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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Informationen um, sodass er mir vielleicht verraten würde, was wirklich los war. Das einzige Problem war nur, dass Ricky im Valley arbeitete, und er hatte mir ja schon erzählt, dass die Musik derzeit im Fertigungswerk spielte. Trotzdem war er meine erste Anlaufstation.
    Ich rief in seinem Büro an, aber die Empfangssekretärin meldete sich: »Tut mir Leid, Mr. Morse ist nicht in seinem Büro.«
    »Wann erwarten Sie ihn zurück?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Soll ich Sie mit seiner Mailbox verbinden?«
    Ich sprach Ricky eine Nachricht auf. Dann wählte ich seine Privatnummer.
    Seine Frau kam an den Apparat. Mary promovierte gerade in französischer Geschichte; ich stellte mir vor, wie sie das Baby wiegte, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß. Ich sagte: »Wie geht’s dir, Mary?«
    »Danke, gut, Jack.«
    »Wie geht’s dem Baby? Ricky hat mir erzählt, ihr habt keine Probleme mit Ausschlag am Po, von der Windel. Ich bin neidisch.« Ich bemühte mich um einen lockeren Tonfall. Nur ein privater Anruf.
    Mary lachte. »Sie ist ein braves Baby, und wir hatten noch keine Kolik, Gott sei Dank. Aber Ricky ist nicht immer da«, sagte sie. »Ausschlag gab’s schon bei uns.«
    Ich sagte: »Ich würde gern mit Ricky sprechen. Ist er da?«
    »Nein, Jack. Er ist schon die ganze Woche nicht da. Er ist in der Fertigung in Nevada.«
    »Ach ja, stimmt.« Mir fiel wieder ein, dass Ricky das im Supermarkt erwähnt hatte.
    »Warst du schon mal da draußen in diesem Werk?«, fragte Mary. Ich meinte, einen beklommenen Unterton wahrzunehmen.
    »Nein, noch nie, aber …«
    »Julia ist oft dort, nicht? Was erzählt sie denn so davon?« Eindeutig besorgt.
    »Na ja, nicht viel. Soviel ich weiß, haben sie eine neue Technologie entwickelt, die noch sehr geheim ist. Wieso?«
    Sie zögerte. »Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein …«
    »Was denn?«
    »Na, manchmal, wenn Ricky anruft, hört er sich irgendwie komisch an.«
    »Inwiefern?«
    »Er hat bestimmt viel um die Ohren und ist gestresst, aber er sagt manchmal merkwürdige Sachen. Ich werde oft nicht aus ihm schlau. Und er weicht mir aus. Als ob er, ich weiß nicht, was zu verbergen hätte.«
    »Etwas zu verbergen …«
    Sie lachte auf, als wollte sie sich entschuldigen. »Ich hab sogar schon gedacht, er hat vielleicht eine Affäre. Na ja, diese Mae Chang ist auch da draußen, und er hatte schon immer was für sie übrig. Sie ist so hübsch.«
    Ich hatte nicht gewusst, dass Mae Chang da draußen war. »Sie auch?«
    »Ja. Ich glaube, etliche von den Leuten, die bei MediaTronics für dich gearbeitet haben, sind zurzeit dort.«
    »Hör mal, Mary«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass Ricky eine Affäre hat. Das sieht ihm einfach nicht ähnlich. Und Mae auch nicht.«
    »Stille Wasser sind tief«, sagte sie und meinte offenbar Mae. »Und ich stille noch, ich meine, ich hab also noch nicht abgenommen, meine Oberschenkel sind die reinsten Hammelkeulen.«
    »Ich glaube nicht, dass …«
    »Sie reiben beim Gehen aneinander. Man hört es sogar.«
    »Mary, ich bin sicher …«
    »Ist mit Julia alles in Ordnung, Jack? Sie benimmt sich nicht komisch?«
    »Nicht mehr als sonst«, sagte ich, um einen Scherz zu machen.
    Ich fühlte mich mies, als ich das sagte. Seit Tagen hatte ich den Wunsch, dass jemand offen mit mir über Julia reden würde, aber jetzt, trotz Gemeinsamkeiten, konnte ich mich Mary nicht anvertrauen. Ich hielt den Mund. Ich sagte: »Julia hat auch ganz schön viel Stress, und sie ist manchmal ein bisschen sonderbar.«
    »Hat sie schon mal was über eine schwarze Wolke gesagt?«
    »Äh … nein.«
    »Die neue Welt? Bei der Geburt der neuen Weltordnung dabei zu sein?«
    Das hörte sich für mich nach Verschwörungsgerede an. Wie die Leute, die sich Sorgen wegen der Trilateralen Kommission machten und meinten, dass die Rockefellers die Welt regierten. »Nein, nichts dergleichen.«
    »Hat sie einen schwarzen Umhang erwähnt?«
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde ich gebremst. Als bewegte ich mich ganz langsam. »Was?«
    »Neulich Abend hat Ricky was von einem schwarzen Umhang gesagt, dass er von einem schwarzen Umhang eingehüllt sei. Es war spät, er war müde, er hat etwas wirr geredet.«
    »Hat er irgendwas über den schwarzen Umhang gesagt?«
    »Nichts. Nur das.« Sie stockte. »Glaubst du, die nehmen da Drogen, draußen in Nevada?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    »Na ja, sie haben Druck, arbeiten rund um die Uhr und kriegen kaum Schlaf. Würde mich nicht

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