Beuteschema: Thriller (German Edition)
Wachleuten erklären, dass wir in ihre Büros einbrechen wollen.«
» Sind Sie sicher, dass Sie das überhaupt können?« Der ganze Plan kam Claire plötzlich verrückt vor.
» Ich hatte zwanzig Jahre permanente Fortbildung von einigen der besten Einbrecher in der Branche«, sagte Nick. Dann öffnete er ein schwarzes Lederetui und entnahm ihm eine lange Silberfeile, die in einer Reihe kleiner Ovale auslief. » Mit diesem Werkzeug kriegt man so gut wie jedes Schloss auf.«
Nick zeigte in eine Seitenstraße. » Machen Sie die Scheinwerfer aus und fahren sie etwa fünfzig Meter nach diesem Haus auf der linken Seite in den Wald. Von dort gehen wir zu Fuß.«
Claire fuhr die Straße entlang und bog nach Nicks Anweisung ab. Sie stellte den Wagen hinter einer alten Eiche ab, stieg aus und achtete darauf, die Tür nicht zuzuschlagen. Die Nacht war warm, aber nicht allzu feucht, und sie wurde nur von den Sternen und von Glühwürmchen erleuchtet.
» Sie sind heute Nacht meine Augen«, sagte Nick und fasste Claire am Arm. » Es gibt einen Seiteneingang nicht weit von Sedgwicks Büro an der Nordwestecke des Gebäudes. Es ist rund eine halbe Meile bis zu Biopharix, also benutzen Sie die Kompassfunktion Ihres iPhones und gehen Sie nach Nordnordost.«
» Sie waren tagsüber schon da«, begriff Claire. » Als ich geschlafen habe.«
Er nickte. » Ich musste kommen, solange ich noch etwas gesehen habe.«
Claire zog ihr Handy heraus und suchte die Kompass-App. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass sie diese ohne Nick in tausend Jahren nicht benutzt hätte. Aber seit ihrem Umzug nach New York und dem Eintritt in Curtins Forschungsprogramm hatte sich alles verändert. Sie ertappte sich bei der Frage, wie ihr Leben jetzt aussehen würde, wenn sie Curtins Angebot abgelehnt hätte und bei ihrer Forschungsarbeit in Washington D. C. geblieben wäre. Ian wäre noch am Leben, dachte sie.
Sie gingen langsam durch Gestrüpp und über Steine, und Claire lenkte Nick an Bäumen vorbei, die mit der Dunkelheit verschmolzen, die er als Einziges wahrnahm. Schließlich zwängten sie sich durch ein Dickicht und fanden sich am Fuß der Anhöhe wieder, auf der Biopharix stand. Die gläsernen Stockwerke des Firmensitzes leuchteten vor dem Nachthimmel.
» Es sieht aus wie die Smaragdstadt im Zauberer von Oz«, sagte Claire.
» Und wir sind auf dem Weg zum Zauberer persönlich«, erwiderte Nick.
Sie gingen die Anhöhe hinauf, und Nick ließ Claires Arm los.
» Jetzt geht es allein«, sagte er, dankbar dafür, dass das Gebäude so hell erleuchtet war. » Folgen Sie mir.«
Nick sauste von einem Baum zum nächsten, er achtete darauf, im Dunkeln zu bleiben und wartete jedes Mal, bis Claire bei ihm war. Auf diese Weise pirschten sie sich bis zu der Tür vor, die Nick ausgekundschaftet hatte. Er holte seinen Dietrich hervor und fummelte damit im Schloss herum.
Klick.
Nick zog die Tür gerade weit genug auf, damit sie durchschlüpfen konnten. Dann schloss er sie geräuschlos. Sie befanden sich in einem Treppenhaus.
» Dritter Stock«, flüsterte Nick.
Sie stiegen die Treppe so leise sie konnten hinauf, bis sie an eine Tür kamen, die Nick aufstieß. Er zeigte zu einer Überwachungskamera an der Decke, dann zu der Eichentür, die zu Sedgwicks Bürosuite führte, wie sich Claire erinnerte.
» Wir müssen zu der Tür dort drüben«, flüsterte Nick. » Folgen Sie mir.«
Er ging zu Boden und kroch auf dem Bauch. Claire tat es ihm gleich und robbte bis zu Sedgwicks Tür. Zum Glück war die Beleuchtung hier schwach, und Nick hoffte, sein Arm würde nicht von der Kamera erfasst werden, als er nach oben langte, sein Einbruchswerkzeug in das Schloss fummelte und drehte.
Klick.
Nick stieß die Tür einen Spaltbreit auf, und die beiden krochen hinein. Sie fanden sich in einem langen, nur von der matten Notbeleuchtung erhellten Flur wieder. Entlang der Wände standen schmale Zylinder, die mit SAUERSTOFF und STICKSTOFF beschriftet waren.
Schritte durchbrachen die Stille. Claires Herz hämmerte, sie sah Nick fragend an. Er zeigte zu einer Tür, die mit VORRATSRAUM beschriftet war, und sie schlüpften hinein und schlossen sie, kurz bevor der Wachmann vorbeikam. Sie warteten, bis seine Schritte verhallten. Dann hörten sie, wie die Tür, durch die sie gekommen waren, ins Schloss fiel.
Claire atmete erleichtert die Luft aus, die sie angehalten hatte. » Wir müssen sein Labor finden«, flüsterte sie. » Ich vermute, es befindet sich am Ende des Flurs. Einer
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