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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Einen Moment lang war ich erleichtert und kam mir albern vor. Da stand ich hier auf der Straße, ohne irgendeinen triftigen Grund. Mein Verstand spielte mir einen Streich. Da saß niemand auf dem Beifahrersitz.
    Als Julia dann rechts abbog, tauchte der Typ plötzlich wieder auf, als wäre er nach vorn gebeugt gewesen, um irgendetwas im Handschuhfach zu suchen. Und dann war der Wagen verschwunden. Und schlagartig kam mein ganzer Kummer wie eine Welle zurück, wie ein heißer Schmerz, der sich über meine Brust und den ganzen Körper ausbreitete. Ich geriet außer Atem, und mir wurde ein wenig schwindelig.
    Es war doch noch jemand im Wagen gewesen. Ich trottete zurück, die Einfahrt hoch, völlig aufgewühlt, und wusste nicht, was ich jetzt tun sollte.
    »Du weißt nicht, was du jetzt tun sollst?«, fragte Ellen. Wir spülten die Töpfe und Pfannen, die Sachen, die nicht in die Maschine passten. Ellen trocknete ab, ich schrubbte. »Du greifst zum Hörer und rufst sie an.«
    »Sie ist im Auto.«
    »Sie hat ein Handy. Ruf sie an.«
    »Kommt nicht infrage«, erwiderte ich. »Was soll ich denn sagen? He, Julia, wer ist der Typ, der neben dir sitzt?« Ich schüttelte den Kopf. »Das wird ein unangenehmes Gespräch.«
    »Vielleicht.«
    »Das bedeutet die Scheidung, mit Sicherheit.«
    Sie blickte mich nur an. »Du willst dich nicht scheiden lassen, oder?«
    »Meine Güte, nein. Ich will meine Familie zusammenhalten.«
    »Das wird vielleicht nicht möglich sein, Jack. Es kann sein, dass du auf diese Entscheidung keinen Einfluss hast.«
    »Ich begreife das alles nicht«, sagte ich. »Ich meine, der Typ in dem Wagen, das war ein junger Bursche, ein Jüngelchen.«
    »Und?«
    »Das ist nicht Julias Stil.«
    »Ach ja?« Ellens Augenbrauen gingen hoch. »Er war wahrscheinlich in den Zwanzigern oder Anfang dreißig. Und überhaupt, weißt du so genau, was Julias Stil ist?«
    »Na, immerhin lebe ich seit dreizehn Jahren mit ihr zusammen.«
    Sie stellte scheppernd einen Topf ab. »Jack. Es ist bestimmt schwer für dich, das alles zu akzeptieren.«
    »Allerdings.« Im Kopf wiederholte sich die Szene, wie der Wagen die Einfahrt zurücksetzte, immer und immer wieder. Ich fand jetzt, dass die Person im Wagen irgendetwas Merkwürdiges an sich gehabt hatte, dass sie irgendwie sonderbar ausgesehen hatte. Das Gesicht war durch die Windschutzscheibe verschwommen, durch das sich verändernde Licht, als Julia rückwärts die Einfahrt hinunterfuhr. Ich konnte weder die Augen noch die Wangenknochen noch den Mund sehen. In meiner Erinnerung war das ganze Gesicht dunkel und undeutlich. Das sagte ich Ellen.
    »Das ist nicht überraschend.«
    »Nein?«
    »Nein. Das nennt man Verleugnung der Realität. Sieh mal, Jack, Tatsache ist, du hast den Beweis direkt vor Augen. Du hast es gesehen, Jack. Findest du nicht, es wird höchste Zeit, dass du es glaubst?«
    Ich wusste, dass sie Recht hatte. »Ja«, sagte ich. »Es wird Zeit.«
    Das Telefon klingelte. Ich hatte die Hände tief im Spülwasser. Ich bat Ellen, dranzugehen, doch eins von den Kindern war schneller gewesen. Ich hatte den Grillrost sauber geschrubbt und reichte ihn Ellen zum Abtrocknen.
    »Jack«, sagte Ellen, »du musst die Dinge jetzt so sehen, wie sie sind, und nicht, wie du sie gerne hättest.«
    »Du hast Recht«, sagte ich. »Ich ruf sie an.«
    In diesem Moment kam Nicole in die Küche, ganz blass.
    »Dad? Da ist die Polizei dran. Die wollen dich sprechen.«

5. Tag, 21.10 Uhr
    Julias Kabrio war etwa fünf Meilen von unserem Haus entfernt von der Straße abgekommen. Es war gut fünfzehn Meter tief eine steile Böschung hinabgestürzt und hatte eine Schneise durch die Salbei-und Wacholderbüsche gepflügt. Dann war es anscheinend umgekippt, denn jetzt lag es auf der Seite, die Räder in der Luft. Ich konnte nur die Unterseite des Wagens sehen. Die Sonne war fast untergegangen, und dort unten war es schon dunkel. Die drei Rettungswagen auf der Straße hatten das Blaulicht angeschaltet, und die Sanitäter seilten sich bereits ab. Während ich zuschaute, wurden tragbare Scheinwerfer aufgestellt, die das Unfallauto in grelles, blaues Licht tauchten. Überall um mich herum hörte ich Funkgeräte knistern.
    Ich stand oben an der Straße bei einem Motorradpolizisten. Ich hatte schon gefragt, ob ich nach unten dürfe, doch das war nicht möglich, wie man mir sagte; ich musste oben bleiben. Als ich die Funkgeräte hörte, fragte ich: »Ist sie verletzt? Ist meine Frau verletzt?«
    »Das werden wir

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