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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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un’ Plänen, die wo zu verschieden sin’ von dem, was sie gewohnt sin’. Vielleicht is’ grade die Umstellung dran schuld, was weiß ich. Vielleicht hatten wir alle einfach schon unser Teil an Neuem un’ Ungewohntem. Un’ da kommst du mit noch ‘ner neuen Idee daher, vielleicht mit ‘ner gefährlichen Idee, wenn die Macher fuchtig werden deswegen. Un’ wenn sich dann noch so ganz andere Leute als bisher um ‘n öffentliches Amt bewerben – also dann werden sich alle dermaßen unbehaglich fühlen, daß keiner mich wählt.«
    »Aber…«
    »Außerdem«, fuhr Billy mit seiner sanften Stimme fort, »sin’ grade wir doch die Familie, die wo dran schuld is’, daß Miranda von der Aufsichtsbehörde für die Einhaltung genetischer Standards verhaftet wurde. Auch wenn wir’s nich’ wollten un’ die sie dann gehen ließen. Miranda Sharifi! Nee, Lizzie, Herzchen, in ‘ner Macherwahl wird keiner nich’ für mich stimmen. Oder für Annie oder für dich oder für Vicki. Kein Schwanz nich’.«
    »Für wen dann?« rief Lizzie. »Für wen würden sie dann stimmen?«
    »Für irgendwen, der ihnen nich’ allzu fremd is’.« Billy stand auf. »Für wen, der wo vielleicht mal ‘n Bürgermeister gewesen is’. Bürgermeister sin’‘ne ganz normale Sache für uns Nutzer, an die sin’ wir gewöhnt. Die sin’ für uns so ‘ne Art Ausläufer der Regierung.«
    Das stimmte. Lizzie überlegte. Die Bürgermeister der Nutzer-Orte waren – früher, als es noch dauernd besiedelte Ortschaften und Städte gegeben hatte – stets Nutzer gewesen, die sich mit den Machern verständigen konnten. Sie waren diejenigen, die über das ComLink mit den Machern redeten – damals vor den Umstellungs -Kriegen, als jeder Ort bloß eines hatte. Die Bürgermeister waren ganz allgemein das Ziel des Gespötts gewesen, weil sie, während alle anderen einfach das Leben genossen, arbeiteten wie die Macher – obwohl sie damals vielleicht nicht so hart gearbeitet hatten wie jedermann jetzt. Dennoch – der Bürgermeister war in den Augen der anderen immer eine Art Trottel gewesen, weil er überhaupt etwas tat: ein wahrer Aristo-Nutzer diente nicht den anderen – er ließ sich bedienen. Von den Machern. Zumindest hatten das damals alle diejenigen, die Lizzie kannte, so gesehen.
    Wie auch immer, ein Bürgermeister, der mit Machern verhandelte, war ein gewohnter Anblick für alle Nutzer; er meldete es, wenn etwa Geräte schadhaft waren oder nicht funktionierten, er legte neu gewählten Funktionären die Forderungen der Wähler vor, er ließ die Polizei kommen oder den WildhüterRob oder Techs, wenn sie gebraucht wurden. Vielleicht hatte Billy recht. Vielleicht würden die Nutzer des Distrikts Willoughby lieber jemanden wählen, der früher mal Bürgermeister gewesen war. Aber würde ein Bürgermeister sich als Kandidat für diese Wahl aufstellen lassen?
    »Kennst du irgendwelche übriggebliebenen Bürgermeister, Billy? In unserem Stamm, da haben wir jedenfalls keine nich’.«
    Billy lächelte hinab auf Lizzie, die immer noch auf dem Baumstamm saß. »O doch, haben wir. Weißte das denn nich’? Das kommt davon, weil du nix anderes im Kopf hast, als bloß immer nach deinen närrischen Daten zu fischen, statt mal ‘n bißchen mit den Leuten zu schwatzen!«
    Ein kleines Flämmchen erwärmte Lizzie. Billy war stolz auf ihre Fähigkeiten. Billy war immer stolz auf sie gewesen, schon damals, als sie als kleines Mädchen kaputte Robs zusammengebaut und sich ihre Kenntnisse ohne System, einfach nur aus der Praxis angeeignet hatte.
    »Wer von uns is’n Bürgermeister, Billy?«
    »Wer war ‘n Bürgermeister.«
    »Okay – wer war ‘n Bürgermeister?«
    »Shockey«, sagte Billy, und Lizzie spürte, wie sich ihre Lippen zu einem runden ›O‹ formten. Billy lächelte. »Isses nich’ verwunderlich, Herzchen, was für Leute an was für Orten auftauchen? Das is’ das Wichtigste, was mir die Umstellung gezeigt hat, Herzchen. Das Allerwichtigste: Man kann’s nie wissen. Man kann’s einfach nie wissen.«
     
    »Das ist gar nicht verwunderlich«, sagte Vicki. »Hier, nimm Dirk. Er will trinken.«
    Lizzie nahm das Baby. Die vertraute Wärme durchrieselte sie, schon als sie die Arme um ihn legte. Sie ließ sich an der SchaumSteinwand ihres Kabäuschens entlang in sitzende Stellung gleiten und öffnete das Oberteil ihres goldgelben Overalls. Dirks hungriger kleiner Mund schoß auf ihre Brustwarze zu wie eine Rakete. Die Welle der Erregung – halb

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