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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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nicht Huevos Verdes daran Schuld trug.
    Oder wußte es die AEGS sehr wohl und ließ mit voller Absicht zu den Medien durchsickern, daß die SuperS dafür verantwortlich waren? Weil es nie schaden konnte, den Schlaflosen die Schuld zuzuschieben, wohingegen es ziemlich blamabel wäre, eingestehen zu müssen, daß man nicht in der Lage war, eine Bande Nutzer einzufangen, denen verschleppte oder abtrünnige Nanotechniker zur Seite standen.
    Ich wußte es nicht. Was ich jedoch wußte, war, daß sich bei einem so weit fortgeschrittenen Krieg mit Sicherheit Terminals in diesen Tunnels befinden mußten. Miri hatte mich die Überbrückungscodes für die meisten Standardprogramme auswendig lernen lassen. Und für den Fall, daß es sich um kein Standardprogramm handelte, hatte Jonathan Markowitz mir immer wieder Zugriffstricks vorgeführt, die mir im Notfall eine Verbindung mit Huevos Verdes ermöglichen würden. Und Huevos Verdes überwachte alles. Immer. Rund um die Uhr. Es mußte einen Weg geben, es zu erreichen. Alles, was ich brauchte, war ein Terminal.
    Wenn Huevos Verdes alles überwachte, mußte man dann dort nicht über diese Untergrundbewegung informiert sein?
    Sie mußten informiert sein. Ich erinnerte mich genau an Miranda, über Computerausdrucke gebeugt: »Es gelingt uns einfach nicht, das Epizentrum des Duragem-Problems festzustellen!« Aber den SuperS konnte nicht entgangen sein, daß der MolSpalter von einer landesweit existierenden, organisierten Gruppierung verbreitet wurde! Ihr Spionagesystem war zu weit verzweigt, um das nicht zu erfahren!
    Und Miranda hatte es mir nicht gesagt.
    »Du, hast du Hunger?« fragte Joncey. Er sah Abigail dabei an, die jetzt einen grünen Overall anhatte, aber Hubbley fühlte sich angesprochen: »Teufel auch, und wie! Nichts wie ran an die Schüssel, Männer.«
    Er schob persönlich meinen Rollstuhl. Ich ließ ihn machen, während ich völlig passiv über die Formen in meinem Innern tastete, die so hart und dünn waren wie Kohlefaserstäbe. Die ganze Gruppe marschierte in den Tunnel zu unserer Linken. Wir kamen an etlichen geschlossenen Türen vorbei, ehe schließlich alle außer Hubbley und mir einen Raum betraten; wir beide gingen in einen anderen. Es war ein kleines, weißes Zimmer, in dem Tisch und Stühle aus Holz – nicht aus PlastiSynth – standen. An der Wand hing das große Holoporträt eines großnäsigen, dunkeläugigen Soldaten in einer historischen Uniform.
    »Brigadegeneral Francis Marion in Person«, sagte Hubbley mit Genugtuung in der Stimme. »Ich speise nie zusammen mit der Kompanie, Mister Arlen. Hebt den Respekt der Truppe. Haben Sie gewußt, Sir, daß General Marion ein Reinlichkeitsfanatiker war? Beim Allmächtigen, das ist wahr! Nahm sich jeden Soldaten vor, der nicht ordentlich und sauber gewaschen zum Appell antrat, und seifte ihn höchstpersönlich ein. Er selbst trank Essigwasser an jedem Tag seines Lebens, also beinahe an jedem, der Gesundheit wegen. Der Trank der römischen Soldaten. Wußten Sie das, Sir?«
    »Das wußte ich nicht«, sagte ich. Mein Haß brannte kalte, schlanke Formen in meinen Geist. Das Zimmer enthielt kein Terminal.
    »Sogar schon anno 1775 schrieb ein englischer General nach Hause: ›Unsere Armee wird durch einzelne kleine Nadelstiche aufgerieben werden‹, und Francis Marion war der, verdammt noch mal, schlimmste kleine Nadelstich, den diese jammervollen Rotröcke je ertragen mußten! Und auch dieser Krieg, den wir hier führen, wird mit einzelnen kleinen Nadelstichen gewonnen werden, verehrter Sir.« Hubbley lachte auf und zeigte seine braunen Zähne. Seine hellen Augen blitzten. Er wandte sie keine Sekunde lang von mir ab.
    »Entschlossenheit und eine eigene Vorstellung, mein Sohn. Wir bringen beides mit. Wille und Ideal. Wissen Sie, was es ist, was die Verfassung der Vereinigten Staaten so großartig macht?«
    »Nein«, sagte ich. Ein Junge in einem türkisfarbenen Overall trat ein. Er hatte langes, im Nacken mit einem Bändchen zusammengefaßtes Haar und trug Schüsseln mit heißem Eintopf auf. Hubbley schenkte ihm etwa soviel Aufmerksamkeit wie einem Robot.
    »Was die Verfassung so großartig macht, ist der Umstand, daß sie den einfachen Mann in den Entscheidungsprozeß einbindet. Sie läßt uns entscheiden, was für ein Land wir haben wollen. Uns, die einfachen Leute. Unser Wille, unser Ideal.«
    Leisha hatte immer gesagt, was die Verfassung so großartig macht, sind ihre Kontrollmechanismen und ihre

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