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Bettler 02 - Bettler und Sucher

Titel: Bettler 02 - Bettler und Sucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Folter oder so. Die ganze gewaltige Veränderung ist Ihnen zu verdanken, mein Sohn.
    Und nun ist es allerhöchste Zeit, uns auf die Socken zu machen. Campbell wird Sie tragen. Und wenn Ihre Hüfte Sie wiederum zu piesacken beginnt, dann lassen Sie einfach einen Schrei los. Wir haben noch eine Reserve an Medikamenten, und wo wir hingehen, dort gibt’s einen Arzt. Wir wollen nicht, daß Sie zu leiden haben, Mister Arlen, Sir, mit all der Hilfe, die Sie uns erwiesen haben. Sie kämpfen auf der richtigen Seite. Manche Leute brauchen bloß ein wenig länger als andere, um das einzusehen.
    Obacht, Campbell, wenn du ihn hochhebst… gut so. Ab mit uns!«
    Campbell schleppte mich etwa zwei Stunden lang durch den Sumpf; genau konnte ich das nicht sagen, weil ich immer wieder das Bewußtsein verlor. Er hatte mich über die Schulter geworfen wie einen Sack Sojabohnen, aber ich merkte, daß er sich bemühte, sachte mit mir umzugehen. Was nicht viel half.
    Wir bewegten uns im Gänsemarsch voran, etwa zehn Mann, angeführt von Jimmy Hubbley. Hubbley kannte sich aus im Sumpf. Manchmal zogen die Männer über schmale Streifen halbfesten Untergrundes mit schwarzen Tümpeln zu beiden Seiten. Als Kind hatte ich einmal miterlebt, wie eine Pfütze wie diese einen Mann in weniger als drei Minuten schluckte. Dann wieder patschten sie durch Brackwasser, das von Schildkröten und Schlangen nur so wimmelte. Alle trugen hüfthohe Stiefel. Sie hielten sich so weit wie möglich im Schutz von dichtem, rankenüberwuchertem Gestrüpp oder unter dem grauen Moos, das von den Bäumen herabhing. Natürlich würde das keinen Unterschied machen, wenn die AEGS einen FährtensucherRob ins Spiel brachte, der im Aufspüren von Pheromonen zehnmal besser war als der beste Jagdhund, weil er nicht nur ihren Spuren folgte, sondern zugleich ihre Bestandteile analysierte. Ich erwartete, in zwei Stunden wieder in den Schoß der AEGS zurückgekehrt zu sein.
    Dann sah ich, daß die letzte Person in der Schlange Abigail war, die Frau, die das Rettungsflugzeug mit dem Raketenwerfer abgeschossen hatte. Den Raketenwerfer hatte sie beim Außenposten zurückgelassen, und statt dessen trug sie nun eine gebogene, stumpffarbene Gerätschaft, die aussah wie ein Sportbogen aus Metall, hoch über dem Kopf, parallel zum Untergrund. Ich wußte, was es war: ein Harrison-Pheromontilger. Er blies Moleküle in die Luft, die jede molekulare Spur von Menschen ansteuerten und sie neutralisierten. Er fiel unter mit Geheimhaltungsstufe versehenes militärisches Gerät, was ich rein zufällig aus Huevos Verdes wußte. Undenkbar, daß im Francis-Marion-Freiheits-Stützpunkt einer lagerte! Und doch lagerte er…
    Zum erstenmal begann ich Jimmy Hubbley zu glauben, daß seine Bewegung nicht ausschließlich aus fanatisierten Sonderlingen bestand.
    Abigail war schwanger. Etwa im fünften, sechsten Monat. Wie sie so die Arme über den Kopf erhoben hielt, war die Wölbung ihres Bauches unter dem Overall deutlich zu erkennen. Beim Marschieren summte sie vor sich hin, ein fröhliches, tonloses kleines Liedchen. Sie sah aus, als wären ihre Gedanken meilenweit, ganze Landstriche weit weg.
    Der Bewuchs des Sumpfes wurde immer dichter, die Luft immer heißer. Äste zerkratzten mir das Gesicht, und so, wie ich an Campbells Schulter hing, konnte ich ihnen nicht ausweichen. Schlangen, so dick wie das Handgelenk eines Mannes, glitten in flache Tümpel. Ein morscher Baumstamm trieb an die Oberfläche, kippte wieder zurück in das schwarze Wasser und verschwand in einer Kette zischender Bläschen. Ein Alligator.
    Ich schloß die Augen. Die feuchte Luft war erfüllt vom intensiven Geruch der falschen Orchideen, die auf den Baumstämmen von Eschen wuchsen. Aber sie waren keine Parasiten. Sie lebten von Luft.
    Insekten surrten und stachen, eine beständige Wolke, die mit uns zog.
    »So, Mister Arlen, da wären wir«, sagte Jimmy Hubbley. »Wie ist denn das werte Befinden, Sir?«
    Ich antwortete nicht. Jedesmal, wenn ich ihn ansah, erfüllte sich mein Hirn mit Haß, mit kaltem Haß, der in mir rotierte wie Messer. Leisha war tot. Jimmy Hubbley hatte Leisha Camden getötet. Sie war tot. Ich würde ihn zertreten.
    Es schien ihm nichts auszumachen, daß ich nicht antwortete. Wir hatten unter einem riesigen Lorbeerbaum angehalten, von dem graue Moosfahnen hingen; er stand inmitten von weiteren, dicht aneinandergedrängten Bäumen. Eine uralte umgestürzte Zypresse war vermorscht und halb zu Staub zerfallen; aber eine

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