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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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Viktor.
    „Alle Reservisten der Greifvögel und der Albatrosse, die hier in der Gegend sind, werden da sein . Und die komplette Corvusbrigade. Und alle Hähne, die hier im Umkreis wohnen. Es werden so viele Vögel da sein, ich glaube nicht, dass sie etwas machen.“
    Viktor blinzelte und flüsterte dann heiser: „Ich will nicht.“
    „Doch, du musst. Wenn die Eisvögel und die Kaiserpinguine einen Befehl erlassen, dann musst du den befolgen. Außerdem kann es böse enden, wenn man die Reptilienvereinigung warten lässt und nicht zum Treffen kommt. Also musst du! Komm, zieh deine Jacke an, wir müssen gehen!“
    Viktor ging langsam zu seinem Schrank, holte die Jacke heraus und zog sie langsam an. Cristobal drängte ihn, er solle sich beeilen. Er zog sich seine Turnschuhe an, wickelte sich einen Schal um und folgte Cristobal nach draußen.
    Wie im N ebel ging Viktor die Aquifoliumstraße hoch, zum 31 Mal an dem heutigen Tag, ging die Pazifikstraße und die Kirschallee entlang und sah dann von weitem den kleinen beleuchteten Platz der Holoarktis. Er konnte nicht nachdenken und starrte einfach vor sich hin.
    „Was muss ich den n machen?“, fragte er Cristobal.
    „Nichts. Sei einfach höflich und antworte, wenn sie dich etwas fragen. Und wenn ich dir etwas sage, dann mach das genau so , wie ich es sage. Sei aufmerksam und pass auf, dann wird alles gut.“
    Viktor nickte, atmete tief ein, flüsterte „Ossu“ und betrat den Platz. Er lag leer und verlassen da, niemand war dort. Ein paar gelbe und rote Blätter fegten über den Platz.
    Cristobal dirigierte ihn zu einer Bank und sie setzten sich hin. „So, jetzt warten wir“, sagte Cristobal. Viktor knetete mit den Händen, wünschte, er hätte sein Asthmaspray dabei und beobachtete den Platz.
    Irgendwann sah er viele Adler und Falken und andere sehr gro ße Vögel auf den Platz hinunterschweben und sich auf den Rückenlehnen der Bänke herunterließen. Die Bäume um den Platz lebten auf und waren plötzlich übersät von großen Raben und Krähen und Dohlen und Elstern. Er hörte mehrere Hahnenrufe und unzählige Hähne kamen und stellten sich kreisförmig um den runden Platz. Er sah viele gelbe und blaue kleine Vögel, viel mehr, als er überhaupt zählen konnte, die sich ebenfalls in den Bäumen niederließen. Wellensittiche, vermutete Viktor. Er hatte schon mal Wellensittiche gesehen. Die Adler schauten aggressiv von links nach rechts, die Falken schauten starr geradeaus. Ein riesiger Schwarm Tauben kam angeflogen und verstreute sich auf dem Platz, bis der ganze Boden übersät war von Grau. Ungefähr 80 Eulen folgten, ein paar setzten sich in den Bäumen, die anderen blieben in der Luft. Die größte Gruppe, die dann folgte, waren viele kleine braune Vögel. Spatzen, vermutete Viktor. Viktor hatte noch nie in seinem Leben so viele Vögel auf einmal gesehen, noch nicht einmal im Zoo. Der Himmel war ebenfalls erfüllt von flatternden Tieren und Viktor war erstaunt zu sehen, dass es Kolibris waren, die alle auf der Stelle schwebten. Cristobal murmelte: „Keine Angst!“
    Nachdem alle Vögel angekommen waren, legte sich eine bleierne Stille auf de m Platz. Die Vögel am Boden hatten sich formiert und stellten sich der Größe und der Gruppe nach in Reih und Glied auf. In der Mitte ließen sie einen schmalen Gang frei. Eine große Ente kam angeflogen, umkreiste den Platz und schnatterte. Die Greifvögel antworteten mit einem Kreischen. Dann krähten die Hähne mit einer kollektiven Stimme. Als sie fertig waren, krähten die schwarzen Vögel in den Bäumen. Dann heulten die Eulen, die Tauben gurrten und schließlich meldeten sich die Spatzen und die Wellensittiche. Die Ente ging auf den Platz nieder, schritt die Formation ab und stelle sich dann am Ende der Reihen. Es war wieder still, und dann sah Viktor einen kleinen blauen Vogel, der den Platz tief umkreiste, auf das Pflaster niederging und dann den Gang entlangschritt, der sich zu Viktor hin öffnete. Die restlichen Vögel waren regungslos und stumm und starrten geradeaus.
    „Das ist Jakobus, ein Eisvogel. Ein König“, flüsterte Cristobal in Viktors Ohr. „Steh auf!“
    Viktor stand auf, Cristobal stellte sich auf dem Boden und wartete, bis der Eisvogel zu ihm gelangte.
    „Eure Majestät, König Jakobus, Fernspäher Cristobal meldet Viktor Abies wie befohlen angetreten“, sagte Cristobal schnell und zackig.
    „Rührt euch“, sagte der Eisvogel leise , und die Vögel entspannten sich. Viktor entspannte

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