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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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keine Ahnung, wozu Terry Mwakambe und Toshio Ohmura imstande waren. Selbst wenn Maleck den Nobelpreis für Physik statt für Medizin bekommen hätte, wäre er außerstande gewesen, es zu verstehen. Maleck war ein hochgewachsener Mann, etwa fünfundsechzig, im Aussehen nicht genmodifiziert. Schütteres graues Haar und müde braune Augen. Er hatte Hängebacken, hielt aber den Rücken gerade. Ich spürte ihn als eine Reihe von massiven dunkelblauen Würfeln, unzerbrechlich und sauber geformt. Die Würfel hingen vor dem reglosen Gitterwerk in der Luft.
    »Ich weiß nicht recht, wie ich beginnen soll, Mister Arlen.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, und die Würfel wechselten über zu einer rötlichen Färbung. Maleck war sehr nervös. Ich nahm einen Schluck.
    »Wie Sie zweifellos bereits wissen, habe ich im Bundesforum für Wissenschaft und Technik gegen die Weiterentwicklung des Produkts gestimmt, auf das Huevos Verdes einen Patentanspruch besitzt. Die Gründe für meine Entscheidung sind in der schriftlichen Stellungnahme der Majorität klar dargelegt. Doch es gibt Dinge, die ein öffentliches Dokument nicht enthalten kann, Dinge, die ich mir gestatten möchte, Ihnen mitzuteilen.«
    »Warum das?«
    Maleck war direkt. »Weil ich… weil wir keine andere Möglichkeit sehen, mit Huevos Verdes zu sprechen. Man nimmt dort zwar Botschaften an, aber keine Gegengespräche. Sie stellen den einzigen Weg dar, der mir offensteht, um Miss Sharifi direkte Informationen über gewisse genetische Forschungsaktivitäten zukommen zu lassen.«
    Die Formen in meinem Kopf kräuselten und drehten sich.
    »Wie haben Sie es angestellt, Botschaften an Huevos Verdes zu schicken?« fragte ich. »Wie sind Sie zu dem Zugriffscode gekommen, der dazu nötig ist?«
    »Das ist Teil dessen, was ich Ihnen sagen möchte, Mister Arlen. In fünf Minuten werden zwei Männer um Einlaß zu Ihrer Suite ersuchen. Sie wollen Ihnen etwas zeigen, das etwa einen Halbstundenflug von Seattle entfernt ist. Der Grund meines Anrufes ist es, Sie dringend zu bitten, die beiden Männer zu begleiten.« Er zögerte. »Es sind Regierungsbeamte. Von der AEGS.«
    »Nein.«
    »Ich verstehe, Mister Arlen. Und deshalb rufe ich Sie an. Um Ihnen zu versichern, daß es sich nicht um eine Falle handelt, in die man Sie locken will. Es geht auch um keine Entführung oder irgendeine andere Ungeheuerlichkeit, zu der, wie wir beide wissen, die Regierung durchaus fähig ist. Die AEGS-Agenten werden Sie aus der Stadt bringen, etwa eine Stunde lang Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und Sie dann unbeschadet wieder zurückbringen, ohne ganz neue Implantate oder Wahrheitsdrogen oder irgend etwas in dieser Richtung. Ich kenne diese Männer persönlich – persönlich – und würde meinen Ruf als Wissenschafter für ihre untadelige Vorgangsweise verpfänden. Ich bin sicher, Sie zeichnen dieses Gespräch auf. Bitte schicken Sie Kopien davon an so viele Personen, wie Sie möchten, bevor Sie auch nur Ihre Tür öffnen. Sie haben mein Wort, daß Sie unversehrt und unverändert zurückkehren werden. Ich bitte Sie zu überlegen, was das für mich bedeutet.«
    Ich überlegte. Der Mann erfüllte mich mit Formen, die ich seit langem nicht gespürt hatte: helle, saubere Formen ohne verborgene Absichten. Nicht im entferntesten wie die Formen auf Huevos Verdes.
    Natürlich konnte Maleck absolut aufrichtig sein und von anderen für ihre Zwecke benutzt werden.
    Irgendwie war das Glas, mein viertes, schon wieder leer.
    Maleck sagte: »Wenn Sie mehr Zeit brauchen, um von Huevos Verdes Instruktionen einzuholen…«
    »Nein!« Ich dämpfte meine Stimme: »Nein. Ich werde mitkommen.«
    Malecks Gesichtszüge veränderten sich, wurden offener, um Jahre jünger und um Stunden weniger müde. (Ein leichter, reinigender Regen fiel auf die dunkelblauen Würfel.)
    »Vielen Dank«, sagte er. »Sie werden es nicht bereuen. Sie haben mein Wort, Mister Arlen.«
    Ich hätte meine rechte Hand verwettet, daß er, ein prominenter Macher, noch nie einen meiner Auftritte miterlebt hatte.
    Ich unterbrach die Verbindung und sandte Kopien des Gesprächs an Leisha, an Kevin Baker und an einen Macher-Freund in Wichita, zu dem ich volles Vertrauen hatte. Das ComLink schrillte. Einmal. Noch ehe ich mich meldete, erschien Nikos Demetrios auf dem Schirm. Verschwendete kein unnötiges Wort, der Mann.
    »Geh nicht mit, Drew.«
    Ich hielt schon wieder ein Glas Scotch in der Hand. Halbleer. »Das war ein abgeschirmtes Gespräch,

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