Bettler 03 - Bettlers Ritt
mütterlich-freudig, halb sexy – durchlief ihren Körper von der Brustwarze durch den Bauch bis tief hinab zwischen ihre Beine. Lizzie schämte sich immer noch ein wenig dieser Erregung: Es durfte doch nicht sein, daß einen das eigene Baby in Hitze versetzte! Aber es geschah jedesmal, und Lizzie entschloß sich schließlich, die Sache bei sich zu behalten. Aber es steigerte ihre Gereiztheit Vicki gegenüber, daß die so neben ihr auf der Matratze hockte und dreinsah, als würde sie das alles kennen. Vicki hatte doch noch nie ein Kind geboren und gestillt!
Lizzie sagte: »Also, ich fand’s verwunderlich, und Billy auch. Shockey! Der sieht doch gar nicht nach einem Typen aus, der irgendwo Bürgermeister gewesen sein könnte!«
Vicki lächelte. »Und was für ein Typ, denkst du, würde in die Politik gehen?«
»Jemand wie Jack Sawicki. Der nur daran interessiert ist, seinem Dorf zu helfen, und dem es egal ist, wenn die Leute ihn deswegen manchmal auf die Schippe nehmen. Shockey wird doch schon wütend, wenn man ihn bloß ein klein wenig aufzieht, und ich denke nicht, daß er je in seinem Leben anderen Leuten helfen wollte.«
»Ah, das ist wohl der Grund, daß du dich so für dieses kühne politische Unternehmen einsetzt!« bemerkte Vicki mit unschuldsvoller Miene. »Weil du den glühenden Drang verspürst, anderen Stämmen im Distrikt Willoughby zu helfen!«
»Natürlich will ich…«, begann Lizzie und verstummte.
Vicki lächelte wieder. »Lizzie, Schätzchen, die Leute, die in die Politik gehen, sind zu neunundneunzig Prozent genau wie Shockey. Sie wollen einen persönlichen Vorteil, sie wollen Macht und sie wollen, daß die ganze Welt nach ihrer Fagon mit dem Schwanz wedelt. Genau so, wie du ein Lagerhaus zur Verfügung haben willst und die Kontrolle über Steuergeld für dich und deinen Stamm. Der einzige Unterschied zwischen…«
»Aber ich will es doch gar nicht für mich selbst! Ich will es für Dirk und Billy und Mama und…«
»Wirklich? Wenn Billy und Annie morgen nach Süden gehen und der so ungemein wohltätige Jackson Aranow alle Dinge, die du haben möchtest, persönlich an deiner Haustür abliefert und dazu noch ein Konto auf Dirks Namen einrichtet – würdest du dann sofort diese ganze Königmacher-Nummer fallenlassen? Hmmmm?«
Lizzie sagte nichts darauf.
»Ich glaube nicht. Daran ist nichts Schlechtes, Lizzie, wenn du auf deine eigene Interessen schaust. Solange es nicht alles ist, worauf du schaust. Jemand, den ich früher mal kannte, behauptete…«
Da wären wir wieder mal, seufzte Lizzie innerlich und schob Dirk, der gierig trank, in eine bequemere Lage.
»… daß es fünf Stadien für zwischenmenschliche Beziehungen gäbe. Gültig für alle Beziehungen – von der internationalen Politkonferenz über die Ehe bis zu einem Polizeidezernat. Nur fünf mögliche Stadien. Erstens: gesunde Verhandlungen von einer im Grunde verwandten Position aus. Zweitens: völlige Gleichgültigkeit ohne gegenseitige Unterstützungserklärungen oder signifikante Wechselwirkungen. Drittens: ein Dominanz- und Abhängigkeitsverhältnis wie früher zwischen Machern und Nutzern. Viertens das heimliche Ringen um die Dominanz ohne Ausbruch regelrechter Kämpfe. Oder, fünftens, der offene Krieg. Solange du dich bemühst, dich innerhalb des Wahlrechts zu bewegen, befindest du dich in einem heimlichen Ringen um deine eigenen Interessen. Nichts dagegen zu sagen. Aber das gleiche trifft auch auf Shockey zu, nur ungehobelter als bei den meisten Politikern. Ich wette, er war nur kurz Bürgermeister in seinem früheren Dorf.«
»Das weiß ich nicht.«
»Jede Wette. Wie John Locke einst predigte…«
»Gibt’s eigentlich irgendwas, von dem du nicht glaubst, du wüßtest es? Du!«
Vicki sah sie an. Lizzie senkte den Blick auf ihr Baby, und hob ihn wiederum mit einem wütenden Ausdruck darin. Na, es stimmte doch auch! Immerzu erklärte Vicki ihr irgend etwas! Als wüßte Vicki rein alles, und Lizzie wäre nichts als eine datenbekloppte… Nutzerin.
»Im Grunde genommen«, fuhr Vicki mit ruhiger Stimme fort, »weiß ich sehr wenig, was insofern bemerkenswert ist, als ich noch vor ein paar Jahren dachte, ich würde alles verstehen.«
»Tut mir leid«, murmelte Lizzie. Tat es ihr wirklich leid? Lizzie wußte es nicht. In letzter Zeit weckte Vicki in ihr wirre Gefühle, und früher hatte sie Vicki für eine so wundervolle Person gehalten… Nichts war mehr wie früher, rein gar nichts.
»Das braucht es nicht«,
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