Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843
andere schrien wie von Sinnen. Frank und Alfred gingen einen Schritt schneller, falls ein Polizeiwagen auftauchte.
Nach einer Dreiviertelstunde hatten sie die Autovermietung erreicht, die in einem halbdunklen Hinterhof lag. Dort wartete ein stämmiger Mann mit Vollbart hinter einem Schreibtisch und räkelte sich gelangweilt in seinem Stuhl. Die zwei Rebellen betraten sein Büro. Jetzt wurde es spannend, denn Frank musste zum ersten Mal seinen gefälschten Scanchip einsetzen.
„We want a car. We want to go to Paris!” eröffnete Alfred das Gespräch.
Der Franzose, der wohl viel mit Durchreisenden zu tun hatte, blickte auf und wälzte einigen Papierkram.
„Oui! You want to go to Paris? Okay!“ erwiderte er und lächelte.
„Äh...Yes!“ fügte Frank hinzu.
„Which car do you want? A normal car, a combi, a van?” zählte der Vermieter auf.
„Normal car“, gab Alf kurz von sich.
„Which type?“ fragte der Mann.
„Sag dem Wichser, dass es mir scheißegal ist. Ich will hier nur eine Karre und dann weg“, fauchte Kohlhaas leise vor sich hin. Alf nickte.
„Doesn't matter. Any normal car“, Bäumer wirkte angespannt.
„Okay! Where are you from?“ nervte der stämmige Angestellte.
„Austria...from Austria“, stieß Frank hervor. Sein Herz pochte und seine Hände fühlten sich verschwitzt an.
„Ah, ja. From Osterreich!“ scherzte der Autovermieter und versuchte sich an der deutschen Sprache.
„Ja!“ antwortete Alfred gequält.
Der Franzose stand auf und winkte die beiden Widerstandskämpfer zu sich. „Komm!“ rief er. „Here...This car you can have.”
Der überfreundliche Mann zeigte Frank und Alf einen schwarzen und nicht mehr ganz neuen “Lion”. „Is der gut?“ fragte er, grinste und freute sich, dass er es geschafft hatte, deutsch zu sprechen.
„Yes! We take this car!“ erwiderte Frank, dem der Rücken langsam weh tat, da er den schweren Rucksack die ganze Zeit herumschleppen musste.
„Okay, we go to the office. Than pay with scanchip”, sprach der Vermieter und ging.
„Jetzt wird's spannend...“ flüsterte Alf.
„How long do you want to lease the car?“ fragte der Mann aus dem Nebenraum und tippte etwas ein.
„Till the second of march“, gab Alf zurück.
“Okay!” schallte es zurück.
Der Franzose nahm die beiden Scanchips und zog sie durch das Lesegerät.
„The car is 40 globes a day“, erklärte er.
„Okay!“ hauchte Frank und warf seinem Freund einen hilfesuchenden Blick zu. Das Lesegerät summte und für einige Sekunden schien die Welt für die beiden Männer still zu stehen. Die Anspannung ließ ihre Herzen kräftiger pumpen und das Adrenalin ins Blut schießen. Dann blickte der Mann von seinem Stuhl auf und lächelte freundlich: „Thank you, Mr. Eberharter and Mr. Willner. Take your car. Have much fun in Paris!”
Die beiden Rebellen atmeten durch, schritten schnellen Fußes zu ihrem Auto, warfen die schweren Rücksäcke in den Kofferraum und verschwanden.
Die Fahrt nach Paris war angenehmer als in früheren Zeiten. Verkehrsstaus von nennenswerter Größe gab es keine, was daran lag, dass sich die Anzahl der Pkws in den letzten Jahren immer mehr reduziert hatte.
Der Untergang der Autoindustrie hatte bereits im Jahr 2009 begonnen und 2029 waren Autos für die Masse der Menschen Luxusartikel geworden. Wer kaum gewährleisten konnte, dass jeden Monat genug Essen auf seinem Teller war, der hatte erst recht keine Globes mehr, um sich ein Auto zu leisten.
Die Ausnahme bildeten Personen im Staatsdienst und andere Besserverdienende, die noch Pkws unterhalten konnten. Zudem waren die Benzinpreise vor allem seit 2018 so drastisch angestiegen, dass ein Auto, welches man dauerhaft besaß, regelrechte Geldsummen verschlang.
Alternative Energien, die das Benzin hätten ersetzen können, wurden nach wie vor von der Ölindustrie, welche die Mächtigen der Welt fest in ihren Krallen hielt, unterdrückt und ausgebremst. Erst 2019 hatte eine Welle von Liquidierungen durch die GSA weltweit viele Wissenschaftler und Unternehmer, die diese freien Energien anbieten wollten, ausgeschaltet.
Aber so gab es weniger Verkehrsstaus und das war an diesem Tag ein echter Vorteil, den die beiden Rebellen Frank und Alf bei ihrer Fahrt in die Metropole Paris genießen konnten. Die Autobahnen und Strassen befanden sich jedoch in einem katastrophalen Zustand, da der Verwaltungsdistrikt „Europa-Mitte“ seine Einnahmen in wichtigere Dinge, zum Beispiel in ein verbessertes
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