Beuteschema: Thriller (German Edition)
wie Sedgwick will bestimmt, dass alle Leute die ganze Strecke bis zu ihm laufen müssen.«
Sie öffneten die Tür, und Claire sah nach, ob die Luft rein war. Sie entdeckte niemanden, deshalb verließen sie den Vorratsraum und huschten schnell zu der Tür am Ende des langen Gangs.
Claire hatte recht. Das Büro gehörte Sedgwick, dessen Name in kleinen roten Buchstaben auf der Glastür stand. Nick probierte die Tür, und sie war offen. Merkwürdig, dachte er. Es sei denn, jemand arbeitet noch hier.
Nick legte den Finger an die Lippen, dann schlichen er und Claire vorsichtig über den dicken Teppich des Vorzimmers. Sie kamen an eine weitere Tür. Nick öffnete sie einen Spaltbreit, und was er sah, verblüffte ihn.
Vor ihm lag ein geräumiges, hell erleuchtetes Krankenzimmer, in dem drei Männer in fahrbaren Betten schliefen; an ihren Armen waren Infusionsschläuche befestigt.
» Was um alles in der Welt geht hier vor sich?«, flüsterte Nick.
Er öffnete die Tür weiter, sodass Claire die Szene in Augenschein nehmen konnte. Ihr Blick ging zu den Infusionsbeuteln, und sie las die Namen auf den Etiketten: Adriamycin, Bleomycin und Vinblastin. » Das sind Krebsmedikamente«, sagte sie zu Nick. » Sie bekommen eine Chemotherapie.«
» Richtig, Doktor«, ertönte eine Stimme. Dann wurde die Tür aufgezogen.
» Willkommen in meinem Labor.«
Es war Sedgwick, im langen, weißen Labormantel, mit einer rotweiß gepunkteten Fliege unterm Kinn. Nick griff nach seiner Waffe.
» Nicht doch, Detective«, sagte Sedgwick und richtete eine 9-mm-Beretta auf Nick. » Sie sind jetzt bitte beide so freundlich, die Hände über den Kopf zu nehmen.«
Sedgwick zog Nicks Glock aus dem Halfter. Dann tastete er Claire ab und fand nichts.
» So ist es besser«, sagte er. » Jetzt können wir plaudern.«
Er deutete mit der Waffe zu zwei Stühlen aus Holz. Nick und Claire setzten sich.
» Ich hatte keine andere Wahl, müssen Sie wissen«, begann Sedgwick.
» Wie können Sie das sagen?«, fragte Claire ungläubig. » Keine andere Wahl, als Todd Quimby und all diese Frauen zu töten?«
Claires Blick ging zu den ausgemergelten Gestalten auf den Krankenbetten.
» Ihre Patienten sind kachektisch, Dr. Sedgwick.« Sie sah Nick an. » Im Endstadium ihres Krebses«, erklärte sie. » Adriamycin, Bleomycin und Vinblastin sind Chemotherapeutika für Hodgkins-Lymphom– denselben Krebs, den Tammy Sorenson hatte.«
» Beeindruckend für eine Psychiaterin«, sagte Sedgwick.
» Haben Sie Experimente mit Tammy gemacht?«, fragte Claire und sah Sedgwick in die Augen. » Haben Sie ihr ein neues Medikament verabreicht, das nicht funktionierte?«
» Es ist sehr viel komplizierter«, sagte Sedgwick und kniff die Augen zusammen.
Und plötzlich begriff sie, was er getan hatte.
» Mein Gott«, sagte sie. » Sie haben Tammys Krebs verursacht.«
Sedgwick blinzelte, als hätte man ihn bei einer Lüge ertappt. » Mein Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, sagte er. » Ja, Sie haben recht. Ich habe den Krebs bei Tammy Sorenson und diesen armen Teufeln ausgelöst. Aber nicht absichtlich.«
Der Kummer in seiner Stimme war unüberhörbar.
» Wenn Sie es nicht absichtlich getan haben«, sagte Nick, » wie ist es dann passiert?«
» Tammy hat mit mir an Versuchen gearbeitet, das Immunsystem so zu trainieren, dass es Krebs bekämpft. Vor einem Monat hat sie eine virulente Form von Lymphom entwickelt, und mir wurde klar, dass unsere Experimente schiefgegangen waren.«
» Das ist leicht untertrieben«, sagte Claire.
» Es sollte nie passieren«, sagte Sedgwick. » Eins der Epstein-Barr-Viren, die wir benutzten, ist mutiert, was zur Folge hatte, dass Tammys Lymphzellen die Fähigkeit verloren, Krebs zu bekämpfen. Glauben Sie mir, ich habe alles versucht, um sie zu retten.«
» Aber der Krebs war zu aggressiv«, sagte Claire, die jetzt verstand, wie alles zusammenhing. » Deshalb haben Sie Tammy getötet, um Ihr Experiment zu vertuschen, als Sie ihre Krankheit nicht behandeln konnten. Sie ließen es aussehen, als würde Todd Quimby Frauen mit kurzen blonden Haaren töten, die er in Klubs oder auf der Straße aufgabelte. Sie haben ihn sogar unter Drogen gesetzt, damit er in dem Nachtklub gesehen wurde, in dem Tammy verschwand.«
» Aber das war nicht genug«, ergänzte Nick. » Sie wussten, wenn man nur Tammy tot auffand, würde eine Spur direkt zu Ihnen führen.«
Sedgwick schaute blasiert drein.
» Das war clever«, sagte Nick. » Sie ließen es
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