Between Love and Forever
vielleicht kann ich ihr genau das geben: dass ich ihr ihre Geschichtelasse, den verborgenen Teil ihres Herzens, der für immer ihr Geheimnis bleiben wird.
Ich hoffe nur, dass es noch irgendwie da ist, dieses verborgene Selbst, das nur sie kennt, noch irgendwo in ihr. Ich hoffe, dass sie ...
... dass Tess in ihrem tiefsten Herzen, dort, wo niemand von uns sie erreichen kann, noch irgendwie da ist.
Kapitel 35
So wie die Dinge liegen, hat es jetzt keinen Sinn mehr, Eli zu Tess mitzuschleppen. Obwohl ich im Grunde genommen weiß, dass es gar nie wirklich um sie ging, nicht so, wie ich es mir eingeredet habe, seit ich das erste Mal mit Eli bei ihr saß. Als ich zu ihm hochgeschaut und ihn dabei ertappt habe, dass er mich angesehen hat.
Eli ist bereits da, als ich ins Krankenhaus komme. Er sitzt im Warteraum, angestrengt über sein Notizbuch gebeugt, einen Kugelschreiber in der Hand.
Aber als ich reinkomme, blickt er auf, als hätte er mich schon bemerkt. Als hätte er auf mich gewartet.
Ich sage mir, dass ich mein Gehirn im Zaum halten muss. Mein Herz ist nicht das Problem. Das Herz ist nur ein Muskel, und was es schneller schlagen lässt, sind die Gedanken, die mir durch den Kopf jagen. In diesem Fall Elis Namen, der durch meine Gehirnwindungen tobt.
Aber die Gehirnklemme, die ich mir verpasse, hilft nichts und ich spüre, wie es überschäumt, als Eli mich sieht und mir zulächelt. Ich zwinge mich, an Jack zu denken und wie ich auf die Nase gefallen bin, als ich dachte, ich könnte ihn für mich gewinnen.
Aber Eli ist nicht Jack.
Und das Problem ist, dass ich nicht weiß, was ich tunsoll. Noch nie hat mich jemand gewollt, und obwohl eine Stimme in meinem Hinterkopf mir einflüstert, dass ich etwas sehe, das nicht da ist, fürchte ich mich in Wahrheit davor, etwas zu sehen, das ich noch nie erlebt habe. Das wirklich ist. Und nur für mich.
»Hey«, sage ich, bevor er den Mund aufmachen kann. »Ich ... du musst nicht mehr ... Tess geht es nicht besser. Und ich weiß nicht, ob sich daran je was ändert.«
Mir war nicht klar, wie wahr es klingt, wie viel Angst ich hatte, dass es wahr sein könnte, bis ich es ausgesprochen habe. Denn neben all der Wut und Angst, die mich tagtäglich ins Krankenhaus getrieben haben, lebte noch etwas anderes in mir. Hoffnung.
Ich hab wirklich daran geglaubt, dass Tess aufwacht. Weil ich mir eine Welt nicht vorstellen konnte, in der sie nicht voll da ist. Und als ich jetzt den Tatsachen ins Auge blicke, geht mir etwas anderes auf, das mir bisher nicht wirklich bewusst war.
Ich liebe Tess. Ich will etwas Besseres für sie als das hier. Ich will, dass sie zurückkommt, dass sie da ist, ganz ist.
»Es tut mir leid«, sagt Eli.
Ich habe diese Worte so oft gehört, immer wieder, wie ein Dauerregen, der auf mich niederging, aber jetzt sind sie plötzlich wieder neu. Eli schaut mich an und ich sehe, dass es ihm wirklich leidtut. Für mich. Dass er Anteil nimmt. Er schafft es immer, zu mir durchzudringen, auch wenn ich ihn noch so sehr zurückstoße. Aber es ist mehr als das.
Er sieht mich.
Ich werde ihm sagen, dass er sich nicht mehr mit mir treffen muss. Und ich werde mich bei ihm bedanken, falls ich es über die Lippen bringe. Ich werde ...
»Ich geh jetzt zu ihr«, sage ich. »Willst du ... willst du mitkommen?«
Geht’s noch? Was rede ich denn da? Ich kann doch sonst so gut mit Worten um mich schlagen. Andere Leute wegbeißen. Aber diesmal hab ich jämmerlich versagt.
Ich will ja auch nicht, dass Eli weggeht. Nicht wirklich. Wenn ich mich nur besser anlügen könnte – ein Gedanke, der sich sofort in Wohlgefallen auflöst, als Eli mich anlächelt und sagt: »Ja, klar«, als sei es überhaupt keine Frage.
Auf dem Weg zu Tess’ Station kommen wir an Clement vorbei. Er winkt uns zu und sagt: »Abby, vielleicht seh ich dich bald?«
»Ja, jetzt zum Beispiel«, sage ich und er lacht keuchend und geht den Flur hinunter.
»Er mag dich wirklich«, sagt Eli. »Hat mir gesagt, ich soll dich wieder mal mit nach Hause bringen.«
»Er will wohl seinen Schinken loswerden, was?«, sage ich leichthin, einfache Worte, als Ersatz für die, die ich in Wahrheit gern sagen würde. Statt der Frage, die ich stellen möchte.
Willst du mich wirklich wiedersehen?
»Schon möglich, aber ich verspreche dir, dass ich den ganzen Schinken rauswerfe, wenn du mal zu uns zum Abendessen kommst«, sagt Eli und seine Stimme ist soleise, so unsicher, dass ich stehen bleibe und ihn ansehe.
Ich kann jetzt
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