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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Nick! Privat!«
    Er ignorierte das. »Es könnte eine Falle sein, egal, was Maleck sagt. Irgend jemand könnte ihn benutzen. Das solltest du eigentlich wissen!«
    Ungeduld hatte sich in seine Stimme geschlichen, obwohl er sich beherrschte: der blöde Nutzer hatte schon wieder einmal das auf der Hand liegende übersehen! Ich spürte ihn als dunkle Form in tausend Grauschattierungen, versetzt in eine wellenartige Bewegung, deren Laufmuster ich nie verstehen würde.
    »Nick, nimm mal an – nimm bloß mal an! –, daß ich, ich nämlich, mit irgendwem ‘n paar private Worte wechseln will, ohne daß wer mithorcht, mit irgendwem, der rein gar nichts mit Huevos Verdes zu schaffen hat! Mit irgendwem!«
    Nick starrte mich an. Da fiel mir erst auf, wie ich redete. Nutzer-Gewäsch. Glas war schon wieder leer. Hotelsystem sagte höflich: »Verzeihung, Sir. Zwei Männer ersuchen um Zutritt zu Ihrer Suite. Wäre Ihnen eine Sichtverbindung angenehm?«
    »Nee«, sagte ich. »Schick sie rein, die Typen.«
    »Drew… I« fing Nick wieder an. Schaltete ihn aus. Funktionierte aber nich’. Wohl wieder mal was aus der SuperSchlaflosen-Trickkiste, ‘ne Überbrückung der Sperre. Gab rein gar nichts, was die nich’ fertigbrachten.
    »Drew! Hör zu, du kannst doch nicht einfach…« Da unterbrach ich den Kontakt zwischen Terminal un’ Y-Energie-Leitung.
    Die AEGS-Agenten sahen gar nich’ so aus wie AEGS-Agenten. Tun sie wohl nie, die. Mitte vierzig. Fesche Macher. Höfliche Macher. Vermutlich gefinkelte Macher. Aber wenn die Typen in Macher-Worten dachten, dann würden die Worte wenigstens eins nach’m andern rauskommen, un’ nich’ in Packen un’ Trauben un’ ganzen Bibliotheken voller Ketten.
    Schnee fiel auf das violette Gitter, kühl und weiß.
    »Wollt ihr Kerle ‘n Drink, he?«
    »Gern«, sagte einer von ihnen, ‘n bißchen zu schnell. Wollte sich ganz an mich anpassen, der, un’ bei allem mithalten. Fühlte sich aber fast so massiv un’ sauber an wie Maleck. Was mich aus’m Takt brachte. Waren doch von der AEGS, die zwei. Wie konnten die sich so offen anfühlen?
    »Hab’s mir anders überlegt«, sagte ich. »Wollen die Sache gleich in Angriff nehmen.« Lenkte den Rollstuhl zur Tür, ich, wo er gegen den Türstock prallte. Darauf taten mir die Beine weh.
    Aber auf dem Hoteldach machte mich die kalte Luft nüchtern. Na, einigermaßen. Flugwagen landeten rundum, brachten wohl die ersten heim, die in der Stadt aus gewesen waren. Es war aber erst kurz nach Mitternacht. Seattle ist auf vielen Hügeln erbaut, und das Hotel stand auf einem hohen. Von dort konnte man weit über die Enklave hinaus sehen: das schwarze Wasser des Puget-Sound im Westen und Mount Rainier weiß im Mondschein. Kalte Sterne oben, kalte Lichter unten. Nutzer-Gegenden am Fuß der Hügel, aber nicht am Sound. Das Land direkt am Wasser war zu gut für Nutzer.
    Der gepanzerte, abgeschirmte Wagen der AEGS startete und flog nach Osten. Ziemlich bald sah man unten keine Lichter mehr. Keiner sprach. Vielleicht machte ich ein Nickerchen. Hoffentlich nicht.
    Laß Papi in Ruh’, Drew. Der schläft!
    Is’ besoffen, der.
    Drew!
    Drew! sagte Nick übers ComLink. Sagte Huevos Verdes. Sagte Miranda Sharifi. Drew, mach das! Gib die Vorstellung! Verbreite diese unbewußte Idee! Drew…!
    Das Gitterwerk in meinem Kopf schaltete sich ein und trieb dahin wie Sumpfgas in dem Bayou, in dem mein Papi schließlich ersoffen war. Sternhagelvoll. Ein paar Kinder fanden ihn, lang danach. Dachten, das Ding im Wasser wäre ein verfaulter Baumstamm.
    »Wir sind da, Mister Arlen. Bitte wachen Sie auf.«
    Wir standen auf einem Landeplatz mitten in der finsteren Wildnis. Es war dichtbewaldetes Land, und die riesigen Felsungetüme, die ich rundum sah, stellten sich nach näherem Hinsehen als Bergwände heraus. Mein Schädel dröhnte. Einer der Agenten schaltete die Lichter des Wagens aus und eine tragbare Y-Lampe ein. Wir stiegen aus. Plötzlich fiel mir auf, daß ich nicht mal wußte, wie die beiden hießen.
    »Wo sind wir da?«
    »In der Cascade Range.«
    »Aber wo?«
    »Einige Minuten noch, Mister Arlen.«
    Sie sahen weg, als ich mich in meinen Rollstuhl stemmte. Auf seinem Gravfeld schwebte er fünfzehn Zentimeter über dem schmalen Naturpfad dahin, der vom Landeplatz aus in den dichten Wald führte. Ich folgte den Agenten, die die Lampe trugen. Die Finsternis auf beiden Seiten des Weges, unter den Bäumen, wirkte wie eine undurchdringliche Wand, wenn man von einem gelegentlichen

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