Bettys Horrortrip
schaute mich an, als wollte sie kontrollieren, ob ich sie auch nicht angelogen hatte.
»Du solltest aufstehen«, sagte ich. »Wir gehen gemeinsam ins Bad, wo wir uns um deine Wunden kümmern können.«
Sie stimmte durch ihr Nicken zu und faßte dann meine Hand, um sich hochziehen zu lasen. Dabei rutschte auch das Laken von ihrem Körper.
Ich bekam zu sehen, daß sich die hauchdünnen Risse auf dem gesamten Körper verteilten.
Betty blieb auf dem Bettrand sitzen, schlug die Hände vor ihr Gesicht und sprach gegen ihre Handflächen, was ihre Stimme ziemlich verzerrte und dumpf machte, so daß ich Mühe hatte, sie zu verstehen. »Kalt waren sie, wenn sie mich berührten, dann aber wurde mir warm, und damit kam auch der Schmerz. Sie haben mich geschnitten, sie wollten mich foltern. Sie werden immer tiefer in meine Haut schneiden, das weiß ich, denn ich habe sie auch im Traum gesehen. Da sind sie gekommen, da habe ich alles noch einmal erlebt. Das Feuer, die brennenden Menschen, mein Gott, es war fürchterlich!«
Ich hatte ihr zugehört und dabei nach dem Bademantel gegriffen, den ich ihr umhängte.
Betty verstand die Geste und erhob sich. Sie zitterte, ich mußte sie halten und schlang dabei den Mantel um ihre Schultern. Dann führte ich sie aus dem Zimmer. Mir war klar, daß ich diesen Fall noch nicht abschließen konnte. Weitergekommen war ich im Prinzip nicht. Zwar hatte ich die Schatten vertreiben, aber nicht vernichten können, und ich mußte einfach mit ihrer Rückkehr rechnen.
Kamen sie von allein? Wurden sie angetrieben? Ich tippte zunächst auf die letztere Möglichkeit, denn da stand auch noch jetzt eine Figur im Hintergrund, von der ich bisher noch nichts gesehen und nur gehört hatte.
Eine Göttin.
Ein Wesen, das die Nekro Church anführte. Ebenfalls ein Schatten, eine Tote, die trotzdem existierte?
Ich wußte, daß es die Totengöttinnen gab, daß sie auch verehrt wurden wie damals im Altertum, insofern hatte sich der Kreis zwischen den Zeiten geschlossen.
Jede Göttin hatte einen Namen. Ich glaubte wirklich nicht daran, daß ich es hier mit einer Namenlosen zu tun hatte, denn die Mitglieder dieser Sekte hatten sie auch ansprechen wollen und müssen. Da kam wirklich einiges zusammen.
Im Bad schaltete ich das Licht ein. Es war grell, aber auch richtig, so konnte sich Betty van Steen genau im Spiegel erkennen. Sie erschrak über sich selbst, als sie den Bademantel von ihren Schultern nach unten gleiten ließ und dabei ihren Körper betrachtete, der bis auf den schmalen Slip nackt war.
»Das darf doch nicht wahr sein«, hauchte sie. »Überall sind Wunden. Und sie brennen.«
Es stimmte, ich sah es auch im Spiegel. Auf meiner Stirn zeichnete sich ebenfalls ein dünner Blutstreifen ab, weil ich dort erwischt worden war.
Ich holte Betty einen Hocker heran und drückte sie darauf nieder. Sie betrachtete sich noch immer, der Spiegel war unerbittlich, und sie fragte mich auch nicht, was ich vorhatte. Ich feuchtete einen Waschlappen an, ging wieder zu ihr und fing an, die hauchdünnen Wunden mit Wasser zu säubern. Es klappte, es blieb auch kein Blut zurück, nur eben diese dünnen Falten, die keinesfalls altersbedingt waren.
Auch meine Stirn tupfte ich zwischendurch ab. Es blieb kein sichtbarer Rest zurück.
Betty van Steen zitterte zwar, als ich die Wunden berührte, das aber lag wohl nicht mehr an ihrer Angst, sondern war eher auf das kalte Wasser zurückzuführen.
Das Blut verschwand, die Wunden ebenfalls, und ich wollte wissen, was zurückgeblieben war, denn ich spürte meine kleine Wunde ebenfalls nicht mehr.
»Nichts, John, nichts. Ich frage mich, weshalb sie das nur getan haben.«
Betty schaute mich intensiv an, denn sie erwartete von mir eine Antwort, die ich ihr leider nicht geben konnte, da ich bereits über dasselbe Problem nachdachte.
Es konnte meiner Ansicht nach nicht angehen, daß Schatten erschienen, auf den Körpern der Menschen zuerst blutige Spuren hinterließen, die durch das Betupfen mit Wasser verschwanden. Diese Schatten hatten etwas anderes vor, das stand für mich fest.
Aber was?
Ich kam damit nicht zurecht. Es mußte einen Plan geben, der nicht nur von den Schatten ins Leben gerufen worden war. Sie waren nur die ausführenden Organe.
»Ich weiß es auch nicht, Betty. Es steckt etwas dahinter, und ich will dir auch sagen, daß es noch nicht vorbei ist. Daran glaube ich wirklich nicht.«
»Du denkst, daß sie noch einmal zurückkehren?«
Ich nickte.
»In dieser
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