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Betty kann alles

Titel: Betty kann alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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einen Malermeister, fünf Zeitungsausträger, einen Eismann, einen Kaminfeger, eine Hausschneiderin, einen Orangenmann, einen Apfelmann, einen Mann für gewöhnlichen Dünger, einen andern Mann für besonders guten Dünger, eine Frau, die mit Töpfen und Pfannen handelte, eine andere, die mit Mottenkugeln und Topflappen hausierte, ein altes Frauchen, das Nadeln vertrieb, eine Frau, die für Weihnachtspapier und Weihnachtsschnur zuständig war, und schließlich einen Mann für alle möglichen Reparaturen.
    Alle diese «Türgeher», wie Gammy sie zu nennen pflegte, sprachen in einem regelmäßigen Turnus vor, doch weil meine Mutter bei ihnen sehr beliebt war und weil sie außerdem keine an irgendwelche Ordnung gebundene Zahlungsweise hatte, meldeten sie sich bei uns, sooft sie in der Nachbarschaft waren. An den Tagen, an denen wir unsere Gehälter heimbrachten, schwärmten sie um unser Haus wie die Bienen um den Honigtopf.
    Von Zeit zu Zeit machten Mary und ich verzweifelte Anstrengungen, ein wenig Methode in unseren Haushalt zu bringen. Wir pflegten dann die gesamte Familie um uns zu versammeln, Mutter einen ernsten Vortrag zu halten und sie zu bitten, doch ihre «Türgeher-Lieferanten» ein wenig zu sieben.
    «Kannst du nicht ein paar loswerden?»
    «Ich will's gern versuchen», versprach Mutter. «Laßt mal sehen, wer da wohl in Frage käme.»
    «Die Mottenkugel- und Topflappenfrau», schrien wir einstimmig.
    «Warum gerade die?» fragte Mutter mit großen Augen.
    «Weil sie Fehler in ihre gehäkelten Topflappen macht, und wenn man dann einen heißen Griff anfaßt, verbrennt man sich überall da, wo Löcher in ihren Lappen sind; und die Mottenkugeln, die sie dir anhängt, stinken, daß man meinen könnte, in einem chinesischen Bordell zu sein, und außerdem enthalten sie einen geheimnisvollen Zusatz, der die Motten ermuntert, sich fröhlich zu vermehren.»
    Mutter machte ein ablehnendes Gesicht. «Mrs. Twickenham häkelt Löcher in ihre Topflappen, weil sie nicht gut sieht, sich aber keine neue Brille leisten kann. Und ihre Mottenkugeln riechen abscheulich, das stimmt, aber ich werfe sie ja immer gleich weg.»
    «Wozu kaufst du sie dann erst?» fragten wir vorwurfsvoll.
    «Weil sie Gammy ähnlich sieht und in einer primitiven Hütte lebt. Das weiß ich von Cleve, der sie auf meine Bitte mal heimfuhr, als es so schrecklich regnete.»
    Mrs. Twickenhams weitere Dienste standen damit außer Zweifel.
    Mutter, die ein völlig selbstloser Mensch ist, hatte ihre eigene Methode, Selbstsucht bei anderen zu bekämpfen. Als meine Schwester Mary einen Arzt heiratete, häufte sich bei uns daheim ein enormer Vorrat an teuren Vitamintabletten an. Es war ganz einfach. Sooft Mutter Mary besuchte, packte sie ihr Köfferchen mit Döschen und Fläschchen aus Marys Apothekerkästchen voll, die sie dann an die übrigen Familienmitglieder verteilte.
    Manchmal unterliefen ihr natürlich Fehler, wie zum Beispiel damals, als wir alle in der Meinung, es handle sich um ein neues, besseres Vitamin A-Präparat, mit Begeisterung Unmengen grüner Leberpillen schluckten. Oder ein andermal, als wir monatelang hellrote Zimttropfen für eine sämtliche Vitamine enthaltende Medizin hielten und sie mit gehorsamer Pünktlichkeit einnahmen. «Kein Wunder, daß Mary so energiegeladen ist», meinte Mutter, als sie einen neuen Vorrat der Wundermedizin heranschleppte. «Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nicht kräftiger gefühlt.»
    «Wir sind alle prachtvoll in Schuß», berichteten wir Mary durchs Telefon. «Die Vitamine sollen leben, dreimal hoch!» Als Marys Mann von unserer Begeisterung und den roten Zimttropfen hörte, meinte er lachend: «Eins zu null für die Christliche Wissenschaft und ihre Heillehre.»
    Als ich aufs Land übersiedelte, veranstaltete Mutter an Sommersonntagen Familientreffen in meinem Haus, und Don und ich mußten Dutzende eßbarer Meermuscheln für den Besuch aus dem Trockenland ausgraben. Als eine von uns einen Italiener heiratete, wurden alle anderen mit Olivenöl versorgt. Legte einer von uns sich einen Obstgarten zu, wurden die Früchte an alle verteilt; hielt einer Hühner, konnten alle mit Eiern rechnen. Hat einer von uns einen Felsgarten mit seltenen Pflanzen, so kann man sicher sein, daß Mutter die Pflanzen ausgräbt und großzügig weiterverschenkt.
    Ich bin fest überzeugt davon, daß Mutter von unschätzbarem Wert für die Regierung sein könnte. Wo man sie allerdings einsetzen sollte, ist mir nicht ganz klar, es

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