Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
Vom Netzwerk:
unauffälliger gewesen.
    Auf dem Weg ins Dorf begegnete ihnen kaum jemand. Ein alter Mann, der ihnen entgegen kam, musterte sie kurz im Vorbeigehen, sonst trafen sie keinen Menschen. Auch das Dorf pulsierte nicht gerade vor Leben, einige Häuser wirkten ärmlich und nur wenige Einwohner ließen sich überhaupt an diesem Tage auf der Hauptstrasse blicken. Lediglich ein kleiner Junge von der gegenüberliegenden Straßenseite rief etwas auf französisch, wobei nicht sicher war, ob er die zwei merkwürdigen Männer meinte, die hier durch sein Dorf schlichen.
    Frank und Alf beachteten ihn nicht. Sie gingen zu einer Bushaltestelle und fuhren mit der Linie 38 nach Com- piegne. „Nur raus aus diesem Kaff!“ dachten sie sich.
    Der Busfahrer hatte sie merkwürdig angesehen, als er ihnen den Betrag für die Fahrt von ihren Scanchips abgebucht hatte, da war sich Frank sicher. Alfred beteuerte allerdings, dass ihm das nicht aufgefallen war.
    Beide hatten während der Fahrt in dem fast leeren Bus kein Wort gesagt und niemanden der anderen Gäste angesehen. Sie hatten sich in die letzte Reihe zurückgezogen und waren froh über jeden, der sich nicht zu ihnen umdrehte. Der Busfahrer redete während der Hälfte der Fahrt mit einer älteren Frau, die ihm wohl wild gestikulierend ihre Lebensgeschichte erzählte. „Oui!“ und „Non!“ schallte es durch den heruntergekommenen Bus. Irgendwann war man Gott sei Dank in Compiegne angekommen.
    „Gib mir den DC-Stick!“ drängte Frank, als sie aus dem Bus ausgestiegen waren.
    Diese kleine Hürde hatten sie jedenfalls schon unbeschadet genommen. Alfred kramte in seinem schwarzen Rucksack herum und zog den kleinen Datenträger heraus. Auf dem DC-Stick waren die Baupläne der Pariser Kanalisation und die anderen Dateien fein säuberlich geordnet von HOK zusammentragen worden, auch der Stadtplan von Compiegne war dabei.
    „Wir sind jetzt hier im Zentrum, die Mietwagenstation ist nicht weit. Wir können zu Fuß gehen“, erläuterte Frank und schaute sich nervös um. Es befanden sich an diesem Ort deutlich mehr Menschen als in dem kleinen Dorf und das fanden sie mit Recht unangenehm.
    Die zwei Attentäter waren nahe einer Einkaufszone aus dem Bus gestiegen und hier wimmelte es von Passanten. Doch man hielt sie vermutlich nur für Touristen und das fanden die meisten der Vorbeigehenden keines schärferen Blickes für würdig.
    Um sie herum hörten die zwei Attentäter ein Gewirr aus Sprachfetzen. Hauptsächlich französisch. Einige Kinder, die wohl arabisch sprachen, quiekten neben ihnen herum und rannten über die Strasse.
    Compiegne war auf den ersten, aber vor allem auf den zweiten Blick, eine hässliche, graue und schmutzige Stadt. Die Einkaufszone war voll von Bettlern und Obdachlosen, die teilweise in Decken gehüllt in den Ecken lungerten. Einer brüllte mit lallender Stimme herum und warf seine Flasche mit billigem Schnaps vor sich auf den Asphalt. Irgendwo spielte jemand recht schief auf einer Gitarre und sang mit knatschiger Stimme, um ein paar Globes zu ergattern.
    Es war beklemmend hier. Aber wo war es in dieser Zeit noch angenehm? Jedenfalls machten sich Kohlhaas und Bäumer sofort auf den Weg zur Autovermietung, es war bereits nach 17.00 Uhr und sie wollten heute noch einen Leihwagen besorgen.
    Frank fiel auf, dass die Menschen hier irgendwie gebückt gingen. Sie wirkten so, als wollten sie sich besonders klein machen. Vielen leuchtete die Armut aus dem Gesicht, einige wirkten richtig krank und blass. Die zwei wurden von keinem angesehen und sahen selbst auch niemanden an. Sie gingen an verlassenen und leerstehenden Geschäften vorbei. Hier hatte es wohl früher einen florierenden Einzelhandel gegeben, aber das war lange her. Mittlerweile erschienen die Schaufenster in den Erdgeschossen der verfallenen Häuser im Zentrum Compiegnes tot und verstaubt. Der Niedergang einer sicherlich einst schönen Ortschaft war deutlich zu erkennen.
    Was übrig geblieben war, waren die billigen Supermärkte von „Globe Food“ und „3X6 Market“, die ganz Europa und Nordamerika mit schlechtem Fraß versorgten. Hier sammelten sich ebenfalls die Obdachlosen und Armen der Stadt, gestikulierten herum, holten neuen Fusel aus dem Markt und erbrachen sich auch manchmal davor, wenn sie voll genug waren.
    Vom anderen Ende der langen Einkaufsstrasse, die ihren Glanz längst verloren hatte, kam lautes Gebrüll. Ein Jugendlicher hatte einen Obdachlosen niedergestochen, einige Passanten liefen davon,

Weitere Kostenlose Bücher