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Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition)

Titel: Betula Pendula: Erster Zyklus: Frühling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Kassem
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Hand, er rief „Oh nein! Schade!“, und als Hala ihm ihr Eis entgegenstreckte und ihm sagte, er dürfte bei ihr mit essen, leckte Viktor an ihrem Eis und entschied, dass Erdbeereis das beste Eis aller Zeiten war.
    Ein paar Krabben liefen an ihnen vorbei im Sand, sie tapsten seitlich in Reih und Glied und Viktor fand das gruselig. Die Möwen kreischten und zogen ihre Kreise am Himmel, schwammen auf dem Wasser oder saßen auf den Felsen und Viktor fand das beruhigend. Er sah seine Mutter und seinen Vater in der Ferne am Strand spazierten, sie beide alleine, und Viktor fand das schön. Hala tänzelte im Wasser, eine kleine Welle kam und zerbrach an ihren Knöcheln. Die Wassertropfen sprangen auf und umhüllten sie in einem feinen Sprühnebel, die Sonne schien durch sie hindurch und es schien, als ob Hala von lauter kleinen Regenbögen umgeben war. Viktor dachte, sein Herz zerspringt in tausend Stücke und würde auch zu tausend Millionen Regenbögen werden. Oded und Gem spielten ein Spiel, wer sich trauen würde, sich auf den Boden zu legen und sich von eine großen Welle umspülen zu lassen. Der große bunte Wasserball tänzelte auf der Wasseroberfläche und glitzerte in der Sonne.
    Opa Gideon ging mit ihnen zu einem Felsenhaufen und zeigte ihnen einen winzigen Teich, der sich zwischen den Steinen gebildet hatte, der voller winziger Fische war. Er setzte sich hin und tauchte seine Füße ins Wasser. Die kleinen Fische kamen an und knabberten an seinen Zehen und Viktor wollte schreiend zurücklaufen und Helena erzählen, dass Opa Gideon von Fischen aufgefressen wird, aber Opa lachte nur und sagte, sie sollten es auch ausprobieren. Hala traute sich nicht, aber Viktor zog zögerlich seine Badeschlappen aus und tunkte seinen großen Zeh ins Wasser. Ein winziger Fisch kam an und knabberte daran und es tat überhaupt nicht weh, also tat Viktor zuerst den einen Fuß und als er sah, dass er davon nicht stirbt, tat er auch den anderen Fuß hinein. Es kitzelte tatsächlich und fühlte sich komisch gut an. Opa erzählte, dass sie Hautschuppen von den Füßen knabberten, weil sie das lecker finden und man dadurch saubere schöne Füße bekommen würde.
    Im Sonnenuntergang stand Oded knietief im Meer und schaute heraus auf das rosarote und orangenfarbene Wasser, Viktor ging zu ihm und sie standen eine Weile schweigend nebeneinander. „Noch eine Runde schwimmen , bevor es dunkel wird?“, fragte Oded. Viktor nickte und sie gingen ins Meer hinein. Als es zu tief wurde für Viktor und er sich mühselig über Wasser zu halten versuchte, nahm ihn Oded huckepack und watete tiefer hinein. Die Wellen hoben und senkten sie, drückten sie ein wenig in Richtung Strand, dann drückten sie sie tiefer ins Meer hinein. Viktor umklammerte Odeds Nacken, vergrub sein Gesicht in Odeds goldenen Haaren, um seine Augen vom Salzwasser zu schützen.
    „Ich hab dich“, sagte Oded, Viktor presste sein Gesicht an Odeds Hinterkopf, schloss die Augen , als eine Welle über sie zusammenbrach, und sie unter Wasser gedrückt wurden. Für einen Moment dachte er, er würde sterben, aber das schreckliche Gefühl verschwand, er wusste, dass er nichts machen musste, außer sich an Oded festzuhalten, dass ihm niemals irgendwas passieren konnte, denn Oded war da.
    Irgendwann, als es schon ganz dunkel war und das einzige Licht der Mond und die weit entfernten Lichter von Latana Camara waren, verkündete Immanuel Abies, dass es Zeit sei, nach Hause zu fahren. Oded packte die Sachen ein, während Viktor die Luft aus seinem Schwimmreifen, Schwimmflügeln und aus dem Wasserball herausließ.
    Im Auto schaute Viktor aus dem Fenster und überlegte, dass der Tag definitiv besser war als beim letzten Mal, als die Muscheln und die Sonne ihre gesamte Bösartigkeit offenbart hatten.
    Das Radio lief leise, seine Mutter und sein Vater redeten leise, Hamid und Andala redeten noch leiser, weil Gem eingeschlafen war. Viktor sah, dass Hala auch schlief, ihr Kopf neigte sich leicht zur Seite, zu seiner Seite. Er drückte den Arm leicht nach vorne und stützte ihren Kopf ab, damit sie so etwas wie ein Kissen hatte. Sie bewegte sich ein wenig, drehte sich und ihre rechte Hand fiel auf seinem Oberschenkel mit einer nach oben geöffneten Handfläche. Sie hatte noch ein paar Sandkrümel auf der Hand, die im Licht der Straßenlaternen matt leuchteten. Viktor strich sie vorsichtig mit dem Zeigefinger weg. Hala murmelte im Schlaf, die Handfläche schloss sich und Viktors Finger lag in ihrer

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