Beuterausch
glaub, das ist keine gute Idee.«
Er wandte sich an Belle. »Du organisierst das hier unten, okay? Mit den beiden? Das sollte nicht allzu lange dauern. Und pass auf die Kleine auf. Ich muss oben einiges erledigen.«
»Chris? Warum machen wir das? Ich meine …«
»Du wirst schon sehen. Vertrau mir einfach.«
Sie unterdrückte das Bedürfnis, ihrerseits zu seufzen. Vertrau mir, das war einer seiner Lieblingssprüche. Zumeist tat sie das auch – und am Ende ging alles gut. Aber diese Sache war wirklich merkwürdig. Warum jetzt? Sie vermutete, er plante mal wieder eines seiner kleinen Projekte. Wenn das der Fall war, konnte ihn nichts aufhalten. Sie kannte Chris Cleek seit über zwanzig Jahren und war sich völlig im Klaren darüber, dass ihr Mann für einen Anwalt äußerst impulsiv sein konnte. Erst letzten Sommer hatte er sich um zehn Uhr abends in den Kopf gesetzt, die Scheunentore in einem dunkleren Rot zu streichen als den Rest des Gebäudes. Er war der Meinung, das würde besser aussehen. Also arbeitete er im Scheinwerferlicht bis nach Mitternacht und brachte den Geruch von Lackfarbe und Terpentin mit ins Bett.
Sie rief ihm auf der Treppe hinterher.
»Sieh in den Ofen, ja? Vielleicht kannst du den Braten ein bisschen für mich beträufeln?«
»Aye aye, Käpt’n«, sagte er.
Agnes, George und Lily begrüßten Peg herzlich. Vorsichtig ausgedrückt. Als sie in den Käfig trat, der die ganze Nordseite der Scheune einnahm, um die Futter- und Trinknäpfe aufzufüllen, stürmten sie von allen Seiten auf sie ein und boten in der Hoffnung, gekrault zu werden, ihre Köpfe, Nacken und Schlappohren dar und empfingen sie mit ihren warmen, nassen Zungen. Es waren große Hunde. Zwanzig bis fünfundzwanzig Kilo mindestens, schätzte sie. Man musste gut das Gleichgewicht halten, wenn sie auf ihren Hinterbeinen an einem hochstiegen. Sie streichelte sie eine Weile. Obwohl sie sich ständig über diese lästige Pflicht beklagte, machte es ihr in Wirklichkeit nichts aus. Wie konnte man Hunde nicht mögen?
Sogar Agnes, die Mutter, die aggressiv sein konnte – die bei jedem außer Peg verdammt aggressiv sein konnte, selbst ihren eigenen Welpen gegenüber –, rief eine Wärme in ihr hervor, die nur von ihrer Liebe zu Darlin’ übertroffen wurde. Peg machte sich keine Gedanken darüber. Es war einfach so.
Hunde waren wie große schmuddelige Kinder.
Außer natürlich man kam ihnen blöd.
Als sie aus dem Käfig trat, weil sie die Näpfe abspritzen wollte, und die Maschendrahttür schloss, begannen sie alle zu bellen. Sie dachte, nichts auf der Welt hat eine Stimme wie ein Coonhound. Eine Stimme, die gezüchtet wurde, um die Nacht zu beherrschen. Um buchstäblich meilenweit gehört und in völliger Dunkelheit zurückverfolgt zu werden. In dem abgeschlossenen Raum der Scheune klang das Bellen wie Überschallknallen.
Die Hunde beruhigten sich wieder, als sie zurückkehrte, schnüffelten an ihren Beinen und Absätzen, während sie die Näpfe an den dafür vorgesehenen Stellen absetzte. Dann holte sie den Schlauch, und die Hunde schreckten zurück. Sie waren skeptisch gegenüber dem Schlauch. Der Schlauch bedeutete frisches Wasser und einen sauberen Boden, aber auch eine Dusche, was ihnen nicht sonderlich zusagte. Oder mit hohem Druck in den Händen Brians oder ihres Vaters gelegentlich auch Schlimmeres.
Peggy dachte nicht gern darüber nach.
Sie füllte die drei Wassernäpfe und den in der Hundehütte, rollte den Schlauch auf und hängte ihn über den Haken, stemmte den Deckel des metallenen Futterbehälters hoch und begann, Trockenfutter herauszuschaufeln. Die Hunde gruben ihre Schnauzen hinein. Sie schüttete auch etwas in den Napf in der stillen Hundehütte – gewissenhaft und vorsichtig.
Sie schloss die Käfigtür und fand drei Paar Arbeitshandschuhe, die ordentlich in einem Regal zwischen den Werkzeugen ihres Vaters aufgestapelt waren.
Dann ließ sie die Hunde mit ihren Kaugeräuschen und ihrem herumspritzenden Sabber zurück.
Die Tiere waren stets hungrig.
Wie immer verspürte Peggy Gewissensbisse, als sie die Scheunentore schloss. Die Hunde von allem abschnitt. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie frei auf dem Hof herumlaufen durften. Jetzt kamen sie nur noch nach draußen, wenn ihr Vater und seine Freunde nachts Waschbären jagten. Was nicht mehr besonders häufig vorkam. Und diese Burschen waren zum Rennen geboren.
Sie waren Jäger. Ihr Vater sagte, sie könnten einen Hirsch niederreißen, wenn er sie
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