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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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deren Namen er nicht wusste, und ein paar schwarze Vögel, die wie Amseln aussahen. Sie saßen still und unbeweglich in den Bäumen. Viktor wusste nicht, wie lange er dort stand, er starrte nach draußen und versuchte, aus der Verwirrung eine Kontrolle des Geistes zu machen, aber es misslang. Der Himmel war schwarz und die Sterne glitzerten, die Straßenlampen verbreiteten ihr dumpfes Licht. Ein paar Vögel kamen hinzu und setzten sich auf die Äste, er hörte eine Eule rufen. Es kam Viktor so vor, als ob es viel mehr Vögel waren, als an den vorherigen Abenden, aber er hatte die Bäume noch nie genau beobachtet, also wusste er nicht, ob das stimmte oder nicht. Er fühlte sich beobachtet, und reckte den Kopf, um einen besseren Blick auf den Baum zu bekommen.
    Plötzlich gab es eine abrupte Bewegung. Viktor erschrak so sehr, dass er nach hinten fiel. Ein Dutzend Elster flogen auf sein Fenster zu, setzten sich auf das Fensterbrett und blickten wachsam um sich. Er sah, wie sich ein paar Falken in den Baum setzten. Drei Adler schwebten am Himmel, ein paar große Augen glitzerten im dunklen Baum und er hörte mehrere Eulenrufe. 
    Viktor bekam große Angst, riss die Vorhänge zu und legte sich ins Bett. Er zog die Decke über dem Kopf und wollte ganz schnell einschlafen. Einige Zeit später schaute er unter der Decke hervor und sah, dass es schon ein Uhr war. Er ging leise zum Fenster, zog den Vorhang vorsichtig zur Seite und schaute nach draußen. Die Elstern waren immer noch da, sie hocken auf dem Fenstersims und gingen unruhig hin und her und schauten in allen Richtungen. Der Baum schien auf dem ersten Blick ruhig zu sein, aber wenn man näher hin sah, war er jedoch erfüllt von Vögeln. Ein paar Augen blitzten ihn an, und er hörte wieder einen tiefen Eulenruf.
    Er ging zurück ins Bett, weinte ein wenig, und schlief dann schließlich ein.

Haploidie

     
    Am nächsten Tag war Viktor sehr verwirrt.
    Er hatte sehr schlecht geschlafen, frühstückte gar nicht richtig, und als seine Mutter das halbaufgegessene Marmeladenbrot sah, schaute sie alarmiert in seinen Hals, legte die Hand auf seine Stirn und sah sich seine Augenfarbe an.
    In der Schule verrechnete er sich bei einer Matheaufgabe, die er an der Tafel lösen musste. Er sollte „345“ durch „5“ teilen, was er an anderen Tagen ganz einfach gefunden hätte. Aber ihm fiel gar nicht ein, wie oft „5“ in „45“ hineinging. Er stand mit der Kreide in der Hand, versuchte angestrengt zu überlegen, aber sein Gehirn schien nicht funktionieren zu wollen. Irgendwann nahm er irgendeine Zahl, die erstbeste, die ihm einfiel, und seiner Meinung nach ging „5“ in „45“ genau „34“ Mal rein, also war sein Ergebnis „90034“. Der Lehrer sah ihn erstaunt an und fragte, wie er denn auf „90034“ käme. Viktor überlegte, fand „900“ dann doch zu viel, wischte die „900“ weg und schrieb „70“ hin. Anscheinend war aber „7034“ auch eine falsche Antwort. Der Lehrer schickte ihn wieder an seinen Platz.
    In der Pause saß er auf einer Bank und wollte essen, aber nichts schmeckte, also kippte er den Inhalt seiner Essensdose in den Mülleimer. Gem und die anderen Jungs fragten ihn, ob er Volleyball mitspielen wollte, aber er winkte ab und starrte auf den Boden. Gem kam zu ihm und fragte ihn, was los sei, ob er wieder kotzen müsse. Viktor regte sich auf und ging weg. Auf der Toilette schloss er sich in die Kabine ein und versuchte, seinen Geist zu kontrollieren. Er wollte aber dann doch nicht auf dem dreckigen Boden knien und seine Stirn dort auflegen, also ging er wieder raus und war sehr dankbar, als es wieder zur nächsten Stunde klingelte.
    Zu Hause war auch nichts in Ordnung. Es stand kein Mittagessen für ihn bereit, seine Mutter schrie ins Telefon und Oded und die anderen diskutierten ganz hektisch über irgendetwas. Er hörte solche Wörter wie „Gewerkschaft“ und „Mehrwertsteuer“ und andere undefinierbare Sachen. Das war zu viel für ihn. Wenn man acht Jahre lang gewohnt ist, jeden Mittag fertiges Essen vorzufinden, dann verursachte so etwas Seelenunheil.
    Seine Mutter deckte kurz den Telefonhörer ab und flüsterte: „Geh zu Rocco, Schatz. Hier haben wir sehr viel zu tun. Dort kannst du was essen“ , und setzte ihr Schreien am Telefon fort.
    Da Oded und die anderen ihn auch nicht beachteten und er tatsächlich Hunger hatte, nahm er mürrisch seinen Rucksack und ging aus dem chaotischen Atelier heraus.
    Rocco saß in der Sonne auf den

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