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Bettler 03 - Bettlers Ritt

Titel: Bettler 03 - Bettlers Ritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Art, wie er es vorbrachte: die Augen anmaßend auf Lizzie gerichtet, den Mund zu einem herablassenden Grinsen verzogen, die Hand immer noch auf Sharons entblößtem Busen. Und die sexuelle Nacktheit war etwas völlig anderes als die Nacktheit bei der Nahrungsaufnahme; sie sollte besser auf den Privatbereich beschränkt bleiben.
    Aber Lizzie zwang sich zu einem Lächeln. »Klar du, wennste was fängst! Aber deswegen bin ich nich’ hier. Hab ‘n Angebot für dich.«
    Shockeys Grinsen wurde breiter, und seine dunklen Augen blinzelten träge. Lizzie sagte rasch: »Billy, der hat mir erzählt, du wärst mal irgendwo Bürgermeister gewesen, richtig?«
    Shockeys Lächeln erlosch. »So? Na un’? Mußte ja irgendwer den Bürgermeister machen!«
    »Hast ganz recht, du«, sagte Lizzie. Sie sah Shockey unverwandt in die Augen. »Un’ irgendwer muß das immer noch.«
    »Brauchen keine Bürgermeister nich’ mehr, wir«, mischte sich Sharon ein.
    »Aber wir brauchen ‘nen Distriktsleiter. Harold Winthrop Wayland is’ abgekratzt.«
    Sharons Stimme kletterte höher: »Shockey is’ kein Macher nich’, Lizzie Francy! Vergiß das bloß nich’, du!«
    »Klar is’ er das nich’«, entgegnete Lizzie. »Der is’n Nutzer. Das is’ ja der springende Punkt.«
    »Was für ‘n springender Punkt?« erkundigte sich Sharon so hitzig, daß Callie ängstlich von ihrer Plastikente hochsah. »Nutzer, die arbeiten nich’, un’ schon gar nich’ geben die ‘nen Distriktsleiter ab!«
    »Der Distriktsleiter, der überwacht die Belieferung der Lagerhäuser. Wir hier im Distrikt Willoughby, wir haben keinen Leiter, un’ so haben wir auch nichts im Lagerhaus. Aber wenn wir uns ‘nen eigenen wählen…«
    »Dann haben wir immer noch nix im Lagerhaus! Fisch doch mal ‘n bißchen in deinem eigenen Hirn, du, statt bloß immer nur in den Macher-Netzen rumzustöbern! Shockey, der kann keine Waren in kein Lagerhaus nich’ zaubern!«
    »O doch, das könnte er«, widersprach Lizzie. Plötzlich hatte sie es satt, das Nutzer-Gequatsche mit dieser dummen Gans. Sie kannte Sharon schon ihr ganzes Leben, und Sharon war immer dumm gewesen. »Es existiert ein staatlicher Kapitalfonds, gespeist aus Unternehmenssteuern, der unter allen Distrikten aufgeteilt wird. Als eine Kreditbasis, zu der noch die Macher-Steuern hinzukommen. Aber wenn wir es schaffen, genügend Nutzer in die Wählerlisten eintragen zu lassen und Shockey zu wählen, dann kann er den Anteil von Willoughby dazu benutzen, ein Lagerhaus für uns alle bis obenhin anzufüllen!«
    »Aber wenn er…«
    »Halt’s Maul, Sharon, und laß Shockey reden!« Lizzie hoffte, das würde Shockey wütend machen – die Andeutung, daß Sharon ihn unter ihrer Fuchtel hatte. Aber Shockey war nicht wütend. Seine dreisten Augen unter den dicken Brauen hatten plötzlich einen entrückten Ausdruck, und seine Hand wanderte von Sharons Busen an seinen dunklen Bart und strich langsam daran entlang. Die beiden Frauen starrten ihn an.
    Schließlich sagte er: »Okay.«
    »Okay?« kreischte Sharon.
    »Maul halten, Sharon! Okay, ich mach’s, Liz.« Abrupt bückte er sich nach dem Kind und hob es hoch über den Kopf. »Was sagst’n du dazu, Callie – willste sehen, wie dein großer Kumpel ‘n Distriktsleiter wird, he?«
    Die Kleine quiekte glücklich; offenbar betrachtete sie Shockey nicht als ›Fremden‹. Sharon schmollte.
    Aber Lizzie, die schweigend zusah, hatte das Gefühl, daß Shockey sie alle nicht wahrnahm; seine Augen starrten irgendwohin in die Ferne, und er hatte das gleiche halbe Grinsen um den Mund wie vorhin, als er Lizzie eine Fischmahlzeit in Aussicht gestellt hatte. Wie hatte Vicki es ausgedrückt? In ihrer Liste zwischenmenschlicher Beziehungen? Ein heimliches Ringen um die Dominanz ohne Ausbruch regelrechter Kämpfe…
    »Liz, du sagst mir einfach, was ich tun muß. Bin bereit, ich, kannst mit mir rechnen.«

8
     
    Als der Sicherheitsalarm ertönte, saß Theresa in ihrem neuen Arbeitszimmer vor dem Terminal.
    Das Arbeitszimmer war früher ein Dienerzimmer in der Mitte des Oberstocks gewesen, das vermutlich schon lange, bevor es HausRobs gab, leergestanden hatte. Theresa hatte es gewählt, weil es fensterlos war; nur ein kleines Oberlicht hoch oben in der Schräge des Luftschachtes gab den Blick auf ein Eckchen künstlichen Himmels frei. Sie beauftragte den GebäudeRob mit der Reinigung des Zimmers, ließ es weiß tünchen und mit einem Terminal und einem altmodischen, nichtflexiblen Stuhl

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