Experimente beschrieben, die von Huevos Verdes in East Oleanta, in Colorado und in Florida durchgeführt worden waren. Bei den beiden letzteren Labors hatte es sich offenbar nur um Ersatzstandorte für East Oleanta gehandelt, aber, Herr im Himmel, es gab nur siebenundzwanzig SuperS! Wie, in Dreiteufelsnamen, hatten sie vier Stützpunkte mit Personal besetzt?
    Sie waren einfach nicht so wie wir.
    Das wurde immer augenfälliger, je weiter der Prozeß fortschritt. Es wurde auch augenfällig, daß Arlen so wie wir war: genau wie wir taumelte er durch

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