Between Love and Forever
Freundin, die Tess’ Sachen loswerden will, mit ihrer bescheuerten Unterschrift in verschnörkelten Großbuchstaben, als sei sie ein Filmstar oder so.
Die Schwester, die den Arzt verständigt hat, kommt jetzt herein, sieht, wie ich die Karte in Tess’ Tabelle stecke, und sagt: »Du musst jetzt gehen.«
»Ich warte auf den Arzt«, sage ich und sie legt mir ihre Hand auf die Schulter.
»Abby«, sagt sie und ich zucke zusammen, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass sie meinen Namen weiß. Fast niemand hier spricht mich mit meinem Namenan. Ich bin nur eine Besucherin, bin nur Tess’ Schwester. »Manchmal bewegen sich die Patienten ein bisschen. Das ist nicht ... es ist ein gutes Zeichen, natürlich, aber es bedeutet nicht, dass sie heute Abend noch aufwacht.«
»Ich weiß doch, was ich gesehen habe.«
»Du vermisst sie«, sagt die Schwester und ich muss lachen, weil es stimmt, dass ich Tess vermisse, aber nicht so, wie sie denkt. Ich bin nicht die aufopfernde, liebende Schwester, bin nicht das edle, unscheinbare Mädchen, das bereit ist, alles aufzugeben, nur damit die Schwester zurückkommt. Tess soll aufwachen, damit sie weggeht.
Ich will, dass sie in ihr Leben zurückkehrt und ich in meines.
»Vielleicht wäre es gut, wenn du ein bisschen mit ihr weggehst – spazieren oder so?«, sagt die Schwester zu Eli, als sei ich ein kleines Kind oder ein Hund.
»Tess«, sage ich und schaue sie an. »Bitte.«
Nichts.
»Na, was ist jetzt?«, sagt die Schwester zu Eli und deutet auf mich, wirft ihm einen Blick zu, als sei er ihre letzte Hoffnung.
»Ich hab’s auch gesehen«, sagt Eli. »Warum können wir dann nicht auf den Arzt warten?«
Das wirkt. Ich kann es kaum glauben, aber es ist so und wir warten, Eli und ich. Wir sitzen in Tess’ Zimmer, zu beiden Seiten ihres Betts.
Ich brauche lange, bis ich es herausbringe, nicht weil ich nicht wüsste, wie ich es sagen soll, sondern weil ich Angst habe, es auszusprechen.
»Danke«, stoße ich schließlich hervor, nachdem wir eine Weile so dagesessen haben, und jetzt weiß ich, dass ich zu Recht gezögert habe, denn er sagt nur: »Ist doch klar«, leicht und beiläufig, als sei es nichts, und ich bin enttäuscht, dass nicht mehr von ihm kommt. Ich achte nicht mal darauf, ob seine Stimme vielleicht wieder etwas in Tess auslöst, nein, ich ...
Ich bin vollauf damit beschäftigt, was seine Stimme in mir auslöst ...
Kapitel 26
Der Arzt kommt nicht und die Besuchszeit geht zu Ende.
Ich frage, ob ich trotzdem noch warten kann, obwohl ich weiß, dass ich abgewimmelt werde.
Das ist auch so, aber die Schwester, die angeblich den Arzt verständigt hat, die mir ihre Hand auf die Schulter gelegt und gesagt hat: »Du vermisst sie«, als sei es so einfach, was ich für Tess empfinde, sagt jetzt: »Wenn der Arzt etwas zu berichten hat, lassen wir es dich ganz bestimmt wissen«, als ich aus der Station hinausgehe.
»Noch mal danke für vorhin«, sage ich zu Eli, der mit mir aus dem Krankenhaus geht. »Sehn wir uns morgen?«
Eli schüttelt den Kopf. »Clement und ich gehen in die Kirche und dann muss ich ... na ja, Familienkram und so.«
»Oh, okay.« Dumm. Er hat schon seinen Samstagabend für einen Krankenhausbesuch geopfert, warum soll er sich auch noch den Sonntag vermiesen lassen?
»Aber wir können uns am Montag treffen«, schlägt er vor. »Übliche Zeit?«
Ich zucke nur die Schultern, als sei es mir egal, ob er auftaucht oder nicht.
Aber das ist idiotisch. Es geht schließlich um Tess.Also überwinde ich mich zu einer Antwort: »Tess wird sich freuen«, sage ich, bevor ich mich umdrehe und weggehe.
»Hey, warte mal – kann ich dich ... kann dich nach Hause fahren?«
Ich erstarre. Bin einen Augenblick völlig hilflos. Das hat mich noch nie jemand gefragt. Okay, Jack hat mich manchmal nach Hause zurückbegleitet, aber das zählt nicht und er hat es sowieso nur gemacht, weil die Chance bestand, dass er Tess über den Weg laufen würde.
Ich hole tief Luft.
»Willst du noch über Tess reden oder so?«, frage ich – eigentlich nur, damit ich nicht vergesse, warum ich hier bin, warum er hier ist. Aber als er »Ja, klar« antwortet, spüre ich, wie die Narben, die mir von Jack geblieben sind, wieder aufbrechen und zu bluten anfangen. Ich könnte mich ohrfeigen für meine Dummheit.
Ich steige zu ihm ins Auto und komme mir total schäbig vor in meinen Schrottklamotten, die mich nur daran erinnern, dass ich nicht hierhergehöre. Nicht so wie Tess. Tess hätte,
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