Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
immerhin war die Haustür noch offen, obwohl es unwahrscheinlich war, dass hier allzu viel geklaut wurde. Es war ja nicht wie in Berlin. Der Tag neigte sich dem Ende zu. Frank wusste noch immer nicht richtig, wo er hier gelandet war.
„In drei Tagen müssen wir hier raus, Frank! Ich natürlich auch, denn das ist nicht mein Haus“, erklärte Bäumer nach dem Abendbrot.
„Das habe ich mir fast gedacht“, erwiderte Frank. „Wessen Haus ist es denn?“
„Es gehört einem anderen Dorfbewohner, der zur Zeit noch in Minsk ist, ein paar Geschäfte erledigt und Besorgungen macht“, kam von Bäumer zurück. „Wilden hat gesagt, dass ich hier ein paar Tage wohnen kann, mit dir zusammen. Wenn der Besitzer wieder hier ist, dann können wir sicherlich eines der noch leer stehenden Häuser im Dorf beziehen.“
„Was ist das hier eigentlich für ein seltsames Dorf?“ murmelte Frank.
„Das wird dir Wilden morgen in Ruhe erklären. Eigentlich wollte er schon heute mit dir sprechen, aber du warst dich hier wohl erst einmal umsehen, was?“ antwortete Alf, dem die Müdigkeit mittlerweile aus den Augen leuchtete.
„Woher stammst du eigentlich?“ Frank wollte plötzlich einiges wissen.
„Ich bin in Dortmund geboren und habe später in mehreren Städten des Ruhrgebietes gelebt, zwischendurch auch mal vier Jahre in Frankfurt am Main“, sagte Alf und goss sich noch einen Tee ein.
„Warum warst du in „Big Eye“?“ bohrte der Mann aus der Holozelle nach.
„Meine Güte, du bist ja neugierig. Aber gut, du wirst hier in Ivas bleiben müssen, das ist dir hoffentlich klar, und deshalb erzähle ich dir auch ein paar Dinge über mich.“
Alf warf den Wasserkocher an und machte noch einen Kamillentee. Dann drehte er sich eine Zigarette und begann mit einem kleinen Vortrag über sein Leben. So genau wollte es Frank zwar gar nicht wissen, aber Alf legte richtig los, sobald er sich warm geredet hatte. Auf einmal schien er wieder wach: „Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr immer wieder negativ aufgefallen. War in diversen politischen Gruppen aktiv, deren Namen dir wohl nichts mehr sagen werden, da sie meistens schon lange verboten sind.
Ich habe 2013 schon mal ein Jahr gesessen, damals noch zu BRD-Zeiten. Wegen so genannter Meinungsverbrechen - weil ich ein paar für den Staat unbequeme Internetseiten ins Netz gestellt hatte. Ich war zu dieser Zeit gerade mal 19 Jahre alt.
Meine Eltern verloren ihre Arbeit in der großen Weltwirtschaftskrise 2012/13, ließen mich sozusagen fallen und ich kehrte nach meinem Knastaufenthalt auch nicht mehr nach Hause zurück. Ich lebte bei Freunden, in diversen Wohngruppen und natürlich auch allein.
Nach sechs Jahren, also 2020, schloss ich mich den Red- Moon-Gruppen an, versuchte aber nach außen unauffällig zu leben. Das gelang mir allerdings nur begrenzt.“
„Die Red-Moon-Gruppen?“ hakte Frank ein. „Sind das nicht Terroristen gewesen? Sind das diese Typen, die in Berlin ein Krankenhaus angezündet haben?“
„Das ist Unsinn! Üble Lügen!“ schnaubte Alf zurück und warf seinem Gegenüber einen verärgerten Blick zu.
„Tut mir leid. So hieß es im Fernsehen“, legte Frank leise und kleinlaut nach.
„Im Fernsehen.im Fernsehen.das Scheiß Fernsehen ist doch selbst die größte Lüge des Welt-Systems, Mann! Hast du das immer noch nicht verstanden?“ knurrte Bäumer, der sich zu Unrecht verdächtigt fühlte.
„Schon gut, war doch nicht böse gemeint“, entschuldigte sich Kohlhaas.
„Nein, wir waren das nicht. Es schlossen sich in den Red- Moon-Gruppen, die öffentlich gegen die neue Weltregierung protestierten, Tausende von jungen Leuten zusammen. Globalisierungsgegner, Freidenker, Patrioten und andere. Nach dieser verfluchten Krankenhausgeschichte, die die Medien bis ins Detail aufbauschten, wurden wir kriminalisiert. Das war die GSA, der internationale Geheimdienst, da bin ich mir sicher. Das waren keine Leute von uns. Das hat man uns einfach von den Lügenmedien aus in die Schuhe geschoben. Sag mir mal, welchen Sinn das gehabt hätte, unschuldige Menschen in einem Krankenhaus abzufackeln?“ erläuterte Alf mit sichtbarer Erregung.
„Siehst du dieses Tattoo an meinem Hals? Das ist der „Red Moon“, der blutrote Mond des Freiheitskampfes. Unser altes Zeichen... “ schob er nach.
„Ich weiß da nicht genug von und es ist mir auch egal“, sagte Frank. „Ich weiß nur, dass ich diese Weltregierung, dieses schreckliche System mittlerweile abgrundtief
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