Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
Vom Netzwerk:
ließe.
    Wie immer verdrängte sie diese Gedanken.
    Peggy musste andere Pflichten erledigen. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum.
    Immer schön der Reihe nach, dachte Chris. Er wählte in der Küche Bettys Nummer. Betty war seine Anwaltsgehilfin, seine Büroleiterin, seine Sekretärin. Und sie nahm es ihm nie übel, wenn er sie sonntags anrief.
    Sie hatte eine Rufnummernanzeige und hob beim zweiten Klingeln ab.
    »Hallo, Betty«, sagte er. »Ich möchte nur, dass du ein paar Sachen erledigst, in Ordnung?«
    Es war in Ordnung. Es war immer in Ordnung.
    Betty war ein Schatz.
    »Ich komme morgen Vormittag nicht ins Büro. Vielleicht auch den ganzen Tag über nicht«, sagte er.
    Stimmt was nicht?, fragte sie. Echte Besorgnis in ihrer Stimme, dafür gebührte ihr Dank. Nein, alles okay, alles wunderbar.
    »Nur ein paar Angelegenheiten, um die ich mich hier kümmern muss. Wir haben das Oldenberg-Testament und die Vollmacht für ihre Unterschrift vorbereitet, stimmt’s? Sie sollte so um zehn vorbeikommen. Gut. Wir erwarten auch den Polizeibericht wegen der BlakelySache. Dieser Junge wird seine armen Eltern noch ins Grab bringen. Noch etwas. Ruf Dean Bluejacket an. Er wollte morgen früh vorbeikommen, um mit mir über sein Grundstück zu reden. Sag ihm, ich bin hier beschäftigt und treffe ihn am Dienstag zum Essen, sagen wir gegen Mittag. Wenn niemand anruft, kannst du den AB anschalten und früh Schluss machen. Wie findest du das?«
    Sie fand es gut.
    »Nacht, Betty. Ich wünsch dir was.«
    Er hörte einen schrillen Schrei von draußen, die Fliegengittertür flog auf, und plötzlich klammerte sich Darlin’ an sein Bein, als hinge ihr Leben davon ab. Und Brian stand hinter ihr und hielt eine kleine und sehr tote braune Maus an der Schwanzspitze fest. Grinsend ließ er sie vor ihr baumeln. Darlin’ kreischte und kicherte und vergrub das Gesicht an seinem Hosenbein.
    Aber dann hielt sie es nicht mehr aus. Sie warf ihrem Bruder einen Blick zu.
    Er öffnete den Mund und gab vor, die Maus essen zu wollen.
    »Iiiihhh!«, sagte sie.
    Chris lächelte seinen Sohn an und schüttelte den Kopf. Kinder.
    »Verbrennungstonne«, sagte er.
    Und erinnerte sich, dass er den verdammten Braten übergießen sollte.
    Chris kam zu spät zum Essen. Schinkenbraten, Maiskolben, gebackene grüne Bohnen und Kartoffelpüree. Alle außer ihm saßen am Tisch. Brian schlang das Essen hinunter. Er würde einen Nachschlag wollen. Peggy stocherte nur auf ihrem Teller herum. Darlin’ verquirlte mit ihrer Gabel alles zu einem großen klebrigen Matschklumpen. Nun war Belle an der Reihe zu seufzen.
    Was zum Teufel tat Chris da draußen?
    Er benahm sich äußerst seltsam.
    Er hatte das originale, weitmaschige 5 x 9-Zoll-Fischernetz von der Westwand des Wohnzimmers abgehängt, sämtliche Verzierungen in Form von Seesternen und Muscheln entfernt, es zusammengefaltet und in den Vorratskeller gebracht. Vorhin hatte sie ihn auf der Treppe gehört und aus der Küche gesehen, wie er vier von Brians plastikummantelten Hanteln, die der Junge nie benutzte – totale Geldverschwendung –, durch den Flur nach draußen trug. Sie war hinüber zum Esstisch und dem Fenster davor gegangen und hatte beobachtet, dass er die Hanteln ebenfalls in den Keller brachte. Da hatte das Essen schon auf dem Tisch gestanden.
    Sie öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus.
    »Chris!«
    »Nur eine Sekunde, Schätzchen!«
    Belle schloss das Fenster und setzte sich, um mit den Kindern zu essen. Sie butterte und salzte ihren Maiskolben. Der Mais war gut dieses Jahr.
    Schließlich flog die Fliegengittertür auf, und Chris stand am Tisch und lächelte sie an. Er schnitt ein Stück von dem Schinken ab und zerteilte es. Probierte es. Kaute.
    »Gut«, sagte er. »Hm … ein bisschen kalt.« Als wäre er überrascht.
    Sie hätte beinahe gelacht. Was hatte er erwartet?
    »Soll ich ihn für dich in die Mikrowelle stellen?«
    Er reichte ihr den Teller.
    Sie wusste nicht, ob es das Hämmern oder das Bellen der Hunde war, das sie aufweckte.
    Sie rollte sich auf seine leere Bettseite und schaltete die Stehlampe mit dem zu teuren hellen Seidenschirm an, die er zum Lesen benutzte, und fünfzig Watt Licht erhellten den Raum. Sie stieg aus dem Bett, fand ihren Morgenmantel und band den Gürtel um die Hüfte. Das Hämmern hörte auf. Dann begann es erneut.
    Belle tapste barfuß über den Flur zur Treppe. Diese Stufen wäre sie beinahe hinabgestürzt, damals, als sie im sechsten Monat schwanger war

Weitere Kostenlose Bücher