Bettys Horrortrip
Ich möchte es nicht haben. Ich will, daß du es behältst. Nichts soll die andere Seite stören oder ablenken. Kann ich mich darauf verlassen?«
»Zwingen möchte ich dich nicht.«
»Danke.« Sie stand auf, ich rutschte von der Lehne, dann umschlang sie meinen Nacken und preßte sich an mich. »Manchmal darf auch eine Frau wie ich weich sein, John. Drück uns beiden die Daumen, bitte! Ich will nicht sterben, ich möchte leben! Wahrscheinlich muß ich für meine Taten büßen, aber doch nicht gleich mit dem Tod.«
»Du hast den Jungen gerettet.«
»Das stimmt, aber…«
»Betty, das muß man akzeptieren.«
»Danke, John.« Sie löste sich von mir und schritt auf die Tür zu. »Ich gehe zuerst ins Bad und dann ins Schlafzimmer.« Sie errötete leicht.
»Und ich werde wie immer nackt schlafen. Dann kann ich auch spüren, wenn sie wieder mit der Folter beginnen.«
»Das mußt du wissen.«
»Bis gleich dann.«
Ich blieb im Wohnraum zurück. Es war gut, daß Betty ihre große Furcht überwunden hatte. Sie mußte die Tatsachen so real wie möglich betrachten, auch wenn sie unbegreiflich waren. Sich damit abzufinden war besser, damit die richtigen Schlüsse und Gegenmaßnahmen getroffen werden konnten.
Die Türen standen offen, auch die zum Bad. Ich hörte das Rauschen der Dusche. Es war alles so normal und kaum vorstellbar, daß das Grauen in dieser Wohnung Einzug gehalten hatte.
Das Rauschen der Dusche wurde vom Tuten des Telefons abgelöst, das auch Betty hörte. »Hebst du mal ab, John?«
»Bist du denn zu sprechen?«
»Ja, der Job verlangt es.«
»Du kannst auch erst auf dem Anrufbeantworter hören, wer etwas von dir will.«
»Nein, nein, heb ruhig ab. Ich ziehe mir nur etwas über, dann komme ich auch.«
Es hatte bereits zum fünften Mal getutet, als ich den Hörer in der Hand hielt und mich mit einem neutralen »Hallo« meldete.
»Oh«, sagte eine Frauenstimme.
Ich lachte.
»Damit kann ich nichts anfangen, aber Sie mit mir sicherlich auch nicht.«
»Moment, ich wollte eigentlich Betty van Steen sprechen. Ist sie bei Ihnen?«
Ich hatte englisch gesprochen, und mir war auch in meiner Sprache geantwortet worden. »Sie ist bereits unterwegs, einen Augenblick bitte.«
Betty betrat in diesem Augenblick das Zimmer.
Sie hielt die Duschhaube in der Hand und schüttelte ihr Haar aus.
Der weiße Bademantel stand ihr gut. Während ich die Sprechmuschel zuhielt, flüsterte ich ihr zu, nichts über mich zu erzählen, höchstens, daß ich ein Nachbar war auf einem kurzen Besuch.
Sie nickte und fragte dann: »Wer ist es denn?«
»Eine Frau.«
Achselzuckend nahm sie den Hörer entgegen und meldete sich. Wenig später lachte sie auf. »Du bist es, Imelda.« Sie hörte zu, was die Frau sagte, dann schüttelte sie den Kopf, während sie antwortete. »Keine Sorge, mir geht es wieder gut, es ist vorbei. Ich werde einen ruhigen Abend und eine ruhige Nacht verbringen.« Sie hörte wieder zu und mußte lachen. »Keine Sorge, dieser Mann ist zwar Brite, aber zugleich auch ein neuer Nachbar. Er hatte sich vorgestellt, und ich bat ihn, den Hörer abzunehmen. Er hat bereits meine Wohnung verlassen.«
Ich lächelte ihr zu, weil ich voll und ganz mit der letzten Bemerkung einverstanden gewesen war. Sie redeten noch kurz miteinander, dann legte Betty auf.
»Darf ich neugierig sein?«
»Du willst wissen, wer diese Imelda ist?«
»Ja.«
»Eine alte Freundin.«
»Dann ist es gut.«
»Wieso?« Betty runzelte die Stirn. »Hast du damit gerechnet, daß es eine andere Person…?«
»Nein, nein, es hätte ja ein Kontrollanruf sein können.«
»Auf keinen Fall.« Sie schüttelte den Kopf. »Imelda und ich kennen uns schon. Sie weiß auch in etwa, welchem Beruf ich nachgehe. Das ist schon in Ordnung.« Betty blies die Wangen auf und atmete aus.
»Irgendwie fühle ich mich sogar erleichtert, ob du es glaubst oder nicht.«
»Wie kommt es?«
»Wie soll ich das sagen, John? Es hängt mit mir selbst und meiner Umkehr zusammen, aber auch mit Imeldas Anruf. Er hat mich irgendwo beruhigt. Es tat gut, hier in den Wänden ein Stück Normalität zu erfahren, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Bei dir schon.«
»Gut«, sagte sie und schaute sich um, wie jemand, der den Raum für die nächsten Stunden verlassen will und nachschaut, ob alles in Ordnung war. »Dann gehe ich ins Bett. Du kannst es dir hier gemütlich machen, die Glotze einstellen und…«
»Darauf werde ich wohl verzichten.«
»Warum?«
»Ich muß wach
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