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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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weiter flussaufwärts bellen hören –, und Augenhöhle ließ sich mit einem Schnüffeln und einem tiefen Seufzer auf den Bauch fallen. So verblüffend scharf ihre Sinne auch waren – auch ohne Augen schaffte sie es irgendwie, Felsen und Bäumen auszuweichen –, war sie doch zu langsam, um mit den anderen mitzuhalten.
    Eine Stunde später waren wir nackt im Fluss. Es gab hier keine tiefen Becken, wie es weiter flussabwärts der Fall war. Bestenfalls war das Wasser gut zehn Zentimeter tief, deshalb musste man auf dem Kiesgrund sitzen oder knien, sich einseifen und anschließend abspritzen.
    Und damit war die Frau gerade beschäftigt, als ich meine Chance sah.
    Der Fluss verengte sich hier und schlug eine Schleife nach Osten, wo ich am gegenüberliegenden Ufer einen zweiten Pfad durch die üppigen Farne gesehen hatte. Nicht weit von mir, auf unserer Seite, gab es genau wie drüben zwischen den Farnen ein Wäldchen aus schlanken weißen Birken, die tief über das Wasser hingen. Es war nicht schwierig, mich langsam den Bäumen auf meiner Seite zu nähern, die mir teilweise Deckung boten.
    Schon dabei raste mein Herz.
    Peg war damit beschäftigt, Steine umzudrehen und Flusskrebse zu fangen, die sie in ein leeres Gurkenglas warf. Ein kleiner Imbiss für später. Darleen stand mit dem Rücken zu mir und wusch Adams Haar. Augenhöhle schlief geräuschvoll um Ufer.
    Die Hunde waren noch nicht zurückgekehrt.
    Als ich die Frau also im Fluss sitzen und den Kopf senken sah, um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen, wagte ich es. Leise glitt ich hinüber zu den Birken auf der anderen Seite. Schlich die Böschung hinauf zwischen die Farne und von dort zu dem Pfad.
    Und dann rannte ich schneller, als ich jemals in meinem Leben gerannt war.
    Es kümmerte mich nicht, dass ich nackt war. Es kümmerte mich nicht, dass Brombeersträucher und Zweige aus dem Nichts nach mir zu schnappen schienen. Es kümmerte mich nicht, dass meine nackten Füße auf dem holprigen, mit Steinen übersäten Pfad harten Stößen ausgesetzt waren. Ich rannte einfach. Ich war verdammt noch mal frei. Ich platzte fast vor Adrenalin und rasender, zielstrebiger Freude.
    Ich sprang über Felsen und brach durchs Unterholz.
    Vor mir, zu meiner Rechten, sah ich ein Feld aus hoher Goldraute und dahinter dichten Wald. Das war mein Ziel, dieser Wald. Ich würde mich darin verlaufen. Ich würde herumirren, bis ich jemanden fand oder jemand mich fand. Ich würde nachts vor Kälte zittern. Ich würde hungern. Ich würde dursten.
    Egal.
    Sie tauchte unmittelbar vor mir auf, keine drei Meter entfernt. Tropfnass vom Fluss.
    »Is leor sin!«, sagte sie. Und dann auf Englisch: »Genug!«
    Sie war nicht einmal außer Atem. Sie kam zu mir. Ihre Augen wirkten ruhig, ausdruckslos, leer. Ich konnte keine Bosheit darin erkennen.
    Aber das Messer war genau auf meinen Schwanz gerichtet.
    Ich hörte Peg hinter mir näherkommen.
    »Ich glaube, du musstest es versuchen«, sagte sie. »Früher oder später. Ich hätte es an deiner Stelle auch getan.«
    Ich spürte die Spitze ihres Messers in meinem Kreuz.
    »Aber ich bin nicht an deiner Stelle«, sagte sie. »Stimmt’s?«
    Im spätnachmittäglichen Sonnenschein saß die Frau in dem leeren Türrahmen.
    Sie schnitzte Knochen.
    »Sie wird es tun, Donald«, erklärte Peg mir. »Ich kann sie nicht aufhalten.«
    »Doch«, sagte ich. »Sie wird auf dich hören. Sie muss auf dich hören.«
    Ich war verzweifelt. Das konnte ich mir selbst anhören. Es gefiel mir nicht, wie meine eigene Stimme klang. Aber in meiner Lage – ich lehnte an der Wand, meine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, die Beine ausgestreckt und an den Knöcheln zusammengebunden, und Peg hatte mir gerade erzählt, was passieren würde – wären Sie auch verzweifelt gewesen.
    Peg lächelte nur ihr trauriges, einsames Lächeln.
    »Hast du das noch nicht gemerkt? Sie weiß, was sie will. Und sie bekommt es.«
    »Ist es wegen heute? Wenn es nämlich deswegen ist …«
    »Es ist nicht wegen heute. Sie hat es schon lange geplant. Es ist nicht das erste Mal.«
    »Mein Gott! Bitte! Ich kann mich nicht damit abfinden.«
    »Finde dich damit ab, Donald.«
    »Irgendeine Alternative. Es muss eine Alternative geben.«
    Sie stand langsam auf, blickte auf mich herab und schüttelte den Kopf. Der Feuerschein flackerte über ihre nackten Brüste, die nackten Schenkel. Hinter ihr quengelte das Baby.
    »Du kennst die Alternative.«
    Lange nachdem es vorbei war, lag ich neben dem Feuer, das

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