Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
Vom Netzwerk:
viele Schmetterlinge zu machen. Hala strahlte und lächelte und ihre Zähne glänzten in der Sonne und ihre Haare schimmerten, und Viktor wurde es ein bisschen schwindlig.
    Beim Grill schnitt Hamid gerade einen großen Fisch auf und nahm die Wirbelsäule heraus, was Viktor sehr gruselig fand. Er stellte sich vor, wie der Fisch plötzlich aufstehen und wirbellos und knochenlos herumlaufen würde, und das fand er noch gruseliger.
    Nach dem Essen räumte Oded auf, packte die Pappteller in eine Mülltüte, sammelte die Becher, spülte sie aus und legte die Salatschüssel wieder in die Kühlboxen. Helena schrie ihn an, dass sie ihm kündigen würde wenn er nicht endlich mal Ruhe gab und sich endlich entspannen würde. Oded ließ lachend die Mülltüte fallen, legte sich hin und fing nach einer Weile an zu schnarchen. Hala schlief neben ihrer Mutter, und Gem war mit seiner Burg beschäftigt, also entschied Viktor, dass er nicht schlafen würde. Denn wenn alle schliefen, dann war niemand da, der auf die Sachen aufpasste, und es könnte jemand kommen, der alles klaute und Menschen entführte, oder Krokodile konnten kommen, also nahm er seinen Sonnenhut, setzte ihn auf, fand die Sonnenmilch und cremte sich die Schultern, die Brust und das Gesicht nochmals ein und setzte sich die Sonnenbrille seines Vaters auf. Er hockte sich neben der schlafenden Gruppe und schaute Gem zu, wie er mit einem kleinen Rechen Kreise um seine Burg zog.
    Er schaute zu Halas Schmetterlingsmeer und stellte entsetzt fest, dass das Wasser stetig näher kroch. Er ging hin und schaute sich das an – und tatsächlich, das Wasser war viel näher gekommen. Er wusste von der Schule, dass es Ebbe und Flut gab, dass das Wasser kam und ging und wieder kam und ständig über den Sand hin- und herkroch. Viktor lief dann zur Mülltüte, holte einen großen, flachen Plastikteller heraus und versuchte, die Schmetterlinge und die Sterne vorsichtig aus dem Sand zu heben und sie weg vom Wasser zu tragen. Ein paar zerbrachen und zerbröselten, also machte Viktor schnell neue, damit es Hala nicht auffällt. Nachdem er alle 46 Schmetterlinge und Sterne und Äpfel und Birnen gerettet hatte, lief er zu Gem und sagte ihm über das Wasser Bescheid.
    „Ich weiß“, rief Gem gereizt, „scheiß Meer! Ich baue jetzt einen Deich!“
    Viktor half ihm , ein Deich zu bauen. Mit Mülltüten versuchten sie die Burg abzuschotten. Die Tüten und der Sandwall hielten das Wasser kurzzeitig von der Burg fern, aber nach einer Weile schwappte das Meer über den Deich und überflutete die Straßen der Burganlage.
    Das Wasser in den Straßen schwoll an, und für eine kurze Zeit sah es aus, als ob eine riesige Burganlage inmitten eines Sees stehen würde, dann kippte der größte Turm um, riss drei weitere kleine Türme mit sich, und die ganze Anlage stürzte ein.
    Oded kam zu ihnen und zu dritt standen sie mit den Knöcheln im Wasser und schauten sich den Haufen Sand an.
    „Kennst du Atlantis?“, fragte Oded Gem, der den Kopf schüttelte, schniefte und sich die Nase an seinem Arm abwischte.
    Oded spazierte dann mit ihnen am Strand entlang, erzählte ihnen die Geschichte von Atlantis und Viktor fand das gruselig. Er schaute auf das Meer hinaus und stellte sich vor, wie die goldene Stadt unter den Wellen glitzerte. Er erinnerte sich, als er in Venedig war, dass seine Mutter ihm erzählte, dass die Stadt jedes Jahr ein paar Zentimeter mehr ins Meer versinkt. Und Gerald van den Berg hatte ihm erzählt, dass die Niederlande „Niederlande“ hießen, weil sie auch jedes Jahr mehr unter Wasser sinken würden, also das „niedrige Land“, niedriger als das Meer. Und er dachte an die Philippinen und an Bahrain, die schon auseinandergebrochen waren und vielleicht bald auch ins Meer fallen würden. Viktor war sehr erleichtert, dass Hala und alle anderen in Hedera Helix wohnten, denn da gab es kein Meer, das alles kaputtmachen könnte.
    Sie gingen dann zum Hauptstrand von Lantana Camara, wo ganz viele Geschäfte und Stände waren , und Oded kaufte ihnen ein Eis. Gem wollte ein Schokoladen-Eis, und Hala nahm sich Erdbeer-Eis, und obwohl Viktor eigentlich das blaue Kaugummi-Eis haben wollte, verlangte er auch ein Erdbeer-Eis. Nach dem ersten Lecken stellte er fest, dass es nicht schmeckte und ganz eklig war. Hala aß ihr Eis und sah glücklich aus, also leckte Viktor an seinem Erdbeer-Eis und sagte nichts und schielte zu jedem Mülleimer. Er tat so, als ob er stolpern würde, das Eis flog ihm aus der

Weitere Kostenlose Bücher