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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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noch nicht. Aber was sehr wichtig ist und was du unbedingt verstehen musst: sie sind sehr sehr böse Tiere. Verstehst du? Sehr sehr böse!!“
    Viktor nickte. „Sehr sehr böse Tiere“, wiederholte er in einem Flüsterton.
    „Ja, Viktor, sehr sehr böse Tiere! Ich werde melden, dass diese Eidechse bei dir war. Sehr wahrscheinlich … oh mein Gott …“, Cristobal brach zusammen, weinte und winselte wieder etwas ganz Unverständliches.
    Dann schniefte er und sagte: „Sehr wahrscheinlich werden sie dich jetzt öfters besuchen und sie werden schreckliche Sachen mit dir machen, sehr sehr schreckliche Sachen, so sehr sehr schreckliche Sachen , wie du es dir gar nicht vorstellen kannst. Schrecklich, verstehst du, schrecklich !“
    Viktor nickte und nahm einen erneuten Zug vom Asthmaspray.
    „Sie haben mir beigebracht, was ich dir sagen soll, wenn so etwas passiert, aber ich habe es vergessen. Ich wusste aber nicht, dass es so früh passieren wird. Es ist so früh passiert! Ohgottohgottohgott, ich habs vergessen !“
    Cristobal massierte sich die Schläfen und starrte angestrengt zur Zimmerdecke und murmelte immer wieder „Reptilienvereinigung … Viktor … Reptilienvereinigung … Viktor …“
    Dann hüpfte er plötzlich auf dem Bett herum, flatterte im Zimmer herum, drehte ein paar Spiralen in der Luft und schrie: „Ich habs! Mir ist es wieder eingefallen! Mir ist es eingefallen!“
    Er ließ sich aufs Bett fallen und musste erstmal wieder zu Atem kommen, dann verlangte er einen Atlas. Viktor lief ins Wohnzimmer und schleppte einen großen Atlas herbei. Cristobal blätterte bis zur letzten Seite, wo eine große weiße Insel abgebildet war.
    „Weißt du, was das ist?“, fragte Cristobal.
    Viktor schüttelte den Kopf.
    „Das ist die Antarktis, ja? Verstehst du, der Südpol.“
    „ Südpol“, wiederholte Viktor.
    „Genau, die Antarktis. Guck mal, da ist Abramskaya, die Hochburg der Liga der Vögel. Da ist die Zentrale, da lebt die Generalität: die Kaiserpinguine. Und unsere komplette Sturmabteilung: die Schneesturmvögel und Riesensturmvögel und Silbersturmvögel und Hakensturmtaucher und viele andere.“
    Viktor schaute sich den kleinen Punkt an, auf den Cristobal zeigte.
    „Ich werde dir jetzt etwas Wichtiges sagen“, flüsterte Cristobal. „Etwas sehr, sehr wichtiges. Hörst du mir zu?“
    Viktor nickte energisch.
    „Unweit von Abramskaya gibt es einen Ort, der Cahuc heißt. Hier, siehst du diese Berge? Das sind die Admiralitätsberge. Cahuc liegt nicht weit davon. Es ist nirgendwo kartiert, niemand kennt es, nur die Liga der Vögel. Cahuc, hörst du. Cahuc! So heißt der Ort. Dieser Ort ist sehr kalt und sehr dunkel, es gibt da keine Pflanzen und keine Tiere, weil es da kalt und dunkel ist. Aber Cahuc ist der sicherste Ort auf der ganzen Welt, Cahuc ist unglaublich sicher, sehr sehr sicher, verstehst du?“
    „Cahuc ist gut“, sagte Viktor.
    „Richtig! Cahuc ist sehr, sehr gut. Ganz genau. Jetzt hör gut zu. Diese Reptilien werden jetzt immer zu dir kommen und schreckliche Sachen mit dir machen. Ich werde dir eine Methode zeigen, um dem zu entkommen. Du kannst dann immer nach Cahuc gehen, wenn es unerträglich wird, und da bist du dann aus der Schusslinie und wartest dort, bis alles vorbei ist. Ich werde das noch heute Nacht melden und es wird ein Sonderbefehl veranlasst werden, dass ich schnell dafür ausgebildet werde, um dir das zu zeigen. Wir haben erwartet, dass es irgendwann passiert, aber dass es so schnell und so früh passiert, hätte niemand gedacht.“
    Viktor nickte und verstand gar nichts.
    „Ich muss los, Viktor. Ich muss das melden. Komm, lass uns das Zimmer durchsuchen. Wir schauen nach, ob es sauber ist.“
    Viktor dachte, sie schauen, ob das Zimmer sauber ist, aber es stellte sich heraus, dass sie alles durchsuch ten, um zu schauen, ob sich ein Reptil irgendwo versteckt hatte. Sie schauten überall nach und durchwühlten alle Schubladen und suchten in jeder Ecke, aber das Zimmer war anscheinend reptilienfrei. Viktor musste versprechen, dass er das Fenster ab jetzt immer verschlossen halten und immer im Zimmer nachschauen würde, ob sich jemand irgendwo versteckt hielt.
    Cristobal umarmte Viktor ganz fest und flog dann weg.
    Viktor schloss schnell das Fenster, stand dort lange und schaute nach draußen in die Dämmerung. Er war verwirrt, verstand gar nichts und war müde. Er beobachtete die Vögel in den Bäumen vor seinem Fenster. Es waren hauptsächlich kleine braune Vögel,

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