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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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eines der Zwillingsjungen ins Feuer, und er schreit, als sein Gesicht weggebrannt wird, und inmitten umherfliegender knisternder Funken und Flammen hört sie sein Fleisch brutzeln. Dann erschallen weitere Schüsse, weitere Schreie, Stöhnen und das Rasseln von Ketten.
    Allein in der neuen Höhle kneten die Finger der Frau die Wunden, bis sie bluten.
    In ihrem Traum ist es wieder still. Sie ist umgeben von Tod.
    Sogar das Baby in seiner Tüte ist ruhig. Sie nimmt es herunter und legt es auf eine Decke neben der ersterbenden Glut des Feuers und schält die Tüte ab. Die Augen des Babys sind weit aufgerissen, deshalb schließt sie die Lider. Sie wickelt es gegen die morgendliche Kälte in die Decke und legte eine einzelne graue Möwenfeder auf seine Brust.
    In der neuen Höhle erschlafft ihre Hand an der Seite. Sie schläft.

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    Eineinhalb Stunden vor Tagesanbruch saß Cleek geduscht und rasiert und komplett angezogen am Küchentisch und pflegte sein Gewehr. Er ölte es gewissenhaft – und sparsam. Ein kanadischer Weißwedelhirsch konnte zu viel Öl auf einen Kilometer wittern. Das Gewehr war ein echtes Schätzchen, eine Remington 700 mit Gerade zugverschluss und ergonomisch geformtem, klassischem Walnussholzschaft, geriffeltem Kolbenhals, erhöhter Schaftbacke für schnelles Anvisieren und einem aufmontierten 3 x 9-Leupold-Zielfernrohr. Es nahm 7-mm-Remington-Magnum-Patronen auf. Mit einem dieser Babys konnte er ein Waldmurmeltier aus einer Entfernung von dreihundert Metern in Stücke sprengen. Was er auch schon getan hatte.
    Für drei Riesen war das Gewehr ein Schnäppchen gewesen.
    Belle stand an der Kaffeemaschine und schenkte ein. Sie brachte ihnen beiden eine zweite Tasse. Schwarz für ihn. Für sich selbst mit Milch und Zucker. Sie setzte sich und seufzte.
    »Hast du Peg letzte Nacht gehört?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Ihr ist hundeelend, Chris.«
    »Ich weiß. Wo wir gerade von Hunden reden. Hast du sie gefüttert?«
    »Brian ist an der Reihe. Die Hunde können warten.«
    Er legte die Bürste auf den Tisch und schlürfte seinen Kaffee. Eine gute jamaikanische Mischung, filterfein gemahlen, die sie für dreißig Dollar das Pfund unten bei Kristy’s gekauft hatten. Er zündete sich eine Winston an und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
    »Peg wird schon wieder werden«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen.«
    Sie sah ihn mit ihrem speziellen Blick an. Diesem Blick, den sie direkt von ihrer Mutter geerbt hatte. Es gab da diese Redensart: Willst du wissen, was für eine Frau du heiratest? Sieh dir die Mutter an. Im Laufe der Jahre hatte sich das eher bestätigt als widerlegt. Ihre Mutter hatte oft diesen Gesichtsausdruck gehabt, halb Sorge, halb Konzentration. Als hätte sie ein mathematisches Problem vor sich und wäre nicht sicher, ob ihre Gleichungen stimmten.
    Sie tranken schweigend ihren Kaffee.
    Er rauchte die Zigarette zu Ende, leerte seine Tasse und packte das Reinigungszeug in das Waffenpflege-Set – Stäbchen, Bürsten, Tücher, alles an seinen Platz. Wenn man es zusammenklappte und den Reißverschluss zuzog, war es ungefähr so groß wie seine Hand. Allerdings hatte er große Hände. Er schob die Remington in das tarnfarbene Nylonfutteral und schloss auch diesen Reißverschluss.
    »Ich bin weg.« Er stand vom Tisch auf, schulterte das Gewehr und hakte das Reinigungsset an seinem Gürtel fest. »Wünsch mir Glück, Schatz.«
    »Glück«, sagte sie. »Willst du eine Thermoskanne mitnehmen?«
    »Nö. Ich lauf jetzt schon aus.«
    Und dann war er durch die Tür. Er schloss sie leise hinter sich, als wollte er die Hunde in der Scheune gegenüber nicht wecken, und ging über den Hof zum Escalade, der neben Belles kleinem blauem Toyota parkte. Es war noch kühl in der feuchten Nachtluft, aber der Tag versprach warm zu werden. Der Himmel war klar und voller Sterne. Er nahm den Geruch von Papier- und Holzrauch aus der Verbrennungstonne wahr. Er wollte ihn nicht an sich haben.
    Er stieg in den Escalade und schlug die Tür zu.
    Jetzt konnten die Hunde ruhig durchdrehen. Er war nicht da, und es wurde schon fast hell.
    Vier Stunden später saß er auf einem Stein an einem Berghang mit Blick auf das wilde Blaubeerfeld, wo er letzten Sommer einen sechsendigen Weißwedelhirschbock erlegt hatte. Der Wind blies ihm entgegen, und er war von Büschen und Pinien umgeben. Es war ein langer Anstieg gewesen und eine lange Warterei. Und bis jetzt nichts. Er hatte eine halbe Schachtel Winston geraucht. Zwei Streifen

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