Beuterausch
führte.
Cleek wusste, was er tun musste. Es gab nur eins, das er tun konnte .
Er wartete eine Weile. Dann bahnte er sich einen Weg durch das Dickicht und die Pechkiefern und folgte ihr.
Sie führte ihn über enge Wildpfade, von denen selbst er einige nicht kannte, obwohl er seit Jahren in diesem Landstrich jagte. Er behielt den Abstand bei und hätte sie ohne das Zielfernrohr einige Male verloren. Dabei hatte er Glück. Der Wind wehte die ganze Zeit aus ihrer Richtung. Er blies vom Meer her, und dorthin schienen sie auch zu gehen.
Auf einem Hügel mit Blick auf die Küste kauerte er sich in das hohe gelbe Seegras und beobachtete, wie sie frischen Seetang aus den Gezeitenbecken fischte und auf ihre Wunden legte. Die Frau war nicht dumm. Seetang war reich an Eisen, Kalium und Jod und würde den Heilungsprozess verkürzen. Die Wunden waren frisch. Er fragte sich, wie sie sie sich zugezogen hatte.
Als sie die Blätter mit dem Gürtel an ihrer Seite befestigt hatte, legte sie eine Pause ein und blickte hinaus aufs Meer. Es war ruhig heute. Seeschwalben und Möwen kreisten unter den langen dünnen Schlieren der Zirruswolken am Himmel. Die Frau schien die leichte Brise zu genießen, die auch das Gras um ihn herum bewegte.
Er trank Scotch und wartete.
Nach einer Weile drehte sie um und ging den Kiesstrand entlang bis zu einem schmalen Streifen Sand. Das, dachte er, könnte ein Problem werden. Der Sandstreifen zog sich über mindestens einen halben Kilometer, ehe er wieder von Kies abgelöst wurde, und es gab sehr wenig Deckung. Wenn er ihr weiter folgen wollte, würde er größtenteils über offenes Land gehen müssen. Aber er hatte Glück. Sie lief nur noch ein paar Meter und stieg dann zur Felswand hinauf. Er suchte die Wand mit dem Zielfernrohr ab und entdeckte ihr Ziel.
Eine Höhle. Die Frau wollte zu einer verfluchten Höhle.
Er fragte sich, ob dort drin noch andere wie sie waren.
Was soll’s, dachte er, warten wir’s ab.
Er machte es sich bequem. Nahm einen Streifen Dörrfleisch aus seinem Rucksack. Spülte ihn mit Cutty herunter. Anschließend zündete er sich eine Winston an, dann noch eine und noch eine.
Mehr Cutty. Mehr Dörrfleisch.
Er war von Natur aus kein besonders geduldiger Mann, wenn er nicht gerade jagte. Aber irgendwie jagte er sie ja, oder? Und er hatte eine ganze Menge Dörrfleisch und eine ganze Menge Zigaretten und würde mit dem restlichen Whiskey auskommen.
Er vermutete, es könnte eine Weile dauern.
So war es auch.
Der Abend dämmerte, als er durch die Linsen des Leupold eine Rauchfahne aus der Höhle steigen und sich um die herabhängenden Moosstreifen winden sah. Aus dem Inneren drang ein schwacher flackernder Lichtschein.
Die ganze Zeit über war sie nicht wieder aufgetaucht.
Jemand anders wäre vielleicht enttäuscht gewesen. Aber nicht Chris. Überhaupt nicht. Ein wenig ernüchtert, aber nicht enttäuscht.
Dass sich niemand sonst hatte blicken lassen, war eine gute Sache.
Außerdem hatte er nachgedacht und sich ein Bild von der Höhle gemacht.
Steiler, rauer Granit umgab den engen Eingang. Ein kleiner, mit Gras bewachsener Vorsprung ungefähr drei Meter darüber. Es gab noch andere tiefe Einkerbungen in den Felsen in beide Richtungen an der Küste entlang – ausgeschliffen vom jahrhundertelangen Tosen des Windes –, aber das war die einzige Höhle weit und breit.
Er nahm an, dass sie es sich für die Nacht gemütlich gemacht hatte.
Er sammelte seine Kippen ein und schulterte die Remington. Zeit, nach Hause zu gehen.
Das Abendessen wartete.
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Das Haus bestand aus witterungsbeständigem, langlebigem Thujaholz. Es war ein Fertighaus, aber es sah gewiss nicht so aus. Das Fundament war aus unbehauenem Stein. Die Treppen und die Veranda bestanden aus massivem Granit. Cleek war stolz auf sein Haus. Er hatte es von dem Geld gebaut, das sein Vater ihm hinterlassen hatte, kurz nachdem er und Belle geheiratet hatten und er die Anwaltskanzlei seines alten Herrn übernommen hatte. Zwei Stockwerke, drei Bäder, drei Schlafzimmer. Sie hatten nicht mit Darlin’ gerechnet, aber das war kein Problem. Peg machte es überhaupt nichts aus, zu ihrer kleinen Schwester einquartiert zu werden. Peg war ein gutes Mädchen.
Er hielt vor dem Haus, und die Hunde bellten in der Scheune hinter ihm, als er ausstieg. Brian warf im Scheinwerferlicht auf den Korb. Er verfehlte ihn. Fing den Rebound. Dribbelte.
»Wie ist dein Schnitt?«
Er zuckte die Achseln. »Sieben von zehn. Ziemlich
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